Hängengeblieben vor der Grenze

Wir haben Lenny vollgetankt, Proviant nochmals mit preiswerten Artikeln von Walmart aufgestockt, Wasser aufgefüllt, Gastank aufgefüllt, Dokumente kontrolliert und bereit gemacht… wir sind ready für den Grenzübergang nach Belize. Doch dann kommt eine Nachricht von Marco von «Schoebis on the road» (siehe «Kuscheln mit Haien»): «Wir haben einen Ladebooster für euch!»

An der Laguna Bacalar haben wir mit Marco über unser Strom-Problem gesprochen. Er kennt sich aus, er hat auf der Reise schon zig Fahrzeuge von Reisenden repariert. Auch für unser Problem weiss er, dass uns eigentlich nur ein Ladebooster weiterhelfen kann. Diese Dinger sind aber in Mexiko nicht wirklich erhältlich, aber die Story haben wir ja schon mal beschreiben.

Die Schoebis haben am Tag, an dem wir die Lagune verlassen haben, weitere Reisende getroffen. Diese haben, wie es der Zufall will, einen Ladebooster dabei, den sie nicht mehr gebrauchen und schon seit Kanada verkaufen wollen. Es ist genau das Modell, das wir brauchen. Zufälle gibt es! Wir sind jetzt etwas in der Zwickmühle, eigentlich sind wir bereit für den Grenzübergang und haben mit dem Thema Ladebooster schon abgeschlossen, doch auch die Lösung unserer Probleme ist in greifbarer Nähe. Nach einigem hin und her sind wir uns einig, dass nur eine Entscheidung richtig ist. Wir entscheiden uns für den Ladebooster und fragen bei Dany und Mary nach, ob wir nochmals eine Nacht vor ihrem Haus auf der Strasse campen dürfen, denn Marco bringt uns morgen den Ladebooster vorbei. Das ist natürlich bei dieser hervorragenden mexikanischen Gastfreundschaft gar kein Problem.

Wir sind super happy, unser Problem wird morgen hoffentlich gelöst und das Paket mit der neuen Kupplung für Fabienne und Simon ist ebenfalls endlich angekommen. Leider ist die Freude nur von kurzer Dauer. Beim Öffnen ihres Paketes sehen die beiden sofort, dass genau das wichtigste Teil für die Reparatur defekt ist, weil es schlecht verpackt wurde. Ein Alptraum! Doch die beiden lassen sich nicht unterkriegen und finden online ein passendes Teil, dass innert drei Tagen geliefert sein soll. Um die Sorgen etwas zu vergessen, machen wir einen Abendspaziergang ans Meer.

Wir warten nun auf den Ladebooster. Unterdessen wollen wir aber schon mal alles vorbereiten, dass wir gleich mit dem Einbau beginnen können. Wir brauchen einige Meter Kabel, Sicherungen und sonstiges Material wie Schrauben, Isolationstape. Zum Glück hat unser Gastgeber Dany ein gut ausgerüstetes Werkzeugsortiment. Wir fahren mit Dany’s Auto in die Stadt und fahren wohl so ziemlich alle Läden ab, die irgendwas in der Art von Kabeln oder Autozubehör verkaufen. Die Kabel sind schnell besorgt. Das Problem sind die Sicherungen. Wir kriegen zwar die Sicherungen, nicht aber die dazu passende Halterung. Da ist nun mexikanische Improvisation gefragt.

Zurück bei unserem temporären Zuhause bauen wir gleich mal den Fahrersitz von Lenny aus. Unter dem Boden müssen wir nämlich ein Kabel durchziehen. Von der Starterbatterie unter der Haube, ziehen wir den Strom nach hinten zur zweiten Batterie, mit welcher wir Licht, Kühlschrank und unser 230V Netz betreiben. Das Ziel ist, mit dem Ladebooster die Zweitbatterie während dem Fahren zu laden. Wenig später fahren die Schoebis ein und wir kriegen unser neues Accessoire. Marco packt gleich selber mit an und wir sind ihm unglaublich dankbar. Ohne ihn hätten wir das nicht so schnell und nicht so professionell hingekriegt. Innert wenigen Stunden installieren wir den Ladebooster und machen die ganze Verkabelung. Noch vor Einbruch der Dunkelheit haben wir unsere Installation getestet und es funktioniert perfekt. Jetzt müssen nur noch der Sitz und der ganze Einbau wieder rein.

