The beauty and the beast

Die heutige Geschichte handelt von einer Schönheit die weit aussen im karibischen Meer liegt und einem Biest, das dieses kleine Paradies bewohnt und bewirtschaftet. Wir haben uns für eine Woche von Lenny getrennt und sind in ein kleines Zelt unter Palmen gezogen. Aber lasst uns euch die Geschichte von Anfang an erzählen…

Vor nicht allzu langer Zeit haben uns Fabienne und Simon gefragt, ob wir mit Ihnen auf ein Abenteuer aufbrechen wollen. Zur Erinnerung, das sind die Southpolebears aus Langenthal (von einigen auch die Kupplungs-Berner genannt) die wir auf Baja kennengelernt und in Chetumal, als sie Probleme mit der Kupplung hatten, besucht haben. Das Insel-Angebot sieht auf den ersten Blick unschlagbar aus. Für 129 US-Dollar wird man zwei Stunden über die karibische See chauffiert, erhält ein Zelt am Meer und wird in einer Woche wieder abgeholt. Doch wir wissen nicht so genau, wo der Hacken ist, denn googelt man nach Bewertungen des Glover’s Atoll Resort findet man allerhand gute, aber vorwiegend schlechte Kommentare. Wir haben uns trotzdem entschieden das Abenteuer zu wagen und uns einen eigenen Eindruck von der Insel auf dem Atoll zu machen.

Bei der Kommunikation mit den Besitzern fangen die Probleme schon an. Wichtige Fragen wie zum Beispiel wann und wo man abgeholt wird, wie kann man bezahlen, was muss man auf die Insel selber mitnehmen oder auch ob wir das Tauchen im Voraus buchen können, bleiben bis am Ende unbeantwortet. Drei Wochen lang warten wir auf eine Antwort, ob wir nun wirklich Platz haben auf der Insel und unsere Buchung angekommen ist. Emails und Anrufe bleiben unbeantwortet. Doch dann, keine zwei Tage vor dem Abreisetag erhalten wir die Info, dass wir am Sonntag um 10:00 Uhr an der Marina in Hopkins abgeholt werden. Alle anderen Fragen sind noch immer unbeantwortet und so gehen wir davon aus, alles (wirklich alles) mitnehmen zu müssen.

Das Glover’s Atoll liegt vor der Küste von Belize, mitten in der Karibik. Ein Atoll ist ein urzeitlicher Vulkan, welcher absank und heute unter Wasser liegt. Rund um die ehemalige Vulkaninsel bildete sich ein kreisförmiges Korallenriff und dies eignet sich hervorragend zum Tauchen und Schnorcheln. Einige Stellen (4 Inseln gibt es) des Vulkanes liegen noch heute über Wasser, wenn auch nur gerade einen Meter. Auf der Insel «Northeast Caye» liegt das Glover’s Atoll Resort.

Zusammen mit den Southpolebears kaufen wir auf dem Festland Nahrungsmittel für eine Woche ein und packen unsere sieben Sachen. Da wir nicht genau wissen, was uns erwartet packen wir gar unsere Campingstühle, Campingtisch oder auch Küchenmaterial (in weiser Voraussicht) mit ein. Eine Küche soll es angeblich haben, daher vertrauen wir darauf und lassen den Kocher und Gas auf dem Festland. In der Not kochen wir halt über dem Feuer.

Sonntag 12:00 Uhr. Seit zwei Stunden warten wir in der brütenden Hitze und mit nur wenig Schatten – wir machen uns etwas sorgen um unsere Nahrungsmittel, den kühlen können wir nichts. Endlich kommt dann ein kleines Fischerboot, das uns und die weiteren wartenden Gäste abholt und wenig später verlassen wir den Hafen. Der Hafen liegt auf dem Sittee River und die Strecke führt erst auf dem Fluss durch den Dschungel und dann raus aufs Meer. Vorbei am Belize Barrier Reef wo schon die ersten mit Palmen übersäten Inseln und türkisfarbenes Wasser auf uns warten. Dann weiter raus auf das offene Meer bis wir eine weitere Stunde später die westliche Seite des Atolls erreichen. Wir suchen eine Lücke, um mit dem Schiff durch das Korallenlabyrinth rein ins Atoll zu navigieren. Die Insel liegt im Osten und wir fahren einmal quer durch das ovale Atoll.

