Reggae im Dschungelparadies

Wie schon die Ausreise aus Mexiko, verlief auch die Einreise nach Belize ziemlich problemlos. Nur ein kleiner Schweissausbruch gab es, als uns angedroht wurde das Auto nach einer Drohne zu durchsuchen, bzw. zu scannen. Doch nach kurzer Diskussion, dass unsere Drohne nur 249g und daher nichts Professionelles sei willigte der Beamte ein. Er durchsuchte kurz sein dickes Buch, fand jedoch nichts und sagte nur, wir sollen die Drohne einfach nicht benutzen, da wir dazu eine Bewilligung bräuchten.

Kaum in Belize merkt man den kulturellen Unterschied zu Mexiko extrem. Es ist eine andere Welt. Alle sprechen Englisch (oder so was in der Art) und jeder grüsst dich freundlich. Sei es der Bauarbeiter auf der Strasse oder der Security vor dem Laden. Es läuft kein mexikanischer Schlager, sondern Reggae und das Nationalgericht ist Reis mit Bohnen und dazu Chicken oder Fisch.

Uns wurde schon von mehreren Seiten erzählt, dass Belize teuer wird. Auch Manuel hat Belize von seinem letzten Besuch noch als eher teuer in Erinnerung. Doch wir werden überrascht und finden, dass diese Unterstellung nur bedingt berechtigt ist. Ja, importierte Produkte in den Läden sind teuer. Und ja, Alkohol ist teuer. Aber kauft man hingegen am Strassenrand saisonale Früchte, Gemüse oder lokal produziertes Fleisch und Milchprodukte, sind die Preise völlig gerechtfertigt. Am Anfang verschrecken wir schon etwas über die Preise, denn ein grosses Joghurt kostet 4 Dollar. Umgerechnet in Schweizer Franken sind es aber nur ungefähr 2 Franken, denn der Belizedollar ist 1:2 an den US Dollar gekoppelt und deshalb sieht es nur auf den ersten Blick so teuer aus. Ausserdem ist Belize so klein (flächenmässig halb so gross wie die Schweiz) und mit nur 400’000 Einwohner auch nicht sehr dicht besiedelt. Daher ist es auch für grössere Supermarktketten nicht sonderlich interessant ihre Billigprodukte hierher zu importieren. Was uns auffällt ist, dass die Chinesen hier investieren. Fast alle Läden haben chinesische Namen und Logos und hinter den Theken stehen keine typischen Belizianer. Etwas surreal.

Unser erster Stopp ist das Crooked Tree Wildlife Sanctuary. Beziehungsweise einfach das Dörfchen Crooked Tree, welches auf einer kleinen Insel mitten im Vogelreservat liegt. Wir schlafen hier auf dem Parkplatz vor einem Hotel, direkt am See. Perfekt für Steffi, unseren Tierfreund. Sie spottet schon die ersten exotischen Vögel. Manuel ist eher daran interessiert, was 100 Meter weiter unten im Stadtpark passiert. Laute Reggae-Musik dröhnt aus den Boxen und wohl die gesamte Dorfbevölkerung (ca. 100 Leute) ist am Feiern. Sie feiern den Tilapia. Der Fisch, den man hier im See fischen kann und wohl Grundnahrungsmittel des Dorfes ist. Die Besitzerin des Hotels, wo wir auf dem Parkplatz schlafen, teilt uns mehrere Male mit, dass wir unbedingt Essen gehen sollen. Da können wir nicht widerstehen. Obwohl wir unser Budget schonen und wieder vermehrt selbst kochen wollten, verschieben wir das halt auf morgen.

Der Tilapia war wirklich der Hammer, wohl der beste Fisch, den wir auf der Reise bisher hatten. Und wir haben schon einiges an Fisch gegessen 😊 Der Reis mit Bohnen (Nationalgericht von Belize) dagegen war eher trocken. Aber der Fisch, wow! Das Essen ist ein Teil des Festivals, ansonsten geht es hauptsächlich darum Bier zu trinken und Glückspiel zu betreiben. Uns gefällts, und die Sorgen um unser Budget haben wir auch verdrängt, denn der Fisch und das Bier sind hier billiger als in Mexiko. 😂

Wir kamen eigentlich für das Wildlife Sanctuary, haben aber stattdessen die Party besucht. Deshalb wollen wir am Morgen noch kurz einen Spaziergang durch das Dorf machen. Einige Vögel und einige Iguanas treffen wir an, ansonsten ist es einfach zu heiss und wir kehren um. Die Leute hier sind unglaublich nett. «Welcome to Crooked Tree» schreien sie über die Strasse und jeder winkt uns zu. Alle sind so super freundlich.

Wir fahren weiter in den Süden. Das Ziel von heute ist eines von Steffi’s Highlights in Belize. Der Belize Zoo und das dazugehörige Tropical Education Center. Der Zoo ist nicht ein gewöhnlicher Zoo, wie wir ihn kennen. Es ist eine Auffangstation für gerettete Tiere. Gerettet vor Leuten die diese als Haustiere hielten, gerettet da sie Tiere von den Bauern gerissen haben und zum Abschuss freigegeben wurden oder gerettet da sie ihre Eltern bei Waldbränden oder Autounfällen verloren haben. Das Coole am Zoo ist, dass er richtig wild ist. Man fühlt sich wie mitten im Dschungel und es gibt auch nur Tiere, die es in Belize in der Freiheit gibt. Die meisten Tiere werden für die Auswilderung vorbereitet, doch es gibt auch solche, die nie gelernt haben in der Wildnis zu überleben und daher wohl nie ausgewildert werden können.

Wir haben von Reisenden den Tipp erhalten, dass man beim Tropical Education Center auch schlafen darf. Doch leider ist dem seit einigen Wochen nicht mehr so. Wir versuchen es deshalb bei einem Restaurant die Strasse runter. Miss Anita, die freundliche Besitzerin lässt uns gar kostenlos für zwei Nächte auf ihrem Grundstück campen und die Toiletten nutzen. Im Gegenzug geniessen wir ein Bier in ihrem Restaurant und kaufen ein selbstgebackenes Sauerteigbrot. Die Besitzerin ist Europäerin und deshalb ist auch das Brot super! Wir kaufen am nächsten Tag gleich nochmal eins 😊 Weiter fahren wir in den Süden, an zu Reggae tanzenden Bauarbeitern vorbei die richtig motiviert bei der Arbeit sind. Märtu wäre stolz auf diese Arbeitsmoral – auf das Resultat dann vielleicht nicht so 😂

Kurz vor unserem Tagesziel, dem St. Hermans Blue Hole Nationalpark, fahren wir in die Hauptstadt von Belize. Belmopan ist alles andere als das, was man von einer Hauptstadt erwartet. Ein kleines Dorf mit wenig Verkehr und wenig Leuten. Grosse, moderne Verwaltungsgebäude sucht man hier vergebens. Wir suchen nach frischen Produkten wie Gemüse, Früchte oder Fleisch. Fehlanzeige. Beim chinesischen Grosshändler treffen wir einen deutschen Lodge-Besitzer, der uns noch einige Tipps für Ausflüge ins Inland gibt. Inklusive deutscher Dönerbude. Die merken wir uns!

Da wir noch immer kein Gemüse haben, versuchen wir es auf dem Land. In Belize gibt es unzählige Menoniten Communities. Diese sind mehrheitlich Selbstversorger und wir hoffen, dass uns hier ein Bauer was verkaufen kann. Wir fahren nach Springfield, wo uns schon bald nur noch Pferde und Wagen oder Fussgänger begegnen. Lenny ist weit und breit das einzige motorisierte Gefährt. Mit grossen Augen werden wir angestarrt als wir bei zwei Fussgängern anhalten und uns erkundigen, ob es denn sowas wie einen Hofladen oder Marktstand gibt. Ganz verwirrt über den internationalen Besuch erklärt uns der Herr, dass doch nur montags und donnerstags ein Bauernmarkt stattfindet. Wenn wir aber Glück hätten finden wir 7 Kilometer weiter einen Hof der Eier hat. Wir geben auf, haben aber Glück, dass es im letzten Dörfchen vor dem Nationalpark noch ein paar Strassenstände mit Gemüse hat.

Auf dem Parkplatz des Nationalparkes treffen wir bekannte Gesichter. Die Schoebis (siehe vorheriger Blog) sind hier mit Yoda Travels (von denen haben wir den Ladebooster) und Roadtrippinjimmy (zwei Deutsche, von denen wir schon gehört haben, aber noch nicht persönlich kennen). Sie alle haben letzte Nacht hier geschlafen und sind bereits wieder am Zusammenpacken. Im Nationalpark gibt es zwei Bereiche zu erkunden. Das Inland Blue Hole ist ein kleiner See (oder Teich, Fluss, Cenote oder so) zum Baden. Das zweite Highlight ist eine Höhle, die man mit Stirnlampe erkunden kann. Das Highlight für uns aber ist jeweils der Weg, der dorthin führt. Quer durch den Dschungel führt der Pfad und wir hoffen auf ein paar wilde Tiere. Wir sehen zwar zwei Pecaris, Eichhörnchen und Tausende von Blattschneideameisen, die wilde Katze, die sich Manuel erhofft bleibt aber tief im Wald. In der Nacht hören wir, dass es aber sehr viel Leben im Wald hat. Die Brüllaffen schreien mit maximaler Lautstärke los.

Nach einigen Tagen im grünen Dschungel von Belize, besuchen wir schon bald ein türkisfarbenes Inselparadies. Wir fahren nach Belize City, der grössten Stadt des Landes und verbringen im Hafen eine letzte Nacht, bevor wir morgen die Fähre raus auf die Insel nehmen.

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