Stuck in Yoho

Auf dem Trans-Canada-Highway fahren wir weiter und verlassen den Banff Nationalpark. Vor über einem Monat sind wir das erste Mal auf dem Highway in Halifax gestartet und noch immer sind wir auf derselben Strasse unterwegs. Der Highway führt von Neufundland via Halifax bis nach Vancouver – also fast genau unsere erste Etappe.

Der Banff Nationalpark grenzt direkt an den Yoho Nationalpark, wobei die Grenze der beiden Pärke auch die Grenze der Provinzen Alberta und British Columbia (BC) ist. Wir werden in BC herzlich Willkommen geheissen, und zwar von einem weissen Grizzlybären, direkt vor uns auf dem Highway! Manuel schreit ausser sich «Iiisbär», Steffi korrigiert auf «blonder Grizzly du Blondie». Der Grizzly kam irgendwie über oder unter den Sicherheitszäunen des Highways durch und ein Parkangestellter ist dabei den Bären weg von der Strasse, zurück in Sicherheit, zu verscheuchen.

«Woow» ist unser erster Gedanke als wir die massiven Felswände des Parkes sehen. Wir finden es noch imposanter als im Banff und Jasper Nationalpark. Genau dieser Eindruck mussten auch die Ureinwohner gehabt haben, denn Yoho bedeutet nichts anderes als der Ausdruck von Erstaunen und Begeisterung in der indigenen Sprache der Cree.

Wir fahren in den Yoho Nationalpark rein und wollen erstmals das Besucherzentrum in Field aufsuchen. Denn bereits in Banff wurden wir darüber informiert, dass eine Strasse blockiert sei, genauere Infos haben wir jedoch nicht erhalten. In Field angekommen, blockieren uns tatsächlich Parkangestellte und Polizei mit Blaulicht den Weg. Rein ins Dorf dürfen wir, weiter auf dem Highway nicht. Wir erfahren, dass ein Sattelschlepper und ein SUV einen frontalen Crash hatten, der leider tödlich endete. Die Strasse sei noch mindestens 6 Stunden, vielleicht auch länger gesperrt.

Wir wägen ab: entweder, wir warten im kleinen Dorf oder fahren zurück nach Banff und nehmen einen dreistündigen Umweg auf uns. Auf unserer Seite des Unfalls gibt es im Nationalpark nichts zu machen, alle Wanderungen sind wegen Lawinengefahr noch geschlossen und alles was offen ist befindet sich auf der anderen Seite. Wir entscheiden uns für einen gemütlichen Nachmittag in Field und verschieben das Wandern und die Aussichtspunkte auf morgen. Unser Plan ist es die Natur zu geniessen und am Lagerfeuer die weiteren Tage zu planen. Hier kommt das nächste kleine Problem… auf dem «first come, first serve»-Camping sind Feuer verboten. Auf dem einen Campground auf dem es erlaubt ist, kann man sich nicht selbst registrieren und alle Angestellten stecken auf der anderen Seite des Unfalls fest. Eine gesperrte Strasse und im ganzen Park funktioniert nichts mehr! Also heisst es wieder warten. Zum Glück gibt es in Field ein Café, mit sehr leckerem Espresso (für Manuel). Steffi hat hier ihr neues Lieblingsgetränk entdeckt: Moccachino mit Schlagrahm. Sehr empfehlenswert! 😉

Glücklicherweise konnte eine Aushilfe für den Campground gefunden werden und wir bekommen einen schönen Platz zugewiesen. Und hier kommt schon das nächste aber: Leider sind, aufgrund des Kälteeinbruches, alle Wasserleitungen geplatzt. Es gibt nur an einigen Stellen Wasser, das aber nicht trinkbar ist. Für uns kein Problem, wir haben Wasser noch in Banff aufgefüllt und Duschen wird sowieso überbewertet.

Den ganzen Nachmittag feuern wir richtig ein. Unser Lagerfeuer macht sogar dem Fadenwegring Konkurrenz 😉 Zudem haben wir endlich mal etwas Zeit, um an unseren Berichten für den Blog zu arbeiten und unsere Fotos zu sortieren. Da es immer kälter wird, wird unser Feuer immer grösser. Manuel muss bereits zum 3. Mal Holz vom Holzlager holen. Zum Glück haben wir uns einige Tage zuvor eine Axt gekauft.

Der Tag danach, wir fahren am Unfall vorbei und es sieht noch immer übel aus. Wir fahren zum Emerald Lake und machen einen kurzen Spaziergang rund um den See. Zu unserem Erstaunen ist das Wetter gar nicht so schlecht, sogar die Sonne zeigt sich kurzzeitig. Es ist unglaublich schön wie sich die Berge in dem kleinen See spiegeln. Die Liste der zugänglichen Sehenswürdigkeiten ist kurz. Nach dem Besuch der Natural Bridge und den Wapta Falls haben wir dann auch schon alles gesehen. Leider…

Da wir nun in British Columbia und nicht mehr in einem Nationalpark sind, haben wir die Möglichkeit auf sogenannten Recreation Sites zu übernachten. Das sind kostenlose Campsites, welche an wunderschönen, meist sehr abgelegenen Orten gelegen sind. Oft ist die Anfahrt nicht ganz einfach und wir bewältigen Pisten, die wohl eher für 4×4 Fahrzeuge gedacht sind. Lenny schlägt sich tapfer 😊

Der Trans-Kanada Highway führt uns weiter durch den Glacier Nationalpark und hier ist wirklich alles noch geschlossen. Jegliche Wanderungen sind aufgrund von Lawinensprengungen geschlossen. Wir fahren in den angrenzenden Mount Revelstoke Nationalpark und machen ein paar kurze Wanderungen. Im Städtchen Revelstoke machen wir einen Ausflug ins Hallenbad. Anstatt für 10 Dollar auf einer Raststätte zu duschen, zahlen wir 6 Dollar Eintritt, können noch ein paar Längen schwimmen und haben Sprudelbad und Dampfbad inklusive 😉

Nach einer weiteren Nacht auf einer wirklich sehr abgelegenen Recreation Site erreichen wir die Aussenbezirke von Vancouver und sind zurück in der Zivilisation angelangt. Die erste Nacht verbringen wir auf einer Raststätte noch gut 2 Stunden vor Vancouver. Für die nächsten beiden Nächte suchen wir etwas, das näher an Vancouver liegt. Wir fahren zwei andere Raststätten an, doch hier gibt es ein offizielles Übernachtungsverbot. Das scheint jedoch nicht sehr wirkungsvoll, denn was wir hier auffinden gleicht eher einem Openair-Campingplatz. Wohnwagen, Zelte, Wohnmobile und Autos, kreuz und quer durcheinander und mit improvisierten Plastikplanen überdeckt – das sieht eher nicht nur temporär aus. Einer hat sich sogar den Auspuff des Pickups mit einem zwei Meter langem Rohr verlängert. Das dient dazu die Abgase vom Auto, welches selbstverständlich die ganze Zeit läuft um zu Heizen, aus dem Zelt zu halten. Nicht so unser Ding hier. Wir fahren weiter und nehmen mit dem Walmart Parkplatz Vorliebe.

Der Walmart liegt nahe der US-Grenze und zu einem kleinen Strand. Leider darf man hier nachts nicht parken, aber tagsüber sind wir nun hier zuhause – zum Kochen, um den Strandgeruch zu geniessen oder für kleine Spaziergänge (inklusiver illegaler Einreise in die USA, zumindest für ein paar Meter).

Bevor wir uns ins Getümmel der Grossstadt wagen, hat Steffi für uns einen Shoppingtag im Outlet Store eingeplant. Wir haben ja noch sooo viel Platz in Lenny 😉

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