Hoher Besuch aus der Schweiz

Es ist zwar ein Umweg, doch die paar Kilometer nehmen wir auf uns. Weniger als eine Dreiviertelstunde südlich von Puntarenas liegt die berühmte Crocodile Bridge. Wie es der Name schon sagt, befindet sich dort eine Brücke und einige Krokodile. Der Highway führt hier über den Tarcoles River und unter der Brücke leben mehrere amerikanische Krokodile. Obwohl der Fluss einer der Dreckigsten des Landes ist, wird er als einer mit der weltweit grössten Krokodilpopulation angenommen. Und die Krokodile hier sind riesig! Das grösste Kroki wird Mike Tyson genannt und misst über stolze 4 Meter.

Die Krokodile sonnen sich hier gerne auf der Sandbank direkt unterhalb der Brücke und vom Gehweg aus hat man die perfekte Sicht auf die Riesenechsen. Anscheinend sonnen sich manchmal bis zu 15 Krokodile gleichzeitig, wir sehen fünf.

Wir fahren den Umweg wieder zurück nach Puntarenas und weiter Richtung Norden. Wir haben mit einem Altbekannten aus Schötz abgemacht. Wir werden übermorgen André (Heiti, Märchy, Gsecht, oder wie auch immer ihr ihn nennt) in den Bergen Costa Ricas, in Monteverde, treffen. Auf halbem Weg hoch in die Berge campen wir bei einem Aussichtspunkt, welcher zugleich Cafeteria, Campingplatz und Touranbieter ist. Der Besitzer Fernando und sein Kollege José heissen uns herzlich willkommen und setzen gleich Kaffee für uns auf. Ein «Nein Danke» wird nicht akzeptiert.

In Monteverde wollen wir einiges machen. Den Nebelwald besuchen, eine Canopy-Tour, einmal in der Nacht wandern, einige Bier heben und einfach die Natur und die kühlen Temperaturen in der Höhe geniessen. Gleich als Erstes machen wir eine Nachtwanderung. Auf dem Gelände des Santa Maria Nightwalk kann man gleich auch noch campieren, wenn man die Tour bucht. Das nutzen wir natürlich gerne aus. Bereits am Nachmittag machen wir es uns auf dem Campingplatz (oder eher ein umgenutztes Fussballfeld) gemütlich und Steffi backt einen leckeren Bananenkuchen. Um 8 Uhr abends geht es los. Unser Guide (wir sind die einzigen Kunden heute) bringt uns in den angrenzenden, stockdunklen Wald und es dauert nicht lange bis wir etwas sehen. Schlafende Vögel finden wir auf fast jedem Baum, Tukane und andere fliegende Tiere. Wenig später laufen wir einem Gürteltier über den Weg, welches sich vor uns durch den Wald frisst. Ein Stachelschwein finden wir auf einem Baum, giftige Schlangen (2 verschiedene Vipern) finden wir auf der Jagd auf Bananenpflanzen. Wir sind begeistert, denn eigentlich haben wir vor allem Krabbelzeugs erwartet. Gesehen haben wir jedoch mehr Säuger als wir dachten, dass es hier in dem kleinen Waldstück gibt.

Heute wollen wir den Nebelwald erkunden. Es gibt hier zwei Verschiedene. Den berühmten Monteverde Nebelwald und der etwas weniger bekannte Santa Elena Nebelwald. André möchte auch in den Monteverde und so sparen wir diesen auf, um mit ihm zusammen zu gehen. Wir fahren, oder eher kämpfen uns, die Strasse (wenn man das so nennen kann) hoch zum Eingang. Im Wald hier gibt es einen Aussichtsturm, von welchem man bis zum Vulkan Arenal sehen kann. Das wollen wir gleich zu Beginn machen, denn morgens ist das Wetter meist besser. Auf dem Turm angekommen, sehen wir vor allem Wolken und etwas Wald. Das hier irgendwo ein Vulkan stehen soll… daran zweifeln wir. Egal, wir sind ja nicht wegen der Aussicht, sondern wegen dem Wald und dessen Bewohner hier. Einer davon wollen wir unbedingt sehen, es ist der Göttervogel. Der Nationalvogel Guatemalas, das Zeichen für Freiheit. Ein mit bis zu 80 cm langen Schwanzfedern bestückter wunderschöner grün-roter Vogel. Der Quetzal. Den zu finden, soll sehr schwer sein, aber hier im Nebelwald gibt es, von Forschern erstellte Nester, die den gefährdeten Quetzal bei der Brut unterstützen.

Wir laufen durch den Wald und finden an jeder Ecke unterschiedliche Vögel, nur eben nicht den Quetzal. Steffi entdeckt sogar hoch oben in den Baumwipfeln ein schlafendes Faultier (wie auch immer so was zu spotten ist…) doch der Quetzal bleibt aus. Wir laufen weiter, bis wir die künstlichen Brutkästen erreichen und warten und warten und warten. Und dann plötzlich, taucht ein weiblicher Quetzal auf. Mit Nuss im Mund, um die Babys im Kasten zu füttern. Aber halt mal, den haben wir doch schon mal gesehen. Ja, wir haben vor etwa 30 Minuten einen Quetzal fotografiert, ohne zu wissen, dass es ein Quetzal war. Oops, peinlich 🙂 Die Weibchen haben keine langen Schwanzfedern und weniger Farben. Daher natürlich auch für uns Profis nur schwer zu erkennen. 😉 Wir machen, was die Gruppe mit Guide neben uns auch macht und warten weiter. Anscheinend soll ein Männchen in der Nähe sein. Und siehe da… wenig später präsentiert und das Männchen seinen wundervollen Federschmuck in seiner ganzen Pracht.

Der Rest ist schnell erzählt. Wir entscheiden uns für die grosse Wanderung. Es beginnt etwa in der Hälfte zu regnen und wir werden trotz unseren extra gekauften Regenponchos pflotschnass. Die supergeniale Strasse ist dank dem Regen noch genialer geworden und wir sagen nur, Augen zu und durch. Manuel hält sie natürlich offen, redet Lenny gut zu und bringt uns heil zurück ins Dorf.

Für die nächsten drei Nächte haben wir uns ein Zimmer in einem Hostel gebucht. Denn hier oben sind die Zimmerpreise gleich teuer oder gar billiger als der Campingplatz und wilde Plätze zum Übernachten gibt es nur wenige die mit unserem Fahrzeug erreichbar sind. Zu steil und zu dreckig ist das Gelände hier. Mit einigen Stunden Verspätung erreicht auch André noch Monteverde und wir treffen ihn noch auf ein paar Bier.

Heute ist Action angesagt. Wir machen eine Canopytour. Was harmlos klingt, ist ziemlich adrenalingeladen. Die Tour beinhaltet mehrere Ziplines, Superman-Dinger und einen Tarzan Sprung (45 Meter freier Fall und dann schwingt man durch die Bäume). Die Tour dauert etwa zwei Stunden und alle überleben. Sogar Steffi, die sich vor dem Tarzan Sprung fast in die Hosen gemacht hat und nur dank viel Gruppendruck gesprungen ist. Den angebrochenen Tag wollen wir noch irgendwie nutzen. Aber hier oben gibt es nur wenig, für was man nicht gleich 20 Dollar Eintritt bezahlt. Wir suchen etwas und finden einen Wanderweg, den man kostenlos machen kann. Wir wandern steil hoch auf den Cerro Amigos und man glaubt es kaum, aber wir erhaschen ein paar Blicke auf den Vulkan Arenal. Zumindest ein bisschen, die Spitze bleibt in den Wolken.

Zur Belohnung fahren wir in die Monteverde Brewing Co., die lokale Brauerei und geniessen einige mega leckere Craftbiere. Zur Feier des Tages begeben wir uns dann noch in die Dorfdisco und geniessen es, der Dorfjugend beim Feiern zuzuschauen. Es ist ja schliesslich Freitag. Wir machen zwar nicht mit, gönnen uns aber auch ein zwei Drinks zu viel.

Der zweite Nebelwald der Region ist der Monteverde Cloud Forest. Eigentlich das Highlight der Region und der Besuchermagnet. Es gibt einige schöne Wege zum Spazieren, aber sonst überzeugt er uns nicht ganz. Es hat viele Leute, keine Tiere (eben wahrscheinlich wegen dem Besucheransturm) und das Ganze ist etwas dämlich organisiert. Aber wir sind ja nicht zum mötzlen da. Unser Highlight ist das Café ausserhalb des Parkes. Das Café Colibri hat einen grossen Garten mit sehr vielen Kolibris, die hier aus Futterstationen Nektar trinken.

Wir verabschieden uns heute noch von André. Morgen früh fahren wir (sehr langsam) in Richtung Karibik und er an die Pazifikküste. Um den Abschied gebührend zu feiern, tischen wir einen Zaubertrank, den wir noch aus Belize dabei haben auf. Ein mit Heilkräutern gemischtes alkoholhaltiges Getränk mit dem ominösen Namen «Man-a-Yaad», welches zudem nicht fein ist und am ehesten mit Hustensaft verglichen werden kann. Nach ein paar Tacos und einem erneuten Besuch in der Dorfdisco entscheiden wir uns für ein paar gemütliche Bier und eine Flasche Rum in André’s Hostel.

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