Schwimmende Kühe und fliegende Mäuse

Nach zwei tollen Tagen in Palenque und vielen ausgetauschten Tipps, müssen wir uns leider schon wieder von Stefan und Miriam verabschieden. Für sie geht es weiter in die Richtung, aus der wir kommen und für uns geht es langsam endlich Richtung Karibik. Karibik ist dann auch das Stichwort für unseren nächsten Stopp. Das Karibik-Manati ist eine Seekuhart, die auch in Mexiko beheimatet ist. Die Seekühe leben hauptsächlich in der Küstenregion des Golfes und der Karibik, doch auch in den Flüssen der Region, in der wir uns befinden. Wir sind nicht mehr weit von der Golfküste entfernt und in der Region um Palenque, im Fluss Usumacinta und den Lagunas de Catazajá leben Seekühe. Deshalb gibt es im kleinen Ort Catazajá eine Forschung- und Aufzuchtstation für Manatis. Die Organisation bietet Führungen an und man kann die Tiere von nächster Nähe sehen. Eintrittspreis: Gemüsespende 😊

An einem Gemüsestand unweit der Auffangstation kaufen wir 5 Kilo Karotten, Kartoffeln und zwei Jícamas (Yambohne) für die gefrässigen Tiere. Damit kriegen wir Zutritt zu den Wasserbecken. Wir lernen zwei junge Manatis kennen, die erst wenige Monate alt sind. Ziel der Auffangstation ist es, die Babyseekühe aufzupäppeln bis diese stark genug sind sich selbst zu ernähren. Sie kommen dann einige Zeit in einen Bereich der Lagune, wo sie noch überwacht werden, bevor sie dann ausgewildert werden. Die süssen Dinger kauen auf den Wasserpflanzen rum und kommen immer wieder für neugierige Blicke mit den Köpfen aus dem Wasser. Steffi würde am liebsten eins einpacken 😊

Wir fahren weiter. Und verlassen Chiapas. Der Bundesstaat, vor dem uns viele gewarnt haben, der gefährlich sein soll und man möglichst schnell durchreisen soll… für uns aber ist Chiapas eines der mexikanischen Highlights. The real Mexiko halt.

Über den Highway heizen wir durch Tabasco. Etwa 10 Kilometer lang zumindest. Dann sind wir schon im übernächsten Bundesstaat. Campeche. Und hier werden wir willkommen geheissen, von den ersten korrupten Beamten, die wir nach fast 4 Monaten in Mexiko treffen. Sie versuchen es zumindest, wenn auch nur so halbherzig. Die Beamten wollen Papiere sehen und natürlich geben wir ihnen, was sie verlangen. Manuel soll dann aussteigen und Heckklappe öffnen. Ein zweiter Beamte versucht dann Steffi abzulenken und will die Pässe sehen, die wir im Tresor verstaut haben. Steffi stellt sich blöd und sagt nur «no Spanish, English?» was dann dem Beamten etwas zu kompliziert wird und sie in Ruhe lässt.

Manuel zeigt dem ersten Beamten unsere Küche inklusive Kühlschrank. «Uiii, Cerveza!». Ja klar, seit wann ist, dass denn in Mexiko etwas Illegales? Ein dritter Beamte kommt noch und stürmt etwas rum. Sie wollen dann sehen, wann und wo wir das Bier gekauft haben. Zum Glück haben wir irgendwo noch eine Quittung rumliegen, was sonst eigentlich nie der Fall ist. Was auch immer das soll, aber als sie dann merken, dass wir kein kaltes und nur warmes Bier haben, sind sie dann nicht mehr so interessiert. Dann suchen sie etwas auf unseren Papieren. Alle Daten, die irgendwo auf dem Ausweis sind, werden von den Beamten als «Ablaufdatum» angeschaut und sie behaupten, dass wir damit nicht mehr fahren dürfen. Manuel versucht zu erklären, dass das Ausstelldatum nicht gleich Ablaufdatum ist, aber das wollen sie nicht so ganz verstehen. Als Manuel dann beim dritten Datum genervt lacht und dem Beamten einen «Du Vollidiot»-Blick zuwirft merkt er, dass wir nicht so einfach aufgeben und er wirklich nichts gegen uns in der Hand hat. Als er dann noch erfährt, dass Manuel sein Spanisch in Monterrey an der Uni gelernt hat, verabschiedet er Manuel mit einem Handschlag, als wären sie Best Friends seit Ewigkeiten. Noch am gleichen Tag erfahren wir von Maya und Adi, die wir vor einigen Tagen getroffen haben, dass Ihnen genau dasselbe passiert sei. Fun Fact: Die Chicken Nuggets die Steffi unbedingt kaufen wollte und man eigentlich nicht über die Staatsgrenze nehmen dürfte (Poulet ist verboten) interessierte niemanden… 😂

Wir lassen den Checkpoint hinter uns und fahren in die Nähe von Calakmul. Die nächsten Pyramiden, die wir aber erst morgen erkunden wollen. Auf dem Campingplatz findet Steffi, die absolute Hundeliebhaberin, einen neuen pelzigen «Freund» in schwarz. Ok, eigentlich ist es Manuel’s Freund, denn wie schon erwähnt findet Steffi Hunde einfach viel toller 😊

Die Pyramiden von Calakmul sind via eine 60 Kilometer lange sehr enge Strasse erreichbar. Keine Tourbusse kommen dahin, Lenny ist gerade so das maximum an Fahrzeuggrösse, welche sie reinlassen. Dementsprechend hat es auch bei diesen Ruinen eher wenig Leute. So haben wir diverse Pyramiden für uns selbst. In Calakmul darf man die Pyramiden noch besteigen. Die Hitze ist abartig und wir schwitzen uns den Allerwertesten ab. Doch die Anstrengung lohnt sich. Die Weitsicht von der 55 Meter hohen Pyramide ist atemberaubend. In jede Richtung sieht man nur Dschungel, Kilometerweit, bis an den Horizont ist es einfach nur grün.

Unweit des Einganges von Calakmul befindet sich eine ausgetrocknete Cenote. Ein Höhlensystem das Kilometerweit in den Untergrund reicht. Hierher kommen wir für ein Spektakel der besonderen Art. Aus der Zotz Cave fliegen täglich bei Sonnenuntergang tausende Fledermäuse aus der Höhle und starten die Jagd nach Mosquitos oder die Suche nach Früchten. Es startet mit einigen einzelnen Exemplaren, die rauskommen. Immer mehr Fledermäuse verlassen die Dunkelheit. Und dann auf einen Schlag geht es los. Millionen von Fledermäusen fliegen im Kreis raus aus der Tiefe, über unsere Köpfe und durch die Bäume in die Höhe. Einige Tiere treffen Äste oder auch uns Zuschauer und fallen zu Boden. Die meisten schaffen es aber sich wieder aufzuraffen und weiterzufliegen. Wir sind beeindruckt, denn vor einigen Tagen haben wir was ähnliches bei den Schwalben erwartet. Doch das hier ist echt unglaublich und wir können euch sagen, die Dinger sind laut und stinken!

Da das Spektakel bei Sonnenuntergang stattfindet, wollen wir heute nicht mehr weit fahren. Denn das Credo in Mexiko lautet: «Don’t drive at night! Never!» Nicht etwa, weil es gefährlich ist, sondern eher wegen den Tieren und Schlaglöchern auf der Strasse. Und vergisst nicht die Topes! Wir fahren die 7 Kilometer zurück zum Eingang von Calakmul, denn hier darf man es sich auf dem Parkplatz gemütlich machen.

Morgen gibt es einen Tag im Auto, denn wir wollen hoch in den Norden. Rein nach Yucatán, rein in die Touristenhochburg Mexikos. Wir freuen uns wieder mal auf etwas Abwechslung. 😊

2 Kommentare zu „Schwimmende Kühe und fliegende Mäuse“

  1. Ciao Steffi e Manuel,
    Ich habe heute den Blog von Marietta gekriegt.
    Wunderschöne Gegend, ich war vor 30 Jahren für 6 Monate in México und im Chiapas-Gebiet, habt ihr noch Muskelkater von den vielen hohen Mayas Treppen ??
    Schön euren Blog zu lesen, fühle mich 30 Jahre jünger !!!
    Geniesst die Zeit und viel Vergnügen
    Liebe Grüsse aus dem Tessin
    Rita

    1. Hallo Rita. Muchas gracias für deinen Kommentar. Es freut uns dich in deine jungen Jahre zurückzuversetzen Der Muskelkater ist mittlerweile vorüber, aber Chiapas war eins unserer Highlights in Mexiko! Beste Grüsse von der Karibikküste

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