Soaking in the desert

Viele Tage sind wir nun, von der Westküste, ostwärts in Richtung Inland gefahren. Jetzt geht es endlich in Richtung Süden. Der erste Stopp legen wir im Bundesstaat Colorado ein. Vor den Toren des Mesa Verde Nationalparkes verbringen wir eine Nacht im National Forest, damit wir früh morgens rein in den Park können. Das Mesa Verde Plateau umfasst diverse kleinere Berge und Canyons ist aber vor allem für Kulturinteressierte interessant. Hier gibt es eine Ansammlung von sogenannten Cliff Dwellings der Ancient Pueblos, der Ureinwohner dieser Region. Die Vorfahren der eher bekannten Indianer bewohnten den amerikanischen Kontinent schon seit hunderten von Jahren, lange bevor die Europäer Amerika «entdeckten».

Die Cliff Dwellings sind einfache Lehmbauten, bzw. ganze Siedlungen, welche in den Felsen und unter die schützenden Klippen der Canyons gebaut wurden. Viele Siedlungen befinden sich in Sandstein-Bögen unterhalb des Plateaus und haben so Zugang zu, durch den Sandstein gefiltertem, Wasser. Weitere Vorteile des Ortes sind der Schutz vor Wind und Wetter und vor feindlichen Völkern oder Tieren. Was uns eher Sorgen macht, ist wie man diese im Felsen gebauten Dörfer erreichen soll, ohne dass man hunderte Meter abstürzt oder von einem Steinschlag begraben wird. 😊

Zum Glück werden die Siedlungen vom Nationalpark Service geschützt und gepflegt und so hat man heute, im Gegensatz zu den früheren Pueblos, Leitern und gut gebaute Pfade, die den Zugang erleichtern. Die Bauten kann man einerseits von den gegenüberliegenden Klippen besichtigen, etwas spannender ist es aber in ein Dorf hinunterzusteigen und die Konstruktionen von Nahem zu sehen. Dazu benötigt man eine geführte Tour mit einem Ranger. Wir können uns zwei Plätze sichern und dürfen runterklettern zum Dorf mit dem Namen Cliff Palace, dem grössten Dwelling im Park. Eindrücklich zu sehen, wie die Leute hier gelebt haben.

Wir verlassen Colorado bereits am zweiten Tag im Bundesstaat wieder und fahren nach New Mexico. Wir merken schon bald, wie sich die Landschaft ändert, es wird wieder wärmer, aber auch trockener. In den Dörfern und Städten ist vieles geschlossen oder etwas heruntergekommen. New Mexiko ist einer der ärmsten Staaten der USA und das merkt man auch. In der Stadt Albuquerque machen wir einen Zwischenstopp, um Kühlschrank aufzufüllen, Blog hochzuladen und nutzen die Gelegenheit um auch unsere Mägen im Texas Roadhouse, einem typisch amerikanischen Steakhouse, zu füllen. Bald ist Halloween, dementsprechend ist das komplette Restaurant mit Spinnennetzen ausgekleidet und überall sind Skelette, Kürbisse oder sonstige Halloween-Deko aufgehängt. Wir schlafen noch auf dem Walmart Parkplatz und Steffi bemerkt daneben einen Laden, den Hobby Lobby. Der muss morgen früh ausgecheckt werden. Steffi hat seit einigen Tagen ein neues Hobby: Perlenketten machen für Arm und Fuss, aber vorwiegend für Sonnenbrillen. Erfolgreich geht Steffi 3(!!!) Mal in ihrem neuen Lieblingsladen einkaufen, bevor wir wieder auf die Strasse können 😊 Manuel muss Sie wohl in Mexiko einige Tage irgendwo absetzen, damit sie einen Strassenstrand in Betrieb nehmen und ihre Ware verkaufen kann. Wer jetzt immer dachte, dass wir aus der Not heraus mal eine Bar am Strand eröffnen, Fehlanzeige!

Die Fahrt geht weiter Richtung Süden. Unser Ziel ist das White Sands National Monument. Die weissen Sanddünen befinden sich in der Chihuahua Wüste, die sich bis weit nach Mexiko erstreckt. Wir sind nun keine 100 Kilometer mehr von der mexikanischen Stadt Ciudad Juarez entfernt. Dementsprechend floriert hier in der Region auch der Menschen- und Drogenschmuggel. Das merken wir, indem immer wieder Checkpoints der Border Patrol kommen, obwohl die meisten (nein, eigentlich alle) unbesetzt sind und wir einfach durchfahren können – es ist ja schliesslich Wochenende und dann wird wohl nicht geschmuggelt 😉

