Babyglück in der Karibik

Wir fahren heute wieder ans Meer, zurück an die Karibikküste. Lenny jedoch muss sich noch etwas gedulden. Tortuguero ist ein kleiner Ort an der Karibikküste und nur per Boot erreichbar. In La Pavona parkieren wir am Rande des Rio Suerte und packen unsere sieben Sachen auf eine Lancha.

Eine Stunde lang fahren wir auf dem braunen Fluss durch den Dschungel und stranden dabei auf Sandbänken und stossen in umgekippte Baumstämme. Man könnte meinen unser Captain mache das heute zum ersten Mal. Als wir dann noch mitten auf dem Fluss kein Benzin mehr haben, fragen wir uns, ob wir bei der Auswahl der Lancha wohl einen Fehler gemacht haben. Zum Glück ist nicht weit am Ufer ein kleines Dorf, in welchem unser Captain kurzerhand etwas Sprit organisiert. So läuft das hier wohl. Mit ein wenig Verspätung erreichen wir Tortuguero ohne grössere Schäden.

Tortuguero ist autofrei und wir geniessen es wieder mal in einem Hotelzimmer zu nächtigen. Wenn auch in einem ziemlich einfachen Raum mit dröhnender Partymusik vom Nachbarn. Der Ort ist klein und überschaubar und die Hauptattraktion ist der gleichnamige Nationalpark. Der Parque Nacional Tortuguero umfasst den gesamte Küstenabschnitt, den Strand mit den Nestern der Meeresschildkröten, die Mangrovenwälder, den Fluss und auch den naheliegenden Vulkan und Dschungel. Den inaktiven Vulkan, der Cerro Tortuguero, bewandern wir gleich als Erstes und nutzen so den angebrochenen Tag voll aus. Zusammen mit einer lokalen Familie nehmen wir ein Wassertaxi zum Trailhead und werden beim Besteigen des nur 119 Meter hohen Vulkanes von Klammeraffen beobachtet.

Am nächsten Morgen schüttet es wie aus Kübeln und so geniessen wir literweise Gratiskaffee im Hostel. Als es gegen Mittag etwas besser wird wagen wir uns dann raus. Heute steht der zweite Teil des Nationalparkes auf dem Plan. Auf einem ca. 3 Kilometer langem Wanderweg entlang der Küste kann man hier Flora und Fauna bestaunen. Der Weg führt durch die Mangroven und das Gebüsch, alle 100 Meter gibt es aber einen Abzweiger an den Strand. Es geht nicht lange und wir spotten die ersten Affen, komplett durchnässte Faultiere, Nasenbären und Manuel entdeckt einen winzigen Frosch. Wie zum Teufel sieht man so einen kleinen, braunen Frosch auf der Innenseite eines Palmenblattes?! Uns fällt auf, dass immer wieder ein ziemlich übler Verwesungsgeruch in der Luft liegt. Die Ursache ist uns auch bald klar. Wir finden unzählige Skelette und auch ziemlich frische Kadaver von Riesenschildkröten. Die Schildkröten kommen hier in Tortuguero an Land, um Nester zu graben und Eier darin abzulegen. Das haben aber auch die Jaguare erkannt und greifen an, sobald die Schildkröte an der Arbeit und hilflos ist. Ein trauriger Anblick, aber das ist Natur, besser so als wenn es durch Menschenhand verursachte tote Tiere wären.

Unser Highlight in Tortuguero findet nachts statt. Nein, nicht die Party von unserem Nachbarn, sondern dann kommen die Schildkröten an Land, um ihre Eier abzulegen. Angestellte des Nationalparkes patrouillieren den Strand, um die Schildkröten von ungebetenen Grabräubern zu schützen. Die Ranger teilen ausgebildeten Tourguides mit, wo sich eine Schildkröte befindet und diese dürfen in kleinen Gruppen Touristen zum Ort des Geschehens bringen. Mit rotem Licht, welches die Schildkröte nicht blendet, dürfen wir zuschauen, wie ein Ei nach dem anderen runter ins Loch fällt und die Schildkröte das Loch danach wieder mit Sand bedeckt. Ein unglaubliches Erlebnis. Da die Schildkröten während dem Prozess wie in Trance sind und weisses Licht oder auch nur schon das kleinste Blitzlicht stört, sind jegliche Foto- oder Videoaufnahmen strengstens verboten. Daher können wir euch nur davon vorschwärmen 🙂

Zurück in Tortuguero schalten wir das Mobiltelefon wieder an und siehe da, ein Anruf in Abwesenheit. Von Märtu! Darauf warten wir seit Tagen schon ungeduldig. Denn das kann nur etwas bedeuten: Steffi ist Gotti geworden! Herzliche Gratulation Familie Bühler! Wir können zwar niemanden mehr erreichen und wissen noch immer nicht ob Meitli oder Bueb, aber das macht nichts, das ist Grund genug, um darauf anzustossen. Leider haben alle Restaurants bereits geschlossen, doch wir finden einen Strassenverkäufer, der uns gerne noch einige Bier verkauft. Nachts um 01:00 Uhr wissen wir dann auch endlich auf wen wir hier schon seit ein paar Stunden anstossen. Es ist ein Mädchen, Nora Moana <3

Wieder vereint mit Lenny fahren wir an die Karibikküste wo zwei weitere Nationalpärke auf uns warten. Doch heute ist Sonntag und wir wollen uns nicht unbedingt ins sonntägliche Getümmel stürzen. Deshalb statten wir einem Rescue Center für gerettete Tier einen Besuch ab. Im Jaguar Rescue Center in Puerto Viejo gibt es zwar keinen Jaguar (hat es auch noch nie gegeben) aber dafür unzählige andere Tiere mit traurigen Geschichten. Viele davon werden zur Wiederauswilderung vorbereitet und bei den meisten gelingt das auch gut. Einige davon haben jedoch so schwere körperliche oder auch psychische Schäden und werden den Rest ihres Lebens im Center verbringen. Hier hat es übrigens Dank des Wochenendes von Menschen auch nur so gewimmelt.

Am Küstenort Puerto Viejo dominieren Reggae Bars und es herrscht ein ziemlich lockerer Karibik-Lifestyle. Wir geniessen das entspannte Leben. Damit wir auch gemütlich einige Bier trinken können quartieren wir uns im Garten eines Hostels ein und spazieren der Küste entlang in eine Reggaebar. Anscheinend haben wir die richtige Bar ausgesucht. Während der Live-Performance eines etwas ergrauten Bob Marley-Verschnitt klettert ein Faultier und Brüllaffen über unseren Köpfen auf den Mandelbäumen umher.

Die restlichen Nächte an der Küste verbringen wir am Punta Uva. Auf dem wunderschönen, öffentlichen Strand darf man campen und es soll sehr sicher sein. Im Schatten der Palmen richten wir uns ein. Wir werden zwar immer wieder von starken Regenschauern heimgesucht, aber die Gewitter ziehen jeweils schnell vorbei und so können wir das Beach Life trotzdem geniessen.

Unweit von Punta Uva befindet sich der Manzanillo Nationalpark. Der Küste entlang kann man an verschiedene Strände spazieren. Nach einigen Kilometern auf dem schlammigen Pfad wird uns der Weg dann irgendwann zu nass und dreckig und wir kehren um. Der zweite Nationalpark an der Küste befindet sich in Cahuita. Nach einem leckeren Gallo Pinto mit Pollo spazieren wir dem Strand entlang, über Boardwalks durch die Mangroven und geniessen das warme Wasser. Leider keine Abkühlung aber trotzdem schön. Was Wildlife angeht, dominieren hier die Waschbären, die auf den Wegen herumrennen. Natürlich gibt es aber auch hier wieder Faultiere, Affen, Nasenbären und diverse Vögel zu bestaunen. Zudem findet Manuel wieder einen kleinen, braunen Frosch auf einem braunen Blatt im braunen Sumpf. Nochmal, wie zum Teufel sieht man so was?!

Unsere Tage an der Küste sind gezählt. Wir hätten die Option hier mit der Karibikküste von Panama weiterzumachen, doch wir wollen nochmals zurück ins Landesinnere und an die Pazifikküste. Die panamaische Karibik sparen wir uns für später auf.

Wir wollen losfahren und plötzlich piepst es in Lenny umher. Rot leuchtet es auf: Reifenpanne. Was, echt jetzt? Manuel checkt die Reifen und misst den Druck und tatsächlich haben wir vorne links etwas wenig Luft drin. Wir hatten gestern bereits etwas wenig Luft und gepumpt, doch die Luft ist über Nacht wieder raus. In Schritttempo fahren wir zum nächsten Mechaniker und lassen den Reifen überprüfen. Der Pneu ist in Ordnung, doch der Mech stellt ein anderes Problem fest: wir haben einen Riss in der Felge.

Mit dem Ersatzrad montiert fahren wir weg von der Küste und hoffen, dass wir so Panama erreichen. Fingers crossed!

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