Durchlöchertes Yucatán

Via Orte mit lustigen Namen wie Dzibalchén oder Hopelchén verlassen wir Campeche und fahren nach Yucatán. Wir wollen uns als erstes die Region Merida anschauen. Einen genauen Plan haben wir nicht, aber auf dem Programm stehen: Flamingos schauen, Baden am Strand, Baden in Cenoten, Stadtbummel und was dann noch so spontan passiert.

Da es in Downtown Merida nicht wirklich viele schlaue Orte zum Campen gibt fahren wir zu einer in der Nähe gelegenen Cenote. Gemäss der App iOverlander gibt es da ein Package: Eintritt in zwei Cenoten, Maya-Schnaps Degustation und eine Nacht campen für umgerechnet 10 CHF. Das passt für uns ganz gut und wir fahren die Cenote Maní Chan im Dörfchen Homún an. Die Besitzerin heisst uns gleich freundlich willkommen und erklärt uns das Programm. Wir können gleich noch heute die erste Cenote besuchen und im Anschluss das Likör Tasting machen. Für die zweite Cenote sei es schon etwas zu spät, da es besser am Morgen sei, wenn die Sonne reinscheint.

Carlos, der Sohn der Familie, führt uns rein in die Höhle zur kleinen Cenote mit dem Namen Maní Chan, was übersetzt «kleiner Eingang» bedeutet. Wie der Name sagt, ist der Eingang eine kleine Höhle, in die man runtersteigt. Carlos erklärt uns, dass es im Dorf über 300 Cenoten gibt, die alle miteinander verbunden sind. Ganz Yucatán ist mit Tausenden solcher Höhlen durchlöchert und mit dem Meer verbunden. In dieser Cenote gibt es noch Überresten der Mayas. Treppen und Opfergaben. Die kleine Cenote ist mit glasklarem Wasser gefüllt. Wir haben den Pool ganz für uns allein und erfrischen uns im angenehmen 24°C warmen Wasser. Wir geniessen die Abkühlung, im Gegensatz zu der anschliessenden Likörverköstigung. Die lauwarmen Honig-Anis Liköre munden uns nur so mässig und wir versuchen gute Miene zu wahren, auch wenn wir bei jedem Shot mindestens zwei Mal schlucken müssen 😖

Es ist eine ruhige Nacht wie wir sie schon lange nicht mehr hatten. Oft sind Strassen oder Dörfer so nah, dass der Verkehr, die bellenden Hunde oder die unmenschlich laut eingestellten Musikanlagen in den Restaurants und den Fahrzeugen unsere Nachtruhe stören. (Wir übertreiben nicht, bei den Mexikanern kann es nicht laut genug sein, auch wenn die Lautsprecher nur noch grell tönen, fast platzen und das Gehör schmerzt, Hauptsache laut) Die Cenote liegt abgelegen, weit ausserhalb des Dorfes und alles, was wir hören sind die Zikaden im Gebüsch.

Wir haben gestern mit Carlos für heute um halb 9 Uhr abgemacht. Er will uns mit seinem Motorrad zur zweiten Cenote namens «Cleotilde» bringen. Als er dann eine halbe Stunde zu spät eintrudelt und wieder verschwindet, schaut Manuel mal nach, wo er steckt und fragt nach, wann wir den nun gehen. Carlos Antwort ist, ob wir den schon gehen wollen, dann können wir jetzt gehen. Mexikanische Organisation… oder wir sind einfach immer noch viel zu schweizerisch unterwegs. 

Es gibt verschiedene Arten von Cenoten. Die geschlossenen welche durch einen Eingang in einer Höhle liegen, die halboffenen bei denen zu gewissen Zeitpunkten Sonnenlicht reinscheint und die offenen, die fast komplett gegen oben geöffnet sind. Cleotilde ist eine halboffene. Wir steigen über eine marode Treppe, die jederzeit einstürzen könnte in den Untergrund. Am Morgen scheint nun etwas Sonne rein. Leider sieht man, dass die Cenote nur halbherzig gepflegt wird und wir haben es nach einem kurzen Schwumm nach 10 Minuten auch schon gesehen. Wir hoffen noch schönere Plätze zu entdecken.

Eigentlich wollen wir heute Merida’s Innenstadt entdecken. Doch irgendwie haben wir keine Lust auf viele Leute und ausserdem ist schon Mittag. Deshalb machen wir Planänderung und fahren an die nördliche Küste, den Golf von Mexiko. In dem kleinen Dörfchen San Crisanto wurde uns ein Platz empfohlen, vielen Dank an Miriam und Stefan für den Tipp. Ein kleiner Campingplatz mit direktem Zugang zum Meer. Unser geplanter, kurzer Strandstopp haben wir dann auf mehrere Nächte ausgedehnt. Es gefällt uns sehr gut hier, das Meer ist flach, warm und sauber. Und die Touristenmassen, vor denen wir uns an der Karibikküste fürchten, hat man hier (noch) nicht. Hotels sind jedoch einige im Bau. Das Dörfchen liegt auf einer Landzunge, welche das Meer von einer Lagune trennt. Die Lagune ist sehr seicht und ein Teil davon ist eine Salzgewinnungsanlage. Dort sollen sich immer wieder Flamingos tummeln, um im flachen Wasser nach Nahrung zu suchen. Wir haben Glück und finden auf Anhieb eine kleine Gruppe der pinken Vögel.

Am zweiten Tag merken wir, dass unser Kühlschrank Probleme macht. Er versucht zu kühlen, schaltet aber immer gleich wieder aus. Nicht schon wieder! Wir hatten schon mal Probleme damit in Schweden, damals war der Kompressor defekt und zum Glück haben wir auf Garantie einfach einen Neuen erhalten. Zudem hatten wir auch schon eine durchgeschmorrte Sicherung auf dieser Reise. Das können wir jetzt aber ausschliessen. Diesmal verdächtigt Manuel unsere Zweitbatterie. Die ist schon seit längerem sehr tief und hier unter den Palmen kommt rein nix an Solarenergie rein. Der Kompressor braucht eine gewisse Spannung, um überhaupt zu starten. Zum Glück können wir hier eine Küche mit Kühlschrank nutzen, so gibt es wenigstens trotzdem ein kaltes Bier am Abend (und unsere Lebensmittel gehen nicht futsch 😊). Lenny stellen wir quer in den Parkplatz, um das Optimum an Sonne zu erhalten. Eine Lösung ist es nicht, aber zumindest können wir so morgen unsere Sachen wieder kühlen.

Mit funktionierendem Kühlschrank (und Batterie, die auf dem Minimum läuft) fahren wir der Küste entlang nach Progreso und biegen dann ins Landesinnere nach Merida. Merida ist eine schöne Kolonialstadt mit lebendigem Stadtzentrum. Wir spazieren durchs Zentrum, über den Zocalo und besuchen den Markt wo wir uns mit feinen Tacos kräftigen. Wir merken aber auch, dass es einfach zu heiss ist, um länger in der Stadt zu bleiben. Am Gemüse- und Fruchtstand machen wir kurz noch Grosseinkauf und holen Lenny beim Parkplatz wieder ab. Mit vollaufgedrehter Klimaanlage verlassen wir die Region und steuern die nächste Stadt, Valladolid, an. Wir haben von einem Platz in Valladolid gehört, der einen Pool hat. Mehr müssen wir gar nicht wissen…

Wir schlafen hier bei einem Bienen-Museum das Cabañas vermietet und den Innenhof als Campingplatz anbietet. Die Lage ist auch super, denn nach der Abkühlung sind wir wieder fit und bereit für die zweite Stadt am selben Tag 😊 Valladolid ist einiges kleiner als Merida, aber nicht weniger schön. Das Restaurant Ahal wurde uns ebenfalls von Stefan und Miriam empfohlen und so statten wir dem Lokal einen Besuch ab. Wir bestellen die regionale Spezialität «Panuchos» in verschiedenen Variationen wie mit dem traditionellen Cochinita Pibil (Pulled Pork), Hackfleisch und Chicken. Weil es so lecker ist, bestellen wir gleich noch drei Empanadas mit denselben Füllungen zum Mitnehmen. So haben wir morgen das Mittagessen auch schon organisiert.

In Valladolid besuchen wir eine weitere Cenote. Die Cenote Oxman ist etwas touristischer als diejenigen die wir bisher besucht haben. Doch früh am Morgen ist es noch angenehm ruhig. Diese Cenote ist eine Offene. Das Wasserloch ist tief und deshalb muss man eine Schwimmweste anziehen um überhaupt ins Wasser zu dürfen. Mit der Liane schwingen wir uns in die Mitte und lassen uns in kalte Wasser fallen. Die Erfrischung tut gut, denn die Temperaturen steigen schon wieder rasant an.

Deshalb entscheiden wir uns für «Back to the Beach!

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