Bananen, Strassenblockaden und eine Gratwanderung

Almirante ist die Hafenstadt (oder eher Dorf) von welcher aus man mit dem Wassertaxi Bocas erreicht. Der Name ist etwas unpassend, denn unserer Meinung nach würde Chiquita besser passen. Hier stapeln sich hunderte von Containern mit dem Logo des bekannten Bananenproduzenten und sogar die Schiffe und der Hafen gehören dem Konzern. Also, wenn du dich mal gefragt haben solltest, woher die Bananen in unseren Läden zu Hause kommen, wir hätten da eine Vermutung.

Aber da wir hier nun mal nicht in Chiquita sind, sondern in Almirante, zurück zum Thema… Der Ort liegt rund 160 Kilometer vom Highway entfernt. Die einzige Strasse schlängelt sich durch die Berge und trumpft, wie hier so üblich, mit vielen Schlaglöchern und aufgerissenem Asphalt auf. In drei Stunden sollte man die Strecke schaffen. Sollte… Wir brauchen gut 7 Stunden, aber nicht wegen dem grandiosen Deckbelag.

Keinen Kilometer ausserhalb von Almirante hält uns ein Polizeibeamter auf dem Motorrad an und kontrolliert unsere Papiere. Mit den Fahrzeugpapieren ist er aber nicht zufrieden, die seien abgelaufen und deshalb ungültig. Wir versuchen ihm zu erklären, dass das Ausstelldatum des Ausweises nicht das Ablaufdatum sei. Auch die Inverkehrssetzung ist nicht das Ablaufdatum. Doch er stellt sich quer. Manuel erklärt ihm, dass die Grenzbeamten, welche unsere Dokumente verstehen, natürlich alles geprüft haben. Wir haben die Importbescheinigung und somit schwarz auf weiss die Bestätigung, dass wir legal das Fahrzeug in Panama bewegen dürfen. Das scheint ihn aber nicht zu beeindrucken. Manuel zückt das Handy und sagt dem Polizisten, dass wir halt nun in Panama City anrufen und unser Kontaktmann ihm gerne erklären kann, wie das sei. Mit dem Kommentar «ich versteh das nicht… fahr weiter» ist die Sache dann plötzlich geklärt und wir dürfen weiterfahren.

Wenige Kilometer später stehen wir im Stau. Im Stau auf der einzigen Strasse, die über die Berge führt (die Alternative wäre hunderte von Kilometern zurück und durch Costa Rica). Erst dachten wir es sei ein Unfall, doch als wir dann Einheimische fragen, meinen sie nur, die Strasse sei blockiert. Wir haben schon gehört, dass es hier ab und zu mal Strassenblockaden der Bevölkerung gibt, um Druck auf die Regierung zu machen. Somit soll erreicht werden, dass auch die ärmeren Gegenden finanzielle Unterstützung und Gehör in der Hauptstadt erhalten. Nach über einer Stunde lösen die extra angereisten Regierungsbeamten die Blockade auf, zumindest ein bisschen und wir können uns zwischen LKW, Baumstämmen und brennendem Zeugs durchquetschen. Keine Ahnung welche Zugeständnisse oder Versprechen der Dorfbevölkerung gemacht wurden. Wir schnaufen auf, jetzt nichts wie los über die Berge.

Doch nein, so einfach ist es nicht. Das übernächste Dorf, der nächste Stau, die nächste Strassenblockade. Erneut Baumstämme quer über die Strasse. Ja gar ganze Bäume mit Blättern liegen da. Die Regierungsbeamten sind bereits vor Ort und diskutieren mit den Bewohnern wie die Blockade entfernt werden kann. Irgendwie klären sie es dann auch hier eine weitere Stunde später. Nach über 7 Stunden im Auto erreichen wir wieder den Highway, die Panamericana und damit die Pazifikküste. Das war ein anstrengender Tag! An einem menschenleeren Strand in Las Lajas verbringen wir die vermutlich letzte Nacht am Meer. Zumindest in unserem Büssli, am Strand und unter Palmen.

Wir fahren weiter südlich, immer näher an unser finales Ziel, Panama City. Hundert Kilometer vor der Stadt biegen wir aber nochmals vom Highway in die Berge ab. Mitten im Krater eines uralten Vulkanes liegt das El Valle de Anton. Ein kleines Dorf, das vor allem für eine atemberaubende Szenerie und schöne Wanderungen bekannt ist. Und deshalb sind wir da, eine letzte Wanderung in Zentralamerika. Wir besteigen die India Dormida, einen Hügel oder eher Hügelkette, welche vom Dorf her aussieht wie eine schlafende indigene Frau. Die Wanderung ist wunderschön und wir merken, dass wir uns auch wieder ein bisschen auf die Schweizer Landschaft freuen. Denn einige Abschnitte erinnern uns sehr an zuhause. Der Aufstieg startet zwar noch in feuchtem, tropischem Wald, doch schon bald erreichen wir die Baumgrenze und finden uns auf dem Grat wieder. Wir spazieren 6 Kilometer über den Grat und geniessen den schönen Ausblick runter ins Tal und auf der anderen Seite bis an die Pazifikküste. Trotz kleineren Regenschauern ein gelungener letzter Ausflug in die Höhe.

Zurück auf dem Campingplatz von Mario (einem pensionierten Biologen, der oft mit Schweizern Biologen zusammengearbeitet hat) angekommen, erreicht uns die Regenfront dann noch richtig. Wir sind froh, wieder unten zu sein und nicht mehr auf den glitschigen Felsen.

Bei strömendem Regen hängen wir in der Hängematte rum, als wir plötzlich jemanden hupen hören. Natascha und Sascha, unsere Containerbuddies, fahren auf den Platz. So ein Zufall, denn eigentlich dachten wir sie seien noch am Strand. Doch die Hitze hat ihnen zugesetzt und sie sind auch für die kühleren Temperaturen hier. Wir stossen gebührend auf das nahende Ende unserer Reise an. Auch für die beiden geht eine eineinhalbjährige Reise quer durch die Amerikas zu Ende. Nach einigen Bier, einer Flasche Wein und paar Gläsern Rum gehen wir fast unterkühlt ins Bett. Der Regen hat die Temperaturen auf unter 20°C sinken lassen, wie geil!

Wir fahren weiter – mit einem gemischten Gefühl. Wir fahren nach Panama City, unser Endziel. Die Stadt, welche, nach über 60’000 Kilometern, das Ende unserer Reise von Halifax in Kanada nach Panama einläutet. Wir werden noch einige Tage im Land bleiben und viele organisatorische Sachen erledigen müssen. Zudem wollen wir auch den Kanal und die Stadt noch besichtigen. Ihr seht, wir haben noch einiges vor in Panama, aber trotzdem, für uns neigt sich die Zeit im Camper langsam dem Ende zu…

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