Tierische Highlights im Dschungel

Von San Cristobal au wollen wir nach Palenque. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Die Strasse 199, welche für Strassenblockaden und Überfälle berüchtigt ist. Oder die Strasse 307 an der Grenze zu Guatemala entlang. Da wir bereits bei den Lagunas de Montebello sind, macht es sowieso mehr Sinn weiter in Richtung Osten auf der 307 zu fahren. Diese Strasse ist etwas weiter, schlechter ausgebaut und es gibt keine Tankstellen. Ausserdem sind Strassenblockaden auch nicht auszuschliessen. Was aber im Nachhinein garantiert ist, das war die Beste und schönste Entscheidung, die wir treffen konnten!

Wir fahren der Grenze entlang los. Dass es keine Tankstellen auf der Strecke gibt, haben wir nicht realisiert und hoffen nun, dass es reicht. Es gibt zwar Pet-Flaschen Tankstellen an den Strassenrändern, aber wenn es nicht sein muss, wollen wir lieber nicht dieses Gemisch tanken. Die Landschaft verändert sich langsam. Von den Tannenwäldern in den Bergen befinden wir uns schon bald mitten im Dschungel. Die Strasse ist kurvig und eng und führt durch den dichten Dschungel. Ab und zu kommt wieder ein kleines Dorf, ein Militärcheckpoint oder ein Bauer, der mit seinen Kühen auf der Strasse unterwegs ist. Uns gefällt es sehr. Von Unsicherheit keine Spur.

Nach einigen Stunden Fahrt biegen wir ab. Weg von der «grossen» Strasse, auf eine kleine Nebenstrasse die wirklich immer enger und schlechter wird. Immer wieder ist die Strasse ganz weggespült, bei Brücken fehlt eine Fahrspur oder der Asphalt ist Abschnittweise nicht mehr (oder noch nicht, wir wissen es nicht) vorhanden. Schlaglöcher und Bodenwellen gibt es natürlich auch zur Genüge. Aber diese Strasse kann uns nicht abschrecken. Wir wollen weiter. Unser Ziel ist ein kleines Dorf am Rande des Nationalpark Monte Azules. Und darauf freuen wir uns, insbesondere Steffi, schon seit Wochen. Las Guacamayas, der spanische Name der roten Aras (Scharlachara) gibt dem Ort hier seinen Namen. Zwar nicht offiziell aber alle wissen, wovon man spricht, wenn man Las Guacamayas sagt. Und das aus gutem Grunde, denn hier fliegen einem die roten Vögel täglich über den Kopf.

Wir richten uns auf einem kleinen Campingplatz am Fluss bei einer netten Familie ein und wollen erst mal eine Nacht bleiben und das Dschungelleben geniessen. Bei der Ankunft zeigt uns die Besitzerin den ganzen Platz und dann noch das Highlight, welches sie jeweils jedem Neuankömmling zeigt. Sie ist richtig stolz auf die Affen, die eigentlich ständig irgendwo auf dem Platz sind. Bei unserer Ankunft springen 5 Klammeraffen auf einem Baum umher.

Im Ort selbst gibt es nicht viel zu machen. Es hat keine Restaurants, keine Aktivitäten, keine Einkaufsmöglichkeiten, wirklich nicht viel mehr als einige Häuser, eine Kirche und eine Schule. Das einzige, was hier an Touristen anmutet ist der kleine Campingplatz und das kleine Hotel direkt daneben. Im Hotel gäbe es auch ein Restaurant und auf Anfrage auch geführte Touren. Doch wie wir schon von anderen Reisenden gehört haben, geht es auch gut ohne. Man soll einfach durch das Dorf schlendern und in die Bäume schauen. Irgendwas ist immer zum Bestaunen da. Und wenn man es nicht sieht, dann muss man einfach dem Gehör vertrauen.

Wir probieren das aus und spazieren quer durch das Dorf. Diverse exotischen Vögel fliegen hin und her und es geht nicht lange, bis wir die Schreie der Aras hören. Und dann erblickt Steffi ganz oben auf der Baumkrone die rote Federpracht des Vogels. Wenige Meter daneben taucht auch noch ein weiterer auf. Darunter, auf demselben Baum, merken wir plötzlich, dass da ja noch Affen sind. Dieses Mal sind es Brüllaffen. Unglaublich. Und das alles einfach hier mitten im Dorf. Mit lautem Gekreisch fliegen die Aras los. Zurück am Fluss laufen wir quer durch die Bäume. Hier wächst alles durcheinander. Zitronenbäume stehen neben Bananen, daneben ein Mamey-Baum (zu Deutsch Sapote), Mango-Bäume und viele unbekannte endemische Früchte. Ob die für uns Menschen geniessbar sind, wissen wir nicht und deshalb belassen wir es auch bei den uns bekannten Früchten.

Zurück auf dem Camping werden wir von lautem Gebrüll aufgeschreckt. Brüllaffen! Diesmal nicht mehr nur am Fressen, sondern am Revier markieren. Wir gehen auf die Suche. Keine Hundert Meter neben Lenny erspäht Manuel auf dem Baum den lauten Affen. Auf dem Weg zurück finden wir einen Baum, auf dem es verdächtig surrt. Es hört sich an wie ein Kolibri, doch wo ist er? Da! Steffi findet ihn. Und da! Manuel hat einen zweiten Kolibri im Visier der Kamera. Und dann da, noch einer! Auf dem Baum sind über ein Duzend Kolibris am Nektar trinken.

Von all den Tieren überwältigt schlafen wir unter lautem Affengebrüll ein und sind uns sicher, morgen fahren wir ganz bestimmt nicht weiter. Hier gefällt es uns einfach zu gut 😊 Früh am Morgen machen wir uns noch vor dem Frühstück auf die Pirsch. Die Affen und auch Vögel sind schon wieder aktiv auf den Bäumen. Während dem Frühstück fallen dann plötzlich Früchte vom Baum, keine 5 Meter von uns. Wir verdächtigen die Affen, doch nach einem Blick hoch ist alles klar. Da oben sitzen wieder zwei Aras. Sie knacken Früchte, sie fressen die Samen und lassen die Hülse der Früchte runterfallen.

Wir haben um eine Nacht verlängert und freuen uns nochmals auf einen Tag mit den wilden Tieren. Und so geht es weiter. Die Affen wechseln sich ab mit verschiedenen Vögeln. Tukane, grüne Loros, die roten Aras, Kolibris oder Spechte. Es gibt immer was zu sehen.

Auf dem Campingplatz sind neben uns noch zwei Deutsche, zwei Dänen die mit dem Velo unterwegs sind, zwei Kanadier und eine französische Familie. Dauernd findet jemand wieder etwas Spezielles auf einem Baum und alle kommen, um es zu sehen. Es fühlt sich ein wenig an wie auf Safari 😊

Doch nicht nur auf den Bäumen gibt es was zu sehen. Denn beim Fürobebierli sieht Manuel plötzlich Lichter vor sich. Also sind wir denn mittlerweile schon nach einem Bier betrunken, oder was ist das? Er steht auf und geht hinter Lenny, da ist es noch extremer. Es sind Glühwürmer! Der ganze Platz ist voll davon. Etwa eine halbe Stunde lang blinken die Käfer, was das Zeug hält. Anscheinend soll das Geblinke der Männchen die Weibchen anlocken und zur Paarung überzeugen. Ob es funktioniert, wissen wir nicht, aber schön zum Zuschauen ist es auf jeden Fall.

Doch die Dunkelheit hat auch seine Tücken. Spinnen hat es in jeder Ecke und die Dänen hatten beim Zelt einen Skorpion. Wir ziehen uns schnell mal Schuhe an, so im hohen Gras hier…

Nach der zweiten Nacht entscheiden wir uns dann noch für eine dritte Nacht. Es gefällt uns nicht einfach sehr gut hier, für uns ist es das Highlight in Mexiko! Dieser Ort ist perfekt. All die Tiere, der einfache und günstige, aber schöne Campingplatz und die Abgeschiedenheit von den Touristenmassen ist genau das, was wir gesucht haben. Mit weiteren Affen-Konzerten, Flugshows von den farbigen Vögeln und einer Lichtshow der Glühwürmer verbringen wir die restliche Zeit in Las Guacamayas.

Wir würden gerne noch länger bleiben, doch wir haben in Palenque eine Verabredung in ein paar Tagen. Und bis nach Palenque sind es noch einige Stunden Fahrt. Ausserdem wollen wir den einen oder anderen Stopp bis dahin noch einbauen.

Adiós Las Guacamayas, wir kommen ganz bestimmt wieder Mal!

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