Der gute Nebeneffekt von dem Ganzen ist, dass wir unter dem Sitz und dem Innenausbau wieder mal richtig putzen konnten. Da hat sich richtig Staub angesammelt, wahrscheinlich ist einiges davon noch von Kanada oder den USA 😊

Zur Feier des Tages offerieren wir dem Ganzen Einbau-Team Bier. Unsere Gast-Grossmutter, die Mama von Mary, hat zudem eine leckere Gemüsesuppe mit Poulet gekocht. Die Suppe ist super lecker. Steffi sucht sich das richtige Stück Poulet raus, Manuel erwischt den Hühnerfuss.

Wir sagen nochmals Danke an die Schoebis, Marco und Steffi mit ihren beiden Kindern fürs Besorgen des Ladebooster und die riesen Hilfe beim Einbau.

Danke auch an Fabienne und Simon für die Kinderbetreuung während dem wir Marco ausleihen durften. Und natürlich für die coolen Tage in Chetumal die wir mit euch verbringen konnten. Trotz einigen Hochs und Tiefs 😉 Wir sehen uns in Belize!

Und ein riesengrosses Danke geht an Dany und Mary die uns, ohne mit der Wimper zu zucken, in ihrer Familie aufgenommen haben. Die mexikanische Gastfreundschaft ist unglaublich, 4 Tage durften wir bei ihnen leben, mit ihnen essen, mit ihnen Chetumal erkunden und sie haben uns schon liebevoll «Niños» (Kinder) genannt.

Obwohl wir schon seit zwei Tagen bereit für die Grenze sind und nun auch der Ladebooster eingebaut ist, fällt der Abschied schwer. Und wir verschieben Belize noch ein weiteres Mal! 😊Denn morgen hat Mary ihren freien Tag und es ist ein Ausflug geplant. Zudem haben sie noch Besuch von einer Cousine der Mutter von Mary (oder so), die in Texas wohnt. Sie wollen ihr die Region um Chetumal zeigen und rechnen fest mit uns. Wir sind dabei und verschieben die Ausreise auf übermorgen!

Wir fahren zu den Ruinen Oxtankah, die unweit von Chetumal liegen. Die Ruinen sind klein, aber dennoch sehr schön. Einziges Problem ist, obwohl wir ja am Morgen loswollten, hat sich das Ganze (ganz mexikanisch) verzögert und es ist nun Mittag um 1 Uhr und die Sonne brennt richtig runter. Wir schwitzen uns den A*sch ab und zudem hat es tausende Stechmücken. Trotzdem lässt sich Dany nicht beirren und läuft mit uns jedes Gebäude ab und erzählt uns die wichtigsten Fakten dazu. Es ist richtig süss, wie stolz er auf Chetumal und die Geschichte der Region ist und uns diese näherbringt.

Nach dem Besuch bei den Ruinen holen wir zuhause die Abuela (Grossmutter) ab und ziehen unsere Badeklamotten an. Wir fahren an die Lagune Bacalar an den Badeplatz Panto-Ha zum «Camping». Mexikanisches Camping bedeutet nicht etwa über Nacht zelten zu gehen, nein, sondern mit Essen und Getränken an den See zu fahren und abends wieder nach Hause. Wir kühlen uns in der Lagune runter und schnorcheln unter den Mangroven durch. Als wir schon fast unterkühlt aus dem Wasser kommen, gibt’s Tacos mit Chicharron (frittierte Schweinehaut) und hausgemachtes Ceviche von Abuelita.

Wir machen uns auf den Heimweