Der Schweiss läuft auch in Südamerika

Überpünktlich landen wir nach 45 Minuten Flug an der Karibikküste Kolumbiens und auch alles Gepäck hat es geschafft. Hätten wir von der Billigairline nicht erwartet 🙂 Nur die Einreise nach Kolumbien stellt sich als etwas harziger als erwartet dar. Doppelt so lange wie der Flug stehen wir bei der Migration an, um dann endlich doch noch einen Stempel in den Pass zu kriegen.

Die ehemalige Piraten- und Seefahrer-Hochburg Cartagena ist unser erster Ort im Land. Wir haben viel Gutes über das lebendige Nachtleben und die schönen Kolonialbauten der Stadt gehört. Die beiden Hauptattraktionen sind die ummauerte Altstadt und das ehemals zwielichtige Quartier Getsemaní. Noch vor zehn Jahren galt das Viertel als NoGo-Area für Touristen, auch Manuel erinnert sich noch an seinen letzten Besuch in der Stadt. Doch heute ist Getsemaní der Stadtteil der sowohl Einheimische als auch Touristen in Strömen anlockt. So auch uns und wir buchen unser Guesthouse mitten in einer engen Gasse im Quartier.

Wir verbringen drei Tage in der Stadt und schwitzen uns den Allerwertesten ab. Hier ist es gefühlt nochmal heisser und feuchter als in Panama. Trotz der Hitze wollen wir so viel wie möglich sehen. Gleich am ersten Morgen gehen wir auf eine Free Walking Tour durch die Altstadt, auf die Befestigungsmauern, durch den grossen Stadtpark (inklusive Faultier, Affen und Iguanas) bis ins Getsemaní Quartier. Die Altstadt, im 16 Jahrhundert gegründet, war einst komplett ummauert, um sich vor Angriffen der Piraten oder anderen Kolonialmächten zu schützen. Wir wollen euch nicht mit trockenen Geschichtsfacts langweilen, aber die Geschichte der Stadt ist sehr interessant und die kolonialen Bauten wunderschön. Wir laufen durch die Gassen und wollen jede Ecke der schönen Stadt erkunden. Aufgrund der Hitze (und besonders der schwülen, feuchten Luft) ist es aber schwer alle Infos des Guides abzuspeichern. Dank frischen, eisgekühlten Fruchtsäften (und für Manuel leckeres Bier aus Yucca) die es an jeder Strassenecke gibt, ist es aber etwas besser auszuhalten. Zum Glück haben wir ein klimatisiertes Zimmer. Ohne die tägliche Siesta am Nachmittag würden wir es wohl kaum länger als einen Tag in der Stadt aushalten. Zum ersten Mal schätzen wir hier die Annehmlichkeiten eines Hotels und dem Reisen ohne Van.

Unser Highlight in der Stadt ist aber definitiv das lebendige Getsemaní Quartier. Morgens ist es ruhig in den Gassen und es hat nur wenig Leute, die sich in eines der Cafés verirren. Gegen Mittag erwacht das Quartier, Handwerkkünstler stellen ihre Stände auf und die Gassen werden mit Bildern geschmückt. Am liebsten würde Steffi Grosseinkauf machen, doch die Bilder passen weder in unser Gepäck noch in unser Budget. Am späteren Abend erwacht das Quartier dann richtig zum Leben. Laute Musik, Strassenkünstler (Michael Jackson ist zu neuem Leben erwacht und auch Shakira hat einen Auftritt), günstiger Street Food und leckere (und auch sehr günstige) Drinks prägen das Strassenbild. Ein Bier kostet 1 Dollar, ein Mojito gibts für 2 Dollar, ein Spiessli mit Rind, Schwein oder Chicken für 1.50$. So günstig haben wir auf unserer Reise noch nirgends gegessen und getrunken – und dann noch mit (mehr oder weniger guter) Unterhaltung. Drei Nächte sind wir in der Stadt und drei Abende stürzen wir uns ins Getümmel.

Wir reisen weiter der Küste entlang. Nach eineinhalb Jahren mit dem eigenen Auto, planten wir eigentlich noch ein paar Wochen mit den öffentlichen Bussen weiterzureisen. Aber irgendwie haben wir wirklich keinen Bock auf vollgestopfte Busse, wahrscheinlich überklimatisiert und mit dem immer wiederkehrenden selben Film an Bord. Nennt uns bequem oder alt, wahrscheinlich habt ihr auch recht damit. Wir hingegen sagen uns, dass wir etwas mehr Flexibilität wollen und buchen daher kurzerhand einen Mietwagen und wagen uns in den kolumbianischen Verkehr. Was soll schon passieren, schliesslich fahren wir seit 9 Monaten durch Zentralamerika?!

Doch der Verkehr hat es in sich. Wir dachten wir haben schon viel gesehen und konnten uns nicht vorstellen, dass der Verkehr schlimmer als in Mexiko, Guatemala oder Panama sein kann. Doch Kolumbien ist ein nächstes Level. Mit viel hupen, fluchen und «Augen zu und durch» schaffen wir es aber irgendwie durch den Verkehr und aus der Stadt raus.

Wir fahren der Küste entlang nach Palomino, einem hippen Strand. Vor wenigen Jahren gab es da noch nicht viel, ausser einem schönen Strand, einigen lokalen Restaurants und kleinen Guesthouses erinnert sich Manuel. Heute stehen da viele schöne Hotels mit Pool und Restaurants mit internationalem Essen. Wir fahren zu unserem Hotel, die Strasse wird immer löchriger und schlammiger. Hotels werden an jeder Ecke gebaut, die Strasse wird dagegen etwas vernachlässigt. Erneut sagen wir uns «Augen zu und durch», ist ja ein Mietwagen und nicht mehr unser Van. Mit Lenny wären wir keinen Meter weitergefahren!

Wir geniessen zwei Tage am Meer und im Pool, mit feinem Essen, heissen Temperaturen und vielen stechendem Ungeziefer. Wir freuen uns sogar über den Regen und das Gewitter, das aufzieht. Denn die Temperaturen sinken hier nachts nur dank dem Regen auf 25°C. Leider hat jemand vergessen bei der Buchung des Hotels darauf zu achten, ob es eine Klimaanlage hat…

Wir verabschieden uns mit einem letzten Schwumm im Meer von der Karibik. Heute fahren wir noch in den Tayrona Nationalpark und anschliessend weg von der Küste. Der Tayrona Nationalpark überrascht uns positiv. Ein schöner Weg über grosse Steinbrocken führt von einem zum nächsten Traumstrand. Doch auch hier macht uns die Hitze wieder zu schaffen. 12 Kilometer wandern, in der prallen Sonne, bei über 35°C. Zum Glück hat es alle paar Kilometer wieder Verkäufer, welche Getränke und hausgemachte Paletas, Wasserglace aus Mango, Zitrone oder Maracuja anbieten.

Wir haben genug von der Hitze und Feuchtigkeit und fliehen nach Minca. Der kleine Ort befindet sich nur wenige Kilometer von Santa Marta entfernt in den Bergen. Doch die paar Höhenmeter sollen etwas ausmachen – hier soll das Klima angenehmer sein. Und in der Tat ist hier die Luftfeuchtigkeit viel tiefer und die Temperaturen kühler, zumindest nachts. Minca ist ein noch nicht so touristisch erschlossener Ort mit schönen Wasserfällen, Kaffee- und Kakaofarmen und einigen Wanderungen. Unser Stopp hier ist kurz, wir machen aber die Wanderung zu den Wasserfällen und geniessen das feine Essen in den kleinen Restaurants im Dorf. Wir wandern zum Oido del Mundo und zum Marinka Wasserfall und erfrischen uns im kühlen Quellwasser. Als Belohnung wartet unten im Bergdorf ein kühles Red Ale und IPA einer lokalen Craft Brewery. Der Spaziergang hat ausserdem auch ein kleines Hungergefühl geweckt… wir bestellen uns ein superleckeres Filet Miñon. Und das alles für nur ein paar Tausend Pesos (Das Filet kostet umgerechnet keine 8 Dollar).

Kolumbien ist wirklich günstig. Bisher war Nicaragua mit Abstand das günstigste Land unserer Reise, doch Kolumbien toppt nochmals alles.

Wir fahren zurück an die Küste, aber nein nicht zurück in die Hitze. Wir bringen den Mietwagen in Santa Marta zur Abgabestelle und rein in den klimatisierten Flughafen. Unser nächstes Ziel liegt in den Bergen. Wir sagen nur so viel: Heimat des berüchtigtsten Drogenbarons der Welt.

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