Döner im deutschsprachigen Belize

Nach einer Woche am Meer, beziehungsweise im Meer, sind wir wieder heil auf dem Festland angekommen. Nun wollen wir noch einen Teil von Belize entdecken, den wir bis jetzt noch nicht gesehen haben. Bisher waren wir vor allem auf Inseln oder im Dschungel unterwegs. Belize hat aber noch einiges mehr zu bieten und darum erkunden wir den, an Guatemala angrenzenden, Cayo District.

Cayo ist einer der 6 Distrikten in Belize und stark von der Landwirtschaft geprägt. Vor allem wollen wir hier aber das Mountain Pine Ridge Forest Reserve erkunden. Dieser Nationalpark dient zum Schutz der hier liegenden Kiefernwälder. Die Strassen im Nationalpark sind nur teilweise asphaltiert und es wird abgeraten bei Regen auf die Schotterpisten zu fahren. Die Strassen können nicht nur ziemlich dreckig, sondern auch sehr glitschig werden. Aber wie das halt so ist, muss es genau heute regnen. Eigentlich sind wir froh über die Abkühlung, denn wir hatten schon seit Monaten keinen Regen mehr und so wird auch Lenny wieder mal, zumindest ein bisschen, gewaschen.

Na, was solls… verschieben wir den Nationalpark auf morgen und machen es uns für einen Tag auf einem Campingplatz im Grenzörtchen San Ignacio gemütlich. Der angekündigte Regen wird zu einem Gewitter und es regnet, blitzt und donnert fast den ganzen Tag.

Am nächsten Morgen ist es zwar noch nicht sonnig, doch das Gewitter scheint vorübergezogen zu sein. Wir machen uns deshalb auf den Weg in die Berge in den geschützten Kiefernwald. Der Park ist wirklich sehr schön und es gibt diverse Wasserfälle und natürliche Pools, die zum Baden einladen. Die Pools beim «Rio on Pools» sind wirklich der Hammer. Es hat keine Leute und die Pools sind riesig. Wir geniessen es hier in vollen Zügen.

Wir wollen noch weiter rein in den Nationalpark, obwohl die Strassen zunehmend schlechter werden. Sie werden enger, dreckiger, weicher, steiler und löchriger. Doch unser Ziel ist in greifbarer Nähe. Wir wollen zu der Rio Frio Cave. Wenige Kilometer vor der Höhle springt uns plötzlich ein Tier vor dem Auto über die Strasse und in den Wald. Manuel sah noch den Schatten, Steffi hat die Katze ganz genau gesehen. Es war ein Tigrillo, die kleinste wilde Katze, die es in Belize gibt. Steffi kann es kaum glauben, ihr grösster Wunsch (eine Katze in Belize zu sehen und nein, Hauskatzen zählen nicht) ist in Erfüllung gegangen!

Wir fahren weiter und parken am Strassenrand bei einem Nature-Trail. Von hier gibt es einen Wanderweg, der zur grossen Höhle führt. Die Strasse ist uns mittlerweile etwas zu schlecht und wir wollen nichts riskieren. Daher entscheiden wir uns lieber 2 Kilometer zu wandern als irgendwo im nirgendwo stecken zu bleiben. Nach der kurzen Wanderung erreichen wir den ersten Eingang zur Höhle. Es ist echt gewaltig wie gross die Höhle ist.

Wir versuchen durch die Höhle durchzukommen, denn weit hinten sieht man den zweiten Eingang. Doch ohne Kletterausrüstung oder einem Böötli kommt man nicht trocken durch die Cave. Wir müssen rundherumlaufen. Auf dem Weg springt Steffi plötzlich zur Seite und zeigt auf etwas auf dem Boden. Was hat sie den jetzt plötzlich, denkt sich Manuel, solche Wasserläufer haben wir ja schon zu Hunderten gesehen. Doch Steffi hat was anderes gesehen, die Echse hockt auf ihrem Nest und brütet die Eier, welche sich in einem kleinen Loch im Boden befinden, aus.

Beim zweiten Eingang (oder Ausgang, je nachdem wie man es betrachtet) beginnt es plötzlich wie aus dem nichts zu regnen. Oops, hoffentlich schaffen wir es noch raus aus dem Park. Doch kein Problem, unser Lenny-Traktor meistert die Pisten hervorragend. Einige Stellen sind zwar schon etwas sehr glitschig, doch mit genug Anlauf kommen wir gut die Hügel hoch. Auf halbem Weg treffen wir auf Julie und Jeff, zwei Motorradfahrer aus Australien und Kanada die wir gestern kennengelernt haben. Sie stehen mit halb auseinandergebautem Motorrad am Strassenrand. Eine Ameise hat irgendwas in Julie’s Motor verstopft und den Motor lahmgelegt. Doch bei unserer Ankunft konnten sie das Problem schon beheben und fahren uns dann bald hinterher (oder davon).

Gegen Abend fahren wir nach Spanish Lookout. Unsere letzte Nacht in Belize wollen wir in diesem kleinen Auswanderer-Dorf verbringen. Wir haben einen Tipp erhalten, dass in diesem Ort vor wenigen Wochen eine Dönerbude von einem Deutschen Auswanderer eröffnet wurde. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen!

Beim Döner angekommen steht ein grosses Schild vor der Tür «geschlossen, wir sind um 18:30 zurück». Auf dem Parkplatz davor fährt ein SUV weg und macht eine Vollbremse als er uns sieht. Er lässt die Scheibe runter, schaut uns an und sagt «Schweizer?!». Es sind die Besitzer, Kajin und seine Frau Amal. Sie wollten soeben für eine Stunde kurz weg. Kajin öffnet für uns die Tür des Lokals und ruft seiner Tochter. Sie soll uns schon mal mit Schwarztee versorgen, bis er wieder zurück sei. Wir müssen ihm Versprechen auf ihn zu warten, er will mit uns noch ein bisschen plaudern und ein Foto machen. Eine Stunde später sind Kajin und Amal zurück und das Lokal füllt sich mit Leuten. Und alle sprechen Deutsch, oder so was in der Art. Es gibt hier so viele Auswanderer und Mennoniten, das halbe Dorf spricht hier Deutsch oder so eine Art Englisch-Deutsch-Komisch-Mix. Einige versteht man jedoch kaum noch.

Auch mit den Dönerbuden-Besitzer kommen wir noch ins Gespräch und sie erzählen uns ihre Geschichte. Wieso man in Belize landet und weshalb man auf die Idee kommt hier einen Dönerladen zu eröffnen. Für uns etwas surreal, eine deutsche Community in Belize, direkt an der Grenze zu Guatemala. Zudem hätten wir nicht erwartet bei einer kurdischen Familie zu Besuch zu sein, welche zu Gott gefunden hat und deshalb Deutschland verlassen musste und jetzt für uns und den Erfolg unserer Reise betet. Zum Abschied werden wir noch mit Kokosnusswasser und Softdrinks beschenkt.

Im Stadtpark des Ortes verbringen wir unsere letzte Nacht in Belize an einem See und bereiten alles für die morgige Grenzüberquerung vor. Geweckt werden wir hier im deutschen Bauerndörfchen für einmal nicht mehr von Brüllaffen oder den Zikaden, sondern von den Kühen, die auf der Wiese neben uns vor sich hin muhen. Wir fühlen uns irgendwie wie zuhause.

Doch Nein, nach Hause geht es jetzt noch nicht. Es geht ins nächste Land, nach Guatemala!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert