Kaffee im Tal der hohen Palmen

Einige von euch kennen ihn vielleicht, einige nicht. Wir bis jetzt noch nicht. Den Disney Film «Encanto». Spätestens seit unserem Besuch in Salento kennen wir jedoch den Inspirationsort des Filmes. Der kleine Ort Salento diente für die Filmemacher als Vorbild für den fiktiven Ort im Film. Deshalb sind hier in Salento Bilder des Filmes allgegenwärtig.

Wir können es nachvollziehen, weshalb der Ort als Vorbild für einen magischen Disneyfilm dient, denn der kleine Ort gefällt uns sehr. Er liegt auf einem Hochplateau mitten in den Kaffeeplantagen und im Ort herrscht, zwar sehr touristisches, aber auch gemütliches Treiben. Unzählige Souvenir-Shops, Restaurants und Hotels. In unserer Stammbar, einer billigen Fonda, bestellen wir uns jeweils das Fürobebier und bestaunen das Geschehen um uns herum.

Wir nächtigen in einem kleinen, aber feinen Guesthouse am Rande des Städtchens. Die halbdeutsche Besitzerin hat uns gleich bei unserer Ankunft ein Reiseprogramm für unsere zwei Tage hier zusammengestellt. Sie empfiehlt uns gleich jetzt noch einen Willy zu nehmen, denn wir sind noch nicht zu spät, um an einer Kaffeetour teilzunehmen. «Luger» ist die Kaffeeplantage, die gemäss unserer Gastgeberin die beste Tour anbietet. Wir spazieren zum zentralen Park, wo die Willys fahren. Ein Willy ist ein Jeep, der mit ca. 15 Touristen vollgestopft wird (und auch Einheimische, aber die Willys zu den Kaffeefarmen sind natürlich eher mit Touris vollgestopft). Pünktlich zur letzten Tour des Tages erreichen wir die Plantage und lernen alles über den Anbau, die Pflege der Pflanzen, die Ernte, die Verarbeitung, Röstung und natürlich das Brauen des Kaffees auf traditionelle Weise. Die Tour ist sehr interessant und wir dürfen sogar eigene Bohnen rösten, mahlen und verkosten. Uns ist jetzt auch klar, wieso wir vom kolumbianischen Kaffee noch nicht so überzeugt sind. Er ist sehr leicht, wenig Geschmack und eher so ein Kaffee Halb-Halb Zeugs, fehlt nur der Schnaps. Der Grund dafür ist, dass alle guten Bohnen für den Export bestimmt sind. Für den kolumbianischen Markt sind nur die billigsten Bohnen vorgesehen. Die sogenannten Pasillas. Das sind Bohnen, die von Käfern befallen sind oder durch die Witterung nicht oder nur schlecht gedeihen und deshalb als «Defekt» klassifiziert werden. Was für den Export nicht reicht, wird in Kolumbien gebraucht und daraus der klassische kolumbianische Tinto gebraut.

Nach Salento sind wir vor allem auf Wunsch von Steffi gekommen. Denn wenige Kilometer weiter liegt das weltbekannte Cocora Tal und dieses steht auf Steffi’s Todo-Liste ganz oben. Im Cocora Valley wachsen Wachspalmen, die bis zu 60 Meter hoch werden. Palmen auf über 2000 Metern Höhe, einzigartig und so ist auch der Anblick. Frühmorgens, noch vor den Touristenmassen, wandern wir los und bestaunen die über 100 Jahre alten Wachspalmen, die übrigens auch der Nationalbaum Kolumbiens sind. Hier im Tal wachsen über 80% aller Palmen dieser Art. Zur Hauptattraktion zählen Kunstinstallationen zwischen den Palmen, die uns aber nicht so gefallen. Wir wandern weiter ins Tal und geniessen unsere letzte Wanderung auf amerikanischem Boden.

Zur Feier des Tages (und dem internationalen Tag der Arepa, haben wir nicht geplant, ist aber so) geniessen wir feine, mit Chicken, Schwein oder Lachs gefüllte Arepas in einem venezolanischen Restaurant. Echt lecker die Dinger!

Das Ende unserer Reise naht, wir fahren in Richtung Bogota. Doch etwa 50 Kilometer davor biegen wir nochmals ab und fahren zu einem Hotel das wir als gut und preiswert befunden und somit gebucht haben. Nach einer Stunde auf der wohl schlechtesten Strasse unserer Reise (aber egal, ist ja ein Mietwagen) erreichen wir die Finca. Zu unserem Erstaunen ist der Besitzer aber nicht da. Die Köchin heisst uns etwas verwirrt willkommen und meint sie erwarte heute keine Gäste. Doch nach einem kurzen Telefonat mit dem Besitzer klärt sich das schnell und wir dürfen sogar ein grösseres Zimmer beziehen. Das Zimmer, das wir gebucht haben, sei zu klein für uns. Das neue Zimmer ist so gross, dass eine komplette Gross-Familie einziehen könnte. Uns gehört heute die komplette Finca! Pool, Privatköchin die uns ein Baby Beef (ledriges Rindssteak) zubereitet und sogar eine private Kirche. Was sollen wir denn damit anfangen?! Der Besitzer fährt extra zwei Stunden von Bogota, um uns persönlich zu Begrüssen und uns im Anwesen rumzuführen.

Wir kommen uns vor, als wären wir im falschen Film, beziehungsweise mitten in der Netflix-Serie Narcos. Genau so fühlt es sich hier an. Diese Finca könnte locker einer der Drehorte gewesen sein. Wer weiss, vielleicht war es auch nicht nur ein Drehort für die Serie 😉

Wir wollen so früh wie möglich am nächsten Tag losfahren. Zum einen, weil es uns etwas suspekt vorkommt, zum anderen müssen wir bis am Mittag das Auto zurückgeben und je nach Verkehr brauchen wir für die 50 Kilometer gut drei Stunden. Doch Nein, Rogelio der Besitzer begrüsst uns gleich am Morgen beim Frühstück. Wir sollen die traditionelle Frühstückssuppe probieren. Steffi kehrt es fast den Magen als sie den Knochen aus der Brühe ragen sieht. Rogelio sieht es Steffi an und wenig später folgt das Spiegelei aus der Küche.

Vor der Abfahrt müssen wir Rogelio noch zur Baustelle begleiten. Er will uns unbedingt von seinen Plänen erzählen und den Fortschritt zeigen. Er baut ein paar Glamping Iglus mit Jacuzzi (das scheint hier voll das Ding zu sein). Eröffnung in einem Monat, ja genau, denken wir uns. Den von Iglu oder Jacuzzi sind die paar Löcher im Boden noch weit entfernt und wir kennen mittlerweile die kolumbianische Arbeitsmoral und Pünktlichkeit.

Zeitlich wird es langsam knapp und wir verabschieden uns von Rogelio. Manuel drückt aufs Gaspedal, überholt wie die Einheimischen (doppelte Sicherheitslinien gelten hier, wie auch Stoppschilder, eher als Empfehlung) und bei roten Ampeln wird nicht mehr hintenangestellt, sondern zuvorderst reingedrückt.  Mit 15 Minuten spatzig erreichen wir den Flughafen Bogota und können noch ohne Aufpreis den Wagen abgeben.

Bogota, unser allerletzter Ort auf nicht europäischem Boden. Wir machen es wie immer. Bisschen Sightseeing, noch mehr Bier trinken, Essen und diesmal kommt noch etwas Shopping dazu. Es scheint, als hätte Steffi doch noch paar Fränkli auf dem Konto übrig. Zudem haben wir alte Bekannte getroffen, die wir in Antigua Guatemala kennengelernt haben. Die Franzosen Natacha und Remi sind hier zurzeit mit ihrem Jeep in einer Werkstatt.

Bogota ist bekannt für seine Graffitis und angeblich eine der Top 5 Städte, wenn es um diese Art von Kunst geht. Wir laufen mit einer Tour durch die Innenstadt, um die Hintergründe und Bedeutungen von den Graffitis zu erfahren. Graffitis sind in Bogota seit wenigen Jahren legal. Wusstet ihr, dass es aber einen tragischen Tod eines Teenagers und einen Besuch des kanadischen Musiker Justin Bieber brauchte, bis die Regierung endlich die Kunst legalisierte? Wir auch nicht…

Weiter ging es auch nach der Tour mit Kunst. Für uns zwar die weniger spannende, aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache. Picassos und Monets kann man kostenlos im Botero Museum anschauen. Die Sammlung von Fernando Botero ist tatsächlich ziemlich beeindruckend. Einen Tag später erfahren wir dann noch, dass Fernando Botero genau gestern verstorben ist! Weiter mit dem Sightseeing geht es auf der Plaza Bolivar wo zu Escobars Zeiten der Justizpalast mit Panzern gestürmt wurde, dann rauf auf den Hausberg Monserrate der auf über 3150 Meter einen atemberaubenden Blick auf die Hauptstadt des Landes bietet. Wiedererwartens ist es da oben eiskalt! Wir haben gleich eine Runde Coca-Tee bestellt. Fehlte nur noch der Schnaps…

Morgen geht unser Flug. Zum Abschied kehren wir noch einmal in unserer Stammkneipe der BBC (Bogota Beer Company) ein und besuchen eines unserer Lieblingsrestaurants der Stadt. «Patacones» ist der Name des Restaurants uns das servieren sie auch. In jeglicher Ausführung! Die Patacones (frittierte Bananen) gibt es mit jeglicher Art von Topping. Fleisch, Wurst, Gemüse und unser Favorit ähnlich wie eine Pizza, überbacken mit Serano-Schinken und Rucola.

Die Zeit ist gekommen uns zu verabschieden. Von Kolumbien und Südamerika. Wir fliegen nach Montreal in Kanada, wo wir einen Anschluss nach Frankfurt haben. Fingers crossed, dass alles wie geplant funktioniert und wir schon bald europäischen Boden berühren.

Bis bald, auf der anderen Seite der Kugel.

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