Tierisches Glück und Wetterpech

Entlang dem Lago Arenal, dem grössten See des Landes, fahren wir runter von den Bergen an den Fuss des Vulkan Arenal. Am Strassenrand entdecken wir ein gelbes, auffälliges Schild mit roter Aufschrift: «German Bakery»! What? Ok, stopp, umkehren, parkieren und einkehren. Ein feines Brot wäre cool fürs Nachtessen und für den nächsten Tag. Doch als wir dann die Menükarten des kleinen Restaurants sehen, können wir nicht widerstehen. Es gibt Fleischchääs und Bratwurst. Boahhhh… wie wir solche Sachen vermissen!

In La Fortuna, am Fusse des Vulkanes angekommen, ist der Vulkan noch immer gleich gut zu sehen wie die letzten Tage. Nämlich gar nicht. Eine dichte Wolkendecke blockiert jegliche Sicht und wir können nicht bestätigen, dass es da wirklich einen Vulkan gibt. Zum guten Glück gibt es aber in La Fortuna noch paar andere Sachen als Vulkanwanderungen zu machen. Eines davon ist Faultiere beobachten. Es gibt diverse kommerzielle Wälder oder Parks mit überteuertem Eintritt, welchen wir keinen Besuch abstatten. Denn uns ist zu hören gekommen, dass es auf dem Campingplatz in La Fortuna, dieselbe Vielfalt an Tieren gibt und zwar kostenlos. Oder beziehungsweise für die paar Dollar, die man für die Übernachtung und die Sanitären Anlagen bezahlt 😉 Marco der Gastgeber heisst uns herzlich bei sich willkommen und zeigt uns gleich den besten Platz, wo wir parkieren sollen. Kaum geparkt, zeigt er uns dann die ersten zwei Faultiere in den Bäumen direkt über uns und der erste Tukan lässt auch nicht lange auf sich warten. Marco meint, wir sollen mit ihm kommen es hätte noch was im Busch… und wirklich, neben Lenny im Gebüsch hüpfen unzählige Blue Jeans Frösche und Grün-Schwarze Giftfrösche. Am Abend während dem Kochen stattet uns sogar ein Gürteltier einen Besuch ab, hat dann aber doch etwas Angst als es uns bemerkt und verschwindet im dichten Busch.

Der Vulkan präsentiert sich noch immer im grauen Wolkengewand und heute kommt dazu auch noch Regen. Wir entscheiden uns, den Besuch im Nationalpark abzusagen und anstelle zu den heissen Thermalquellen, für welche die Region sehr bekannt ist, zu fahren. In den Termalitos del Arenal planschen wir mit gefühlt hunderten Ticos (so werden die Costa-Ricaner genannt), denn zurzeit ist Ferienzeit. Die Pools sind warm, sehr warm, einige sogar einfach zu heiss. Kein Mensch kann in 50°C heissem Wasser baden. Dementsprechend voll mit Leuten sind dann halt die Pools mit angenehmeren Temperaturen.

Zurück auf dem Campingplatz zeigt uns Marco gleich noch mehrere Faultiere. Lucy, ein Gast aus Australien, hat heute ganze 4 Stück auf dem Gelände des Campground entdeckt. Lucy ist seit 3 Jahren zu Fuss unterwegs, gestartet in Patagonien und sie plant in etwa 2.5 Jahren in Alaska anzukommen. Somit wäre sie die erste Frau, die zu Fuss den kompletten amerikanischen Kontinent durchquert hat. Naja wäre jetzt nicht so unser Ding, aber wow starke Leistung.

Der nächste Vulkan und auch unser nächstes Ziel ist der Poás. Der aktive Vulkan ist einer der meistbesuchten in Costa Rica. Der Besucherandrang ist hier gross, zum einen, weil man bis wenige Kilometer an den Kraterrand fahren kann. Der letzte grosse Ausbruch fand 2017 statt, was zur Evakuierung und anschliessender monatelanger Schliessung des Parkes führte.

Da es jeweils morgens etwas besseres Wetter ist und es zurzeit gerade wieder in Strömen regnet planen wir eine Nacht am Fusse des Vulkanes um früh am nächsten Morgen den Vulkan zu besuchen. Wir suchen uns einen Schlafplatz und merken plötzlich, dass Sascha und Natascha (die wir in Belize getroffen und in Guatemala wieder gesehen haben) auch ganz in der Nähe sind. Wir schreiben ihnen eine Nachricht und tatsächlich übernachten sie heute auf dem Parkplatz eines Restaurants im kleinen Dorf unterhalb des Vulkanes. Spontan besuchen wir sie, trinken ein paar Bierli und bleiben gleich für die Nacht. Hier oben ist es saukalt. Wir frieren uns den Allerwertesten ab und packen lange Hosen und Pullover aus. Die beiden Berner mit dem blauen Bus sind übrigens auch unsere Container-Buddies, falls wir das noch nicht erwähnt haben. Das heisst ihr Auto uns unseres werden zusammen in einen Container verfrachtet und von Panama nach Hamburg verschifft.

Nach einem Kaffee und kleinen Frühstück im Restaurant (als Dankeschön, dass wir gratis bei Ihnen übernachten durften) fahren wir hoch zum Krater. Die Wanderung vom Parkplatz zum Krater ist nur kurz, die Aussicht aber spektakulär. Man sieht kilometerweit in die Ferne und 300 Meter runter in den türkisfarbenen säurehaltigen Kratersee. Unweit des Kraters befindet sich noch ein zweiter Krater desselben Vulkanes. Der Krater hat sich verschoben und der «alte» Krater ist mit dichtem Wald umgeben. In der Mitte befindet sich der wunderschöne Kratersee Botos.

Unweit des Poás gibt es einen Aussichtspunkt, welcher uns empfohlen wurde. Es gibt dort ein kleines günstiges Soda (ein lokales Tico-Restaurant) mit gutem Essen und genialer Aussicht. Aber das Highlight ist die kleine Plattform vor der Terrasse mit Früchten und Kernen welche Vögel aller Art anlockt. Unzählige Kolibris und andere bunte Vögel in jeder Farbrichtung präsentieren sich uns. Doch wir wollen einen Emerald Tukan sehen, vorher gehen wir nicht. Zeitgleich mit unserem Reis mit Bohnen und Poulet fliegt der Tukan zu und geniesst die Banane.

Wir fahren in Richtung Karibik. Doch auf dem Weg liegt noch ein Ort den wir uns auf unserer Roadmap, fett markiert haben. Es ist das Centro Manú. Das Zentrum wurde von NGO’s gegründet um über die Bevölkerung die Natur näherzubringen und über die Tierwelt aufzuklären. Auf dem Parkplatz dürfen wir übernachten und fragen bei den Gastgebern nach, ob sie Zeit haben uns eine Führung am Abend zu geben. Kenneth, der Sohn der Familie, führt uns am Abend zwei Stunden lang durch den Busch. Mit Gummistiefeln und Kamera bewaffnet gehen wir auf die Suche nach irgendwas Kriechendem, Hüpfendem oder Schlängelndem. Wir haben Glück und finden alles. Bei einem Teich unweit des Zentrums finden wir schnell die ersten Rotaugen-Baumfrösche und es werden immer mehr. Auf einer Pflanze finden wir gleich mehr als 10 Stück. Er findet uns verschiedene Vipern, mehrere verschiedene Froscharten, Stabheuschrecken und sogar eine Fer-de-Lance. Die Fer-de-Lance, zu Deutsch Lanzenotter, ist eine der gefährlichsten Schlangen in Costa Rica. Die meisten Schlangentodesfälle werden durch diese Schlange verursacht, da sie in den Gärten und Bananenplantagen ideales Terrain vorfindet und so oft von Menschen übersehen wird. Während der Tour werden wir mehrmals komplett durchnässt, denn das Wetter spielt wieder mal nicht ganz so mit wie wir uns das vorstellen. Ist zwar gut für die Aktivität der Frösche, nicht aber ideal für unsere Kamera.

In den nächsten Tagen wollen wir eine andere Seite des Landes entdecken. Wortwörtlich, denn wir fahren an die die karibische Seite von Costa Rica. Wir fahren wieder ans Meer, zumindest wir, denn Lenny muss sich noch etwas gedulden.

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