Big City Life

Nach gefühlt einer Ewigkeit ohne grössere Städte, finden wir das Stadtleben und was es uns alles zu bieten hat als Abwechslung richtig toll.

Wir besuchen mal wieder eine Mall und Steffi stürzt sich in die mit Neonlicht hellbeleuchteten Kleiderläden. Manuel hingegen ist fasziniert von der grandiosen Auswahl im Foodcourt und bemerkt, dass es in der Mall gar ein Kino gibt. Damit kann er auch Steffi überzeugen. Steffi setzt sich bei der Filmwahl durch und ja, wir schauen uns Barbie an. Zur Verteidigung, viel Auswahl an Filmen in Englisch gab es nicht. Der eigentliche Grund für den Mall Besuch ist jedoch der Bankomat. Denn hier gibt es einen der wenigen Bankomaten in Panama mit einer hohen Bezugslimite und einigermassen bezahlbaren Gebühren.

Einige Tage verbringen wir im Casco Viejo, der Altstadt von Panama City. Wir buchen uns ein günstiges Hotel, überlassen Lenny den Arbeitern in der Werkstatt und vertreiben uns die Zeit im touristischen Zentrum der Stadt. Wir machen eine Walkingtour durchs historische, von der UNESCO geschützte, Zentrum, besuchen den Fischmarkt, geniessen die Aussicht von den Rooftops und freuen uns wieder einmal eine Klimaanlage zu haben. Direkt neben unserem Hotel finden wir ein kleines Juwel. Unscheinbar von aussen, aber mit grosser Geschichte, das Café Coca-Cola. Das älteste Café der Stadt ist weltweit das Einzige, das sich nach dem Getränkeriesen nennen darf. Für wenig Geld kriegen wir hier ein super Frühstück, superleckeren Kaffee und geniales panamaisches Essen.

Nach unserem Ausflug ins Zentrum geht es zurück zur Overland Embassy (OE). Obwohl Lenny noch ziemlich mitgenommen aussieht und die Seitenscheibe abmontiert ist, dürfen wir ihn abholen und drin schlafen. Wir brauchen ihn nämlich um morgen früh um 6 Uhr zur Polizei zu fahren. Die Inspektion steht an, um die Papiere für den Export zu erhalten. Die Beamten tragen da jeden Morgen ein Pult auf den Hinterhof und erledigen den Papierkram draussen auf einem Holztisch. Wir hinterfragen nichts, wir wollen einfach den «Fötzel», um Lenny schnellstmöglich wieder ins Trockene zu den Arbeitern der Werkstatt zu bringen. Eine Stunde später ist alles kontrolliert und inspiziert, das Dokument kriegen wir aber erst am darauffolgenden Tag.

Mit unseren Container Buddies Natascha und Sacha (NaSa) fahren wir am Tag darauf zurück auf den Polizeiposten, wo wir nach einer halben Stunde endlich die letzten, wichtigen Dokumente in den Händen halten. Das Ausfuhrzertifikat bestätigt, dass wir Lenny verschiffen und somit ohne Fahrzeug ausreisen dürfen. Den angebrochenen Tag verbringen wir auf dem Causeway, von wo aus man perfekte Sicht auf die in den Kanal einfahrenden Containerschiffe hat. Zudem ist die Sicht auf die Skyline der Stadt genial und das Bier schmeckt da draussen ebenfalls hervorragend. Der Causeway wurde beim Bau des Kanales mit dem Bauschutt aufgeschüttet und ist mehr oder weniger ein Damm, der raus zu vorgelagerten Inseln führt. Da uns die Hitze ziemlich zusetzt und der Hunger ruft, begleiten wir NaSa in eines ihrer Lieblingsrestaurants, das Hard Rock Café.

Lenny muss noch immer von morgen früh bis abends in die Werkstatt. Aus den geplanten zwei bis drei Tagen ist mittlerweile eine Woche geworden und fertig repariert ist noch nichts. Grund genug für uns jeweils ausgedehnte Tagesausflüge zu machen. Heute steht der Panama Kanal auf dem Programm. Die riesigen Schiffe, die den Kanal vom Pazifik in den Atlantik (oder umgekehrt) durchqueren bezahlen einen unvorstellbaren Betrag führ die 80 Kilometer lange Passage. Uns wurde von bis zu 1.2 Millionen US Dollar erzählt. Die Schiffe fahren in Schleusen mit drei Kammern, die mit Wasser aus einem Stausee geflutet werden und die Schiffe damit um über 26 Meter vom Meereslevel auf das Niveau des Gatunsees heben. Die Fahrt durch die Schleuse, dann durch den See und durch die Schleuse am anderen Ende dauert etwa 10 Stunden. Trotz dem hohen Preis ist die Durchfahrt lukrativer und einiges schneller als eine Fahrt um die Südspitze Südamerikas.

Wir besuchen die Miraflores Locks, die über 110-jährigen Schleusen an der Pazifikseite. Doch das Glück hat uns verlassen. Obwohl empfohlen wird zwischen 9:00 und 11:00 Uhr zu kommen ist das letzte Schiff bereits um 8:45 durchgefahren. Die nächsten Schiffe werden um 15:00 Uhr erwartet… in 5 Stunden! Uns bleibt nicht viel übrig als zu warten. Doch auch mit dem einstündigen IMAX-Film über den Kanal und einem ausgedehnten Cafeteria-Besuch, zieht sich das Ganze ziemlich in die Länge. Als uns dann mittgeteilt wird, dass die Schiffe noch eine Stunde Verspätung haben, zerrt das ziemlich an unserer Geduld. Doch die Warterei hat sich gelohnt. Kurz nach 16 Uhr fahren ein Containerschiff und ein Autofrachter in die beiden Schleusen und werden 26 Meter auf Meereslevel abgesenkt. Schon unglaublich wie diese Schleusen vor über 100 Jahren konstruiert wurden und noch immer funktionieren.

Wir verbringen noch ein paar Nächte mehr ohne Scheibe und mit abgeklebtem Loch in Lenny. Zum Glück hat es übers Wochenende nicht zu stark geregnet. Heute soll Lenny fertig werden, neu lackiert und die Scheibe wieder reingeklebt. Damit das alles gut trocknen kann und nicht dem Regen ausgesetzt ist buchen wir uns nochmal ein Hotel für eine Nacht.

Panama City gefällt uns super. Wir hätten es nicht erwartet aber trotz der Warterei auf die Reparatur von Lenny wird uns nicht langweilig. Vieleicht auch wegen der guten Gesellschaft. Auf dem Campground hat es viele Reisende, die ankommen oder durchreisen. Auch Heinz ist wieder hier und auch unsere Containerbuddies NaSa verbringen über eine Woche auf dem Campground, um alles für die Verschiffung vorzubereiten. Einige Ausflüge haben wir zwar aufgrund von Starkregen abgesagt, zum Glück ist aber der Supermarkt mit kaltem Billigbier nicht weit.

Es ist Dienstagnachmittag. Morgen, am Mittwoch um 8:00 Uhr, ist Container beladen in Colon an der Karibikküste angesagt. Man glaubt es kaum, aber Lenny ist wieder ganz und mit Scheibe zurück bei uns! Jetzt gehts ans Eingemachte, Rucksäcke packen und alles ready für die Verschiffung machen.

Das Beladen der Container war eine ziemlich effiziente Sache. Nach der einstündigen Fahrt zum Hafen, stehen die Container schon bereit. Heute wird neben uns noch ein zweiter Container beladen, der jedoch nach Kolumbien geht. Wir sind als erstes Fahrzeug dran. Rückwärts werden wir auf ein Abschleppfahrzeug gezogen und auf die Höhe des Containers gehoben. Dann heisst es einfach nur langsam geradeaus, ja nicht zu viel steuern, denn da sind die Containerwände im Weg. Das mit Abstand schwierigste ist dann, irgendwie aus dem Fahrzeug zu kommen. Eng aber irgendwie machbar. Die Batterie wird als Sicherheitsmassnahme abgehängt und das Fahrzeug gut am Container befestigt. Eine Stunde später sind alle vier Fahrzeuge in den Containern, der Container verschlossen und plombiert. Der wird erst in Hamburg wieder geöffnet.

Zurück in Panama City verbringen wir nochmals zwei Nächte im Hotel, da die günstigsten Flüge erst übermorgen gehen. Wir geniessen nochmals die Hitze am Tag (natürlich nicht wirklich) und das Nachtleben im Casco Viejo. Wir sagen euch eins, zu viel Rum gibt Kopfschmerzen, egal wie gut er ist. Aber wir hatten schliesslich einen Grund zum Feiern.

Damit schliessen wir das erste Kapitel unserer Reise ab. Nord und Zentralamerika ist abgehackt. Es ist schon ein sehr komisches Gefühl so ganz ohne Van weiterzureisen. Zudem wird uns nun richtig bewusst, dass sich unser grosses Abenteuer dem Ende zuneigt. Auf der anderen Seite des Darien Gap wartet der südamerikanische Kontinent. Wir werden diesen aber nur kurz beschnuppern, die Reise mit dem Van muss noch etwas warten.

To be continued…

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