Das White Sands Monument sind die grössten Gips-Dünen der Welt. Einst war hier ein riesiger See, heute fliesst bei Regen noch immer Wasser von den herumliegenden Bergen in die Wüste, dabei werden Mineralien mitgeschwemmt und das Wasser ist schnell verdunstet. Zurück bleiben die Mineralien, vor allem Gips, welche bei den Dünen des White Sands National Monument vom Wind angesammelt werden. Ja genau, vom Wind. Und wie wir Wind lieben… Meine Güte, es hat viel gewindet in Kanada, aber das hier ist noch einmal eine Stufe schlimmer. Der Wind bläst den feinen weissen Sand durch die Luft. Lenny tut uns leid, denn wir fahren mitten durch die Dünen und haben das Gefühl, dass wir in einem Schneesturm sind. Nur ist der Schnee Sand und die Temperaturen eher 30° zu warm. Wir versuchen dem Wind zu trotzen und machen die paar wenigen Spaziergänge zu den Infotafeln und Aussichtspunkten. Gratis Peeling inklusive. Der Sand ist nun überall und es hilft nur noch eine Dusche. Hoffen wir das die Grenzpolizei uns glaubt, dass es nur feiner Sand ist 😊

Wir fliehen vor dem Wind und dem angekündigten Regen. Wohl oder übel schaffen wir es wahrscheinlich nicht ganz aus dem Regen. Wir wollen noch einen Abstecher zu einem National Forest in den Bergen New Mexikos machen, dem Gila National Forest. Benannt nach dem Gila Monster, der Echse vor der Manuel sich schon lange fürchtet sie aber trotzdem sehen möchte. Das farbige Amphib ist zwar giftig, aber für einen Erwachsenen nicht tödlich (daher ist es nicht ganz klar, wieso Manuel eigentlich Angst hat). Zurück zum Gila National Forest. Der Wald ist ganz oben in den Bergen, die Strasse führt uns durchs richtige Hillbilly-Hinterland von Amerika. Strassen sind zum Teil unter Wasser oder mit Schlamm und Geröll bedeckt, da es noch vor kurzem Überschwemmungen gab. Lenny wird wieder einmal zum Amphibienfahrzeug und meistert auch die paar Flussüberquerungen. Viel zu machen gibt es hier nicht, es gibt zwar auch wieder Cliff Dwellings oder kleine Wanderungen, das Highlight aber sind die Hot Springs zum Entspannen. Von den 30°C unten in der Wüste sind wir nun bei knapp 10°C und Minustemperaturen in der Nacht. Die heissen Quellen kommen uns sehr gelegen. Es gibt hier einen Campground, der 3 eigene Hot Pools hat. Zu unserem Glück hat es noch Platz.

Wir fackeln nicht lange und schmeissen uns ins Bade-Outfit. Das Wasser sprudelt mit 66°C aus dem Boden und erhitzt die Pools auf angenehme (oder eher heisse) 39°C. Doch nach einigen Minuten im Wasser ist es super angenehm und einfach perfekt. Wir bleiben den ganzen Abend im Wasser und beobachten die Sterne und Sternschnuppen (sind wohl eher Satelliten, Sternschnuppen klingt aber romantischer).

In der Nacht erreicht uns dann die angekündigte Regenfront, die erstaunlicherweise am Morgen weggezogen ist, die eisigen Temperaturen sind aber geblieben. Uns egal, denn wir haben ja heisse Pools. Erste Tat am Morgenfrüh ist wiederum der Sprung ins heisse Wasser. Wir entscheiden spontan, dass wir noch einen Tag bleiben und es hier geniessen. Nun heisst es für den restlichen Tag: chillen, bädelen und einfach geniessen (und irgendwann dann Aperölen) 😊

Den Tag verbringen wir wirklich mehr oder weniger nur im Wasser, denn das Quecksilber steigt kaum über 10 Grad. Nur für kurze Essenspausen verlassen wir die heissen Pools. Da Manuel aber nicht motiviert ist Socken oder Schuhe anzuziehen und daher schon fast Frostbeulen an den Zehen kriegt, halten wir es nicht lange ausserhalb des Wassers aus.

Wir geniessen einen zweiten Abend unter dem Sternenhimmel in den warmen Pools. Übrigens sehen wir heute tatsächlich sehr viele Sternschnuppen. Wir sind richtig froh, dass wir eine Standheizung haben und beneiden die Leute neben uns im Zelt heute Nacht wirklich nicht. Die Nacht wurde so richtig kalt. -6° Grad wurde uns am nächsten Tag von der Gastgeberin Carla mitgeteilt. Zum Glück ist es aber bei Kälte geblieben und der angekündigte Schnee ist nicht bei uns angekommen. Die Strecke runter von den Bergen nach Silver City wäre bei Schnee auf den Strassen kein Zuckerschlecken gewesen. Wir wärmen uns nochmals kurz in den Pools auf, bevor wir uns auf die Strasse und auf in die Wärme der Wüste machen. Und tatsächlich, an einigen Stellen hat es in der Nacht wohl doch geschneit und die Strasse ist glatt und eisig. Wir schaffen es heil runter und fahren wieder in Richtung Westen – nach Arizona.

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