We are coming home!

Pünktlich heben wir in Kolumbien ab und verlassen Südamerika. Wir überfliegen fast die gesamte Strecke, die wir in den letzten 1.5 Jahren gefahren sind und landen 7 Stunden später im französischen Teil Kanadas. Wir sind sogar 30 Minuten zu früh in Montreal, Pech nur, dass der kleine Flughafen kein freies Gate hat und unser Flieger 30 Minuten auf der Landebahn warten muss. Wir freuen uns, hier in der Heimat der «Poutine» wieder mal eine dieser leckeren Spezialitäten Kanadas zu verkosten. Doch leider ist der Flughafen wirklich sehr klein und Poutine steht nirgends auf der Menükarte.

Zwei Stunden später sitzen wir im nächsten Flieger und diesmal geht es über den grossen Teich. Nächster Halt Europa! Wieder überpünktlich landen wir nach einem schlaflosen Flug in Frankfurt, wo wir eine halbe Ewigkeit auf unser Gepäck warten. Wir wollen schon eine Vermisstenanzeige aufgeben, als endlich unsere Taschen auf dem Rollband auftauchen. Todmüde und nichtsahnend spazieren wir in Richtung Ausgang als plötzlich Steffi’s Eltern vor uns stehen. Fast starr vor Schock benötigen wir einen Moment, um zu begreifen was hier vor sich geht. Ohne uns zu informieren haben sie die Reise nach Frankfurt auf sich genommen, um uns mit Köstlichkeiten aus der Heimat zu begrüssen. Endlich wieder Cervelat! Esther und Pius sind mit dem Wohnmobil angereist. Wir verbringen den restlichen Tag bei ihnen auf dem Campingplatz und stossen auf unsere Rückkehr an. Das erste deutsche Bier schmeckt Steffi übrigens gar nicht, wir haben uns so an das leichte Mittelamerikanische Bier gewöhnt. Aber nach dem zweiten haben sich unsere Geschmacksknospen zum Glück erholt. Wir sind beruhigt.

Am nächsten Morgen reisen wir mit dem FlixTrain weiter nach Hamburg. Für schlappe 20 Euro einmal quer durch Deutschland. Hier treffen wir am Nachmittag unsere Containerbuddies Natascha und Sacha wieder, die bereits am Morgen von Basel hochgeflogen sind. Mitten auf der Reeperbahn quartieren wir uns für zwei Nächte im Hostel ein. Das Schiff mit unserem Container steht bereits im Hafen, doch der Container muss zuerst noch durch den Zoll und der gesamte Papierkram dauert seine Zeit.

Wir geniessen deshalb das kulinarische Angebot Hamburgs auf der Reeperbahn. Astra, Kiezmische und Berliner Luft. Wir besuchen Olivia Jones, die mit Abwesenheit glänzt, bestaunen die bekannte Ritze und weitere mehroderweniger zwielichtige Lokale. Da wir alle schon mehrmals in Hamburg waren verzichten wir auf das klassische Sightseeing und konzentrieren uns aufs Zmörgele im Café und Feierabendbier im Biergarten.

Am Abend vor der geplanten Abholung unserer Fahrzeuge kommt dann die schlechte Nachricht. Der Zoll hat einen Scann unseres Containers angeordnet und das dauert nochmals einen Tag länger. Mist, wir haben aber kein Hotel und unser Hostel ist für morgen komplett ausgebucht. Zurzeit findet nämlich das Reeperbahn Festival statt und in der gesamten Stadt lässt sich fast kein bezahlbares Hotel mehr finden. Nach langer Suche finden wir ein zwar völlig überteuertes, aber zahlbares Viererzimmer.

Ein weiterer Tag mit ausgiebigem Zmörgele, Käffele und Bierli trinken vergeht. Ricardo, unser Agent vor Ort, meldet sich wieder bei uns. Sie haben den allerletzten Timeslot für den Scan in dieser Woche erhalten. Und dieser Timeslot ist erst übermorgen! Wirklich doof, denn das heisst, wir fangen wieder an Hotels zu suchen. Zum Glück hat unser erstes Hostel wieder Platz in einem Viererzimmer. Auch völlig überteuert, aber wenn wir nicht 2 Tage durchfeiern wollen, bleibt uns nichts anderes übrig. Danke Reeperbahn Festival…

Freitagmorgen ist der Tag der Tage. Wir haben uns mit Ricardo um 10:00 Uhr im Hafen verabredet. Wir fahren zu viert mit dem Uber hin und tadaaaa… da steht er. Der noch plombierte Container, den wir gut einen Monat zuvor in Panama verschlossen haben. Endlich geht es los mit entladen. Die Batterien wieder anschliessen und hoffen, dass die Fahrzeuge wieder anspringen. Und das machen sie! Yaay!!!

Noch ein kurzer Besuch beim Zoll für eine alibimässige Durchsuchung des Fahrzeuges und wir dürfen gehen. Wir sind wieder auf europäischen Strassen unterwegs, ab jetzt heisst es wieder Sicherheitslinien sind keine Empfehlungen mehr, Tempolimit gilt nicht als Mindesttempo und Überholen in Kurven wird nicht mehr so gerne gesehen. Ja, so schwer kann das Leben sein.

Wir fahren zur nächsten Tankstelle und gönnen Lenny wieder mal etwas Qualitätsdiesel. Wir verabschieden uns von Sacha und Natascha die noch heute bis in die Schweiz fahren wollen. Wir begnügen uns mit einer kurzen Fahrt für heute. In der Nähe von Celle finden wir einen Campingplatz. Endlich können wir wieder in unserem bequemen Bett übernachten!

Der nächste Tag beginnt dann leider nicht ganz, wie wir uns das vorgestellt haben. Lenny springt nicht mehr an. Auch nach mehrmaligen Versuchen geht absolut gar nichts. Wenn ihr auch denkt, dass das ist jetzt ein schlechter Witz ist, dann geht es euch wie uns. 1.5 Jahre konnten wir jeden Tag ohne Probleme losfahren, mussten nie überbrücken oder hatten auch nur die geringsten Startschwierigkeiten. Und jetzt, nach nicht mal 24 Stunden in Deutschland haben wir eine Panne?! Wir fühlen uns wie bei versteckter Kamera, nur dass da leider weit und breit keine Kamera ist. Das Überbrücken mit anderen Fahrzeugen bleibt auch erfolglos. Zum Glück haben wir seit wenigen Tagen unsere Versicherung wieder aktiviert und können so vom kostenlosen Pannendienst profitieren. Nur – der Pannendienst, der lässt auf sich warten. Ganze 5 Stunden sitzen wir auf dem Campingplatz und warten. Mit der langen Fahrt heute wird es wohl nichts mehr. Der Pannenhelfer kann Lenny starten und meint, die Batterie könnte defekt sein. Wir sollen zur Sicherheit 2 Stunden fahren und hoffen, dass er anschliessend wieder anspringt. Wir fahren nach Braunschweig und während Steffi Essen einkauft, wartet Manuel mit laufendem Motor auf dem Parkplatz. Auf einem Stellplatz angekommen wagen wir es und stellen den Motor ab. Morgen ist zwar Sonntag, aber unweit des Stellplatzes hat es Werkstätten, die uns sicher am Montag helfen können, falls wieder nichts geht.

Doch so weit kommt es nicht. Lenny springt an, als wäre nie was gewesen. Wir zerbrechen uns den Kopf und wissen bis heute nicht, was das Problem gewesen ist. Manuel vermutet, es war Steffis Putzattacke vom Vorabend, als sie alle Knöpfe paar Mal drückte. Steffi tippt auf die lange Fahrt übers Meer im Container die Lenny bestimmt etwas seekrank werden liess. Uns ist es eigentlich egal, Hauptsache wir kommen zurück in die Schweiz, ohne nochmals eine Werkstatt aufzusuchen.

Das klappt dann auch wie gewünscht. Wir fahren quer durch Deutschlands und gegen Süden. Die letzte Nacht verbringen wir nur wenige Kilometer vor der Grenze zur Schweiz. Wir wollen morgen ja nicht zu spät zuhause sein und unsere eigene Party verpassen.

Es ist Samstag, 14:15 Uhr und wir fahren ab der Autobahn in Dagmersellen. Uns wurde gesagt, wir sollen anrufen, wenn wir da sind. Wieso wird uns wenige Minuten später bei der Einfahrt in Schötz klar. Farbiger Rauch, soweit das Auge reicht – und das reicht in dem ganzen Nebel nicht mehr so weit.

Unsere Freunde und Familien sind schon bisschen verrückt, aber genau darum lieben wir sie und sind überglücklich wieder zuhause bei unseren Liebsten zu sein. Und jetzt alle umarmen, anstossen und Paaaaaaartyyy!!!

We are back! We are home! Und wir bleiben… für eine Weile zumindest.

Unser nächstes Abenteuer heisst vorerst: Zügeln und Job suchen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert