Vom Schnee in die extreme Hitze

Wir erreichen unseren nächsten Nationalpark auf unserer Bucketlist, den Yosemite Nationalpark, bei strömendem Regen. Wir fahren aber kurz vor dem Eingang in einen National Forest um die Nacht ausserhalb des Parkes zu verbringen. Das ist einerseits billiger, bzw. kostenlos, und auf der anderen Seite sieht man wegen dem Regen eh nichts vom Park. Zudem muss man aufgrund des starken Besucheraufkommens eine Einfahrtgenehmigung lösen oder eine Reservation auf einem Camping vorweisen. Wir haben eine Genehmigung für den nächsten Tag gelöst, denn wir wollen trotz Regen rein in den Park. Erstmals aber nur zur Durchfahrt, denn auf der anderen Seite der Berge der Sierra Nevada soll das Wetter etwas besser sein. Passt perfekt, denn wir wollen noch nach Bodie und ab morgen soll es dann auch im Yosemite wieder trocken sein.

Wir fahren quer durch den Nationalpark, über den 3000 Meter hohen Tiogapass ins Mono County und erreichen gegen Mittag die Geisterstadt Bodie. Die Stadt boomte während des Goldrausch im 19 Jahrhundert und hatte um 1880 mehr als 10’000 Einwohner. Die Stadt wurde in den 1930er aufgegeben und heute lebt keine Seele mehr in der Stadt. Diverse Gebäude wie Saloons, Schule, Kirche oder Wohnhäuser sind noch sehr gut erhalten und werden vom US Nationalpark gepflegt. Bodie gilt als eine der best erhaltenen Geisterstädte der USA. Und tatsächlich sieht es aus als ob die Einwohner erst vor wenigen Tagen fluchtartig das Weite gesucht haben. Die Stadt ist insbesondere aufgrund der hohen Lage und damit verbundenen Kälte und Trockenheit so gut erhalten.

Dieses Klima bekommen auch wir zu spüren. Unweit der Stadt übernachten wir wieder in einem National Forest bei Sonnenschein aber eisiger Kälte. Manuel ist zu faul Schuhe anzuziehen und so spürt er bald seine Zehen nicht mehr. Zum Glück haben wir eine Heizung. Denn die brauchen wir auch am nächsten Morgen… wir wachen auf und sind umgeben von einem frisch verschneiten Wald. Es hat etwa 3 Zentimeter Schnee 😵

Auf der Fahrt zurück in den Yosemite kommt die Sonne raus und der Schnee ist schon bald wieder weg. Nur noch auf dem Pass hat es ein bisschen Schnee übrig.

Wir verbringen zwei wunderschöne Tage im Nationalpark bei herrlichem Herbstwetter. Auch die Bäume verfärben sich bereits ein wenig. Der Yosemite Nationalpark ist bekannt für seine Felswände und Berge. Die bekanntesten sind sicherlich der el Capitan, die Felswand die sich vom Tal über 1000 Meter in die Höhe erstreckt und beliebt bei Klettern ist. Der Halfdome ist ein weiterer markanter Berg der von weitem mit seiner speziellen Form, einer Halbkugel, heraussticht. Das Tal ist auch Heimat des höchsten Wasserfalles Nordamerikas. Aber auch abgesehen von diesen Highlights ist das Yosemite Tal einen Besuch absolut wert. Es gibt Sandstrände am Fluss, Wanderungen zu Bergseen und Riesenbäume, sogenannte Sequoias. Ausserdem ist es auch ein Paradies für Tiere. Neben Hirschen, Kojoten auf dem Campingplatz und dem normalen Wildlife wie Eichhörnchen oder Vögel sehen wir auch noch 4 Grizzlies.

Wir geniessen die Zeit, machen aber keine grösseren Wanderungen, denn Manuel hat ein «Fussproblem» und kann kaum mehr darauf stehen. Zuerst vermuten wir einen Spinnenbiss, da es sich so ähnlich anfühlt und ansieht (er spricht aus Erfahrung), doch dann finden wir den Übeltäter… es sind die Flip Flops, die wohl zu einer Entzündung geführt haben. Bizzeli sälbele und schonen und dann wird es hoffentlich wieder besser.

Ein drittes Mal fahren wir über den Tiogapass und wie erwartet haben die mittlerweile wieder sommerlichen Temparaturen allen Schnee verschwinden lassen. Wir fahren in Richtung Nevada. Doch kurz bevor wir den Staat Kalifornien verlassen besuchen wir nochmals einen weiteren Nationalpark, das Death Valley. Das dachten wir zumindest, doch kurz vor dem Nationalpark macht uns eine Tafel darauf aufmerksam, dass die Strasse durch Unwetter weggespült wurde und nur noch einer der vier Eingänge offen ist. Und dieser ist im Osten. Wir sind aber im Westen… Das heisst zwei Stunden zurück und einen ziemlichen Umweg fahren.

Es ist zwar ein Umweg aber halb so schlimm, denn die Landschaft ist wunderschön. Eine enge Strasse schlängelt sich durch die Schluchten und endet in einer Steppe mit etlichen Joshua Trees und super schönen Übernachtungsplätzen. Immer wieder überholen wir Wohnmobile mit deutschen und schweizer Flaggen aufgeklebt. Bei einem Stopp fragen wir was die Sticker denn bedeuten und erfahren, dass es eine Gruppe ist, die eine geführte Wohnmobilreise durch die USA machen und alle ihr Heimatland an das Wohnmobil geklebt haben.

Vor wenigen Tagen sind wir noch mit Schnee aufgewacht… heute klettert das Quecksilber auf 45°C! Das Death Valley ist, wie es der Name sagt, nicht gemacht für Leben. Es gibt zwar einige künstliche und bewässerte Oasen, sogar ein Golfplatz, aber ansonsten ist es wirklich einfach heiss, trocken und landschaftlich eigentlich nicht so schön. Es ist aber schon ein sehr spezieller Ort, denn wir sind hier 85.5 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Boden ist, obwohl es noch vor wenigen Wochen Überschwemmungen gab, ausgetrocknet. Der gehärtete Sand oder Schlamm spaltet sich und an Pflanzen ist hier gar nicht zu denken. Das Badwater Basin ist ein Salzsee der sich im Valley ausbreitet und der tiefste begehbare Punkt Nordamerikas. Wir lassen es sein mit grossen Wanderungen, es ist uns zu heiss. Ausserdem gibt es unzählige Schilder die von Wanderungen nach 10 Uhr morgens abraten und dass gar Schuhe schmelzen können. Wir befolgen den Rat und fahren das Valley mit voll aufgedrehter Klimaanlage ab und machen nur die kurzen Spaziergänge bei den Aussichtspunkten. Und auch hier treffen wir natürlich immer wieder auf die Schweizer der Reisegruppe…

An eine Übernachtung im Death Valley mögen wir gar nicht denken. Noch zu aktuell ist die Horrornacht von Portland. Wir fahren raus aus dem Tal und die Temperatur sinkt um gut 10 Grad. Immer noch warm, aber einiges angenehmer. Wir suchen uns einen Schlafplatz inmitten der immernoch sehr trockenen Steppe. Das eingezäunte Gelände scheint eine offene Range zu sein und den Spuren nach leben hier einige Esel😆 Unter sternenklarem Himmel schlafen wir unweit des sagenumwobenen Geländes der US Armee, der Area 51. Je nach Quelle sollen da Ufos und Aliens gelandet sein, wir sehen zwar einige Sternschnuppen über dem Gelände, aber definitiv kein Ufo… was die Ufo-Spotter wohl getrunken haben?

Das Death Valley liegt nur gut 2 Stunden von Las Vegas entfernt. Die Stadt die 24/7 wach ist. Wir haben uns entschieden hier eine kleine Pause zu machen und Lenny für 4 Tage stehen zu lassen. Wir buchen uns ein Hotelzimmer und freuen uns auf ein klimatisiertes Kingsize-Bett, Pool und das Nachtleben mit all den Shows und komischen Leuten 😄

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