Angekommen auf der Insel geht es chaotisch weiter. Niemand weiss genau was ab geht und wo wir unser Zeug für die Woche einrichten dürfen. Bis sich dann nach einigen Minuten jemand aus der Menge bemerkbar macht und uns wenig motiviert begrüsst. Dürfen wir vorstellen: das Biest der Insel. Becky ist ihr Name. Ihr verdankt die Insel auch all die schlechten Bewertungen. Völlig unmotiviert labert sie ihr Begrüssungstext runter und erklärt uns völlig belanglose Dinge. Sie erklärt uns, dass man neue Tauchmasken mit Zahnpasta putzen soll, dass einige Fische ihr Geschlecht ändern können oder dass man Brot bestellen kann, sofern sie dann Lust hat zu backen (sie wisse es noch nicht). Ausserdem könne man tauchen, aber erst gegen Ende der Woche, sie wisse auch das noch nicht, man soll sie einfach nochmals fragen. Wo wir schlafen dürfen, wissen wir noch immer nicht.

Irgendwann erhalten wir dann die Info, dass irgendwo auf der Insel ein leeres Zelt sei, sie wisse nicht genau welches. Wir sollen es mal suchen gehen und uns dann melden, ob wir noch Bettlaken benötigen, sie wisse nicht, ob es schon gemacht sei. Ihr merkt, sie weiss eigentlich gar nichts. Ein Zelt finden wir dann, doch das Bettzeugs drin ist schon benutzt. Fabienne und Simon haben ihr eigenes Zelt dabei und nehmen einen freien Campspot in der Nähe unseres Zeltes (wir gehen davon aus es ist unseres, denn alle anderen Zelte haben Gepäck drin). Da wir noch Bettwäsche brauchen suchen wir Becky. Wir gehen gleich zu viert, da wir auch das Tauchen organisieren wollen. Doch Becky ist nirgends aufzuspüren. Wir suchen die ganze Insel ab und finden sie dann irgendwann vor ihrem Bungalow und sprechen sie an – und wünschten das nie getan zu haben. Das Biest ist erwacht.

Becky tickt völlig aus, da wir nicht genau sagen können welche Zeltnummer wir haben, denn eine Nummer haben wir nicht gesehen. Sie läuft davon und flucht um sich herum. Wir laufen nach, denn wir wollen noch mehr Infos und ausserdem brauchen wir Bettwäsche! Bei der Nachfrage ob wir diese Woche ein paar Mal tauchen können, dreht sie uns wieder den Rücken zu, läuft davon und schreit um sich, sie habe ja gar kein Personal und sie habe uns gesagt, dass es erst Ende Woche wieder möglich sei… Völlig perplex und unsicher ob das jetzt gerade wirklich so passiert ist stehen wir vier da und schauen uns an. What the f*** ist mit der los?! Wir entscheiden uns von jetzt an nur noch mit Adriano, dem Angestellten zu sprechen. Er bringt uns dann auch gleich ohne Diskussion neue Bettwäsche. Ob wir tauchen werden, hier auf Glover’s, who knows!

Einen ersten Eindruck des Biests habt ihr jetzt, kommen wir zur Beauty und dem Hauptprotagonisten unserer Geschichte. Die Schönheit ist die kleine Insel und das Atoll, dass mit einem Umfang von 300 Kilometer um die Insel verläuft. Die Insel ist sehr klein, in 10 Minuten ist man einmal rund um die Insel gelaufen. Überall gibt es Palmen und alle Kokosnüsse, die man findet, darf man essen. Auf den Wegen krabbeln duzende Einsiedlerkrebse herum, man muss richtig vorsichtig sein nicht eine zu zertrampeln. Zurück zu den Kokosnüssen, denn dieses Angebot nutzen wir täglich mehrmals. Wir sammeln Kokosnüsse was das Zeug hält und haben schon ein richtiges Lager bei uns angelegt. Nicht nur als Snack sind die leckeren Früchte top, auch zum Kochen brauchen wir sie. Sei es das Wasser oder das Fruchtfleisch als Streusel.

Ja, ihr habt richtig gelesen, wir können kochen. Es gibt wirklich eine Küche auf der Insel. Obwohl es eher ein Unterstand mit rostigem Besteck und dreckigen Töpfen ist. Wirklich brauchbar, ist nur der Gasbrenner. Zum Glück hatten wir so eine Vorahnung und haben Küchenmaterial aus unseren Campern dabei. Wir haben viel Gemüse dabei und hoffen, dass dies möglichst lange geniessbar ist, so ganz ohne Kühlmöglichkeiten. Aus diesem Grund essen wir zu Beginn vor allem die frischen Lebensmittel und Mitte Woche wechseln wir dann unsere Diät auf Fisch. Den bekommt man hier immer frisch. Täglich bei Sonnenuntergang kommen die Fischer vorbei und verkaufen auf einem der Stege ihren Fang des Tages. Wir starten mit einem Fisch pro Person. Am nächsten Tag wollen wir dann etwas mehr und kriegen ein Sonderangebot: 7 Fische für 20 Belizedollar. Das ist etwas mehr als 1 Franken pro Fisch, kein schlechter Deal.

Wir hätten es nicht erwartet, doch tatsächlich bäckt Becky diese Woche zwei Mal frisches Brot. Zu unserem Glück, denn für den letzten Abend haben wir etwas Spezielles geplant. Wir haben zwei Gerber-Fondues dabei, die wir unabhängig voneinander noch in Mexiko gekauft haben.

Die Schönheit unserer Geschichte ist ja die Insel. Doch auch das Atoll rund um die Insel herum ist ein Paradies. Zumindest für uns, denn Tauchen und Schnorcheln ist bei uns hier Tagesprogramm. Wir wachen auf, ziehen unser Flossen und Maske an und springen ins Wasser. Kommen fürs Frühstück oder einen Mittagssnack an Land bevor wir wieder rein ins Wasser springen. Wir machen wirklich nicht viel mehr als lesen, in der Hängematte liegen und im Wasser rumschnorcheln. Rund um die Insel gibt es hervorragende Spots zum Schnorcheln auf dem Korallenriff oder auch im sandigen Bereich mit Seegras. Neben vielen kleinen Fischen entdecken wir riesige Schildkröten, Squids, verschiedene Rochen und dutzende Haie. Und das alles direkt vor der Insel, wenige Meter vor unserem Zelt. Wir wissen mittlerweile genau, wo wir rein müssen, um direkt zu den Haien zu schwimmen. Auch nach Einbruch der Dunkelheit entdecken wir Meereslebewesen, die wir noch nie gesehen haben. Neongrün leuchtende Würmer. Echt krasse Dinger! 😄

Wir könnten noch lange übers Schnorcheln hier philosophieren, doch die Bilder sprechen wohl für sich… Das Highlight für uns waren die Ammenhaie. Jeden Tag schwimmen wir mit den grauen Fischen. Wir lieben es.

Mitte Woche wollen wir eine Abwechslung vom täglichen Schnorcheln. Wir haben noch zwei, drei Mal versucht mit Becky über das Tauchangebot zu sprechen, leider erfolglos. Simon und Manuel machen sich deshalb bereit, um mit dem Kayak einen Kilometer rüber zur Nachbarinseln zu paddeln. Wir wissen nicht, was sich auf der Insel befindet, von weitem sehen wir aber Bungalows und wir hoffen ein Tauchcenter mit etwas besseren Gastgebern zu finden. Dank der Strömung sind die beiden in 10 Minuten bei der anderen Insel angekommen und erreichen einen Strand, der zu einem Hotel gehört. Die freundlichen Angestellten zeigen gleich auf ein Gebäude etwas weiter hinten am Strand. Ein Tauchcenter! Und nette Besitzer! Nach kurzem Smalltalk über ihre giftige Nachbarin (welcher sie seit 25 Jahren aus dem Weg gehen) und ihrer bipolaren Störung, heissen sie uns willkommen und freuen sich morgen mit uns tauchen zu gehen. Einziges Problem, sie können uns nicht auf der Nachbarinsel abholen. Denn sollte das Becky sehen, ist es mit Frieden auf dem Atoll vorüber. Und so kommt es, dass wir um 8 Uhr morgens mit dem Kayak und schnorchelnd (wir haben nur ein Zweierkayak und sind aber 4 Personen) die Überquerung zur Insel «Long Caye» auf uns nehmen. Nach dem ersten Tauchgang zurück auf dem Boot, werden wir gleich gewarnt. Wir sollen unsere Sachen anbehalten und unsere Köpfe runterhalten. Auf dem Boot nebenan sei Becky und sie darf uns nicht sehen 🤣. Aber jetzt mal im Ernst, Becky ist im Boot nebenan am Tauchen?! Und uns hat sie gesagt es gehe diese Woche nicht? Was für ein Biest! Egal, wir sind jetzt eh mit einem professionelleren Tauchcenter unterwegs und das passt so für uns.

Zurück auf der Insel geniessen wir die Abende vorwiegend bei gutem Essen, frischen Kokosnüssen mit Rum und einer Runde Tichu. Wer das Spiel noch nicht kennt, kann gerne zuhause mal auf eine Runde vorbeikommen. Es macht süchtig 😊

Und so endet unser Inselmärchen «the beauty and the beast». Wir sind dem Biest aus dem Weg gegangen und hatten eine entspannte, abenteuerliche und wunderschöne Zeit auf der kleinen Insel weit aussen auf dem Meer. Wir liebten es und würden es jederzeit wieder machen!

Danke Fabienne und Simon für einige der Fotos 😊

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