1000 Meter über den Affen

Gegen Mittag erreichen wir Tuxtla Gutiérrez, die Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas. Tuxtla ist Ausgangsort für eine 1000 m tiefe und 25 km lange Schlucht, den Cañón del Sumidero. Durch den Canyon fliesst der Río Grijalva der den grössten Stausee Mexikos speist. Bevor wir rein in den Canyon fahren, wollen wir den angebrochenen Tag nutzen, um zu den besten Aussichtspunkten zu fahren.

Ein Teil vom Nationalpark ist die Panoramastrasse zu den Miradores, den Aussichtspunkten. Insgesamt gibt es auf der 17 Kilometer langen Strasse 5 Stopps, von welchen man jeweils einen anderen Blick runter in den Canyon hat. Der letzte Aussichtspunkt ist das Highlight, denn hier steht man 1000 Meter über dem Wasser. Die Boote unten auf dem Wasser sind winzig klein und den Vögeln sehen wir beim Fliegen heute mal von oben zu. Die Höhe der Felswände und auch die Grösse des Canyons ist eindrücklich. Wir wollen jetzt aber auch noch in eines der kleinen Boote steigen, um näher an das Geschehen im Canyon zu kommen. Denn bekannt ist der Nationalpark auch für die Tierwelt, die man hier im Canyon antrifft.

Wir übernachten auf dem Parkplatz beim Bootssteg, denn frühmorgens auf den ersten Booten soll es die beste Chance für viele Tiere geben. Pünktlich um 9 Uhr sind wir an der Kasse, denn dann sollte das erste Boot losfahren. Aber natürlich ist dem nicht ganz so. Denn das Boot fährt ab 9:00 Uhr, aber erst wenn die 15 Plätze besetzt sind. Wir müssen warten und hoffen, dass bald noch weitere Leute kommen. Nach etwas 1.5 Stunden warten sind wir dann um halb 11 endlich auf dem Wasser und treiben in den Canyon rein. Schon nach wenigen Metern kündigt sich die Tierwelt des Canyons an. Iguanas und Papageie sind die ersten Exoten auf unserer Bootsfahrt. Kurz darauf spottet unser Captain ein Flusskrokodil, das sich am Ufer auf der Sandbank sonnt. Das Highlight für uns sind aber die Spider Monkeys, auf Deutsch Klammeraffen. Die Fahrt geht weiter durch die 25 Kilometer lange Schlucht, bis wir den Stausee am anderen Ende erreichen. Diverse Vogelarten wie Pelikane, Kormorane oder Reihers begleiten uns bei der Fahrt an unzähligen Wasserfällen vorbei. Grundsätzlich ist der Ausflug in den Canyon wirklich toll und die Landschaft atemberaubend. Was uns aber richtig schockiert, ist wie dreckig der Fluss ist. Diverse Abschnitte im Canyon sind voller Müll. Plastikverpackungen, Aludosen und nicht mehr identifizierbarer Plastikabfall. Und der Abfall liegt nicht nur im Wasser, nein auch die Affen knabbern daran rum. Es ist uns unerklärlich, wieso dieser Müll nicht eingesammelt wird. Schliesslich befinden wir uns in einem Nationalpark und einem Touristenmagnet.

Zurück an Land fahren wir weiter in das nur eine Autostunde entfernte Städtchen San Cristobal de las Casas. Zum Glück noch heute, denn einen Tag später haben wir gehört, dass die Strasse blockiert ist und es eine tödliche Schiesserei gab.  Leider nichts aussergewöhnliches und eher Alltag in Chiapas.

San Cristobal ist die touristische Hauptstadt Chiapas. Es gibt eine kleine charmante Fussgängerzone im Zentrum mit unzähligen Restaurants, Shops und Ausgehmöglichkeiten. Mexikanisches Essen sucht man hier im Zentrum aber vergebens, und so gönnen wir uns mal wieder eine leckere Pizza mit einem feinen Glas Rotwein. Wir schlafen auf einem kleinen Campingplatz, der nur 10 Minuten zu Fuss ausserhalb der Fussgängerzone liegt. Dort treffen wir per Zufall auf die beiden Deutschen die wir an der Oaxaca Küste auf der Strasse getroffen haben. Sie bleiben aber nur eine Nacht, da sie einen ziemlich engen Zeitplan haben. Den nächsten Tag verbringen wir nochmals in San Cristobal, machen wieder mal Wäsche und gehen noch einmal auswärts essen. Heute gibt’s Tapas, denn wir finden eine Bar, wo es mit jedem Glas Wein kostenlose Tapas gibt. Gratis Znacht sozusagen, denn der Wein ist auch spottbillig und kostet uns pro Glas nur zwischen CHF 1.50 bis CHF 3.00. Am frühen Morgen erreicht uns dann eine Nachricht von Tom und Cari, den beiden Deutschen. Sie haben ihre Kaffeemaschine auf dem Campingplatz vergessen. Sie wollen auf uns warten und bitten uns die Kaffeepresse mitzunehmen.

Der El Chiflón Wasserfall ist unser nächstes Ziel und auch hier warten Tom und Cari auf uns. Aufgrund von Hunderten von Bodenwellen und sehr schlechten Strassen verzögert sich unsere Ankunft etwas. Doch halb so schlimm, denn die Wanderung hoch zum Wasserfall ist nicht all zu weit. Wir verbringen den Nachmittag bei den Wasserfällen und im erfrischend kühlen Wasser. Den Abend verbringen wir mit unseren deutschen Freunden auf dem Parkplatz der Wasserfälle.

Am Morgen verabschieden wir uns wieder. Cari und Tom fahren heute über die Grenze nach Guatemala. Wir noch nicht, glauben wir zumindest. Wir bleiben noch etwas in Mexiko und fahren in den nächsten Nationalpark. Die Lagunas de Montebello. Der Nationalpark umfasst über 60 Seen in den Bergen Chiapas, direkt am Grenzgebiet zu Guatemala. Der Nationalpark und Manuel sind aber nicht so eine gute Kombination – vor 8 Jahren, bei Manuels erstem Besuch mit MD hat es durchgehen geregnet. Und heute… regnet es fast durchgehend. Etwas irritiert, wissen wir nach mehreren Monaten ohne Regen schon gar nicht mehr, wie sich das anfühlt, parken wir auf einer Rasenfläche vor einem Hotel das als «Campingplatz» genutzt wird. Den ersten See, den wir erkunden, ist der Lago Internacional. Einer der Hauptattraktion des kleinen Ortes Tziscao. Wie es der Name schon erahnen lässt, liegt der Lago Internacional zur Hälft in Mexiko und die andere Hälfte gehört zu Guatemala. Hier darf man ohne Pass ganz legal über die Grenze und rund um den See laufen. Denn der Ort auf der anderen Seite in Guatemala liegt so abgelegen, dass sich hier niemand über illegale Grenzgänger fürchtet. Wir spazieren um den See und durch den kleinen guatemaltekischen Markt. Ging jetzt doch schneller als gedacht und wir sind doch schon in Guatemala 😊 Den restlichen Tag verbringen wir im vor Regen geschützten Lenny und spielen Spiele.

Für morgen hat der Wetterbericht nicht viel besseres Wetter. Und der Franzose neben uns macht uns nicht viel mehr Hoffnung. Doch wir nehmen es wie es kommt und warten ab. Die Nacht «schifft» es wirklich mehr oder weniger durch, doch am Morgen blickt die Sonne etwas durch. Wir wagen es und fahren an einige schöne Seen, die man im Nationalpark gesehen haben muss. Was wir aber auch noch machen wollen ist, die 8 Kilometer lange Wanderung vom Lago Pojoj zu den Cinco Lagos. Wir streifen die Regenjacke über und laufen los. Nach anfänglichem Nieselregen wird es dann aber trocken und plötzlich sonnig und auch ziemlich warm. Der schlammige Weg durch den Dschungel gefällt uns sehr. Es ist richtig wild, nicht so wie all die Aussichtspunkte wo es von Touristen und Verkäufern wimmelt. Auf dem Rückweg entdecken wir plötzlich, mitten auf dem Wanderweg und auf Augenhöhe, ein Vogelnest. Steffi entdeckt es in letzter Sekunde als ein Kolibri das Nest verlässt, bevor sie fast in das Nest reinläuft. Im Nest befinden sich zwei kleine Kolibri-Eier, kaum grösser als ein Fingernagel. Mega cool!

Für die Nacht fahren wir nochmals auf die Wiese von gestern. Kaum angekommen, treffen auch die Vorhersagen der Wetterfrösche und des Franzosen ein. Es beginnt zu regnen, regnet weiter und dann plötzlich regnet es in Strömen. Es wird die ganze Nacht nicht besser und wir hoffen einfach, dass wir morgen noch aus der Wiese rausfahren können, denn es war schon ziemlich weich und pflotschig…

Und ja, wir sind rausgekommen. Aber nein, der Rasen hat es nicht heil überstanden. Lenny hat die schöne grüne Wiese etwas geackert. Tja, er macht seinen Traktoren-Pneus nun alle Ehre 😊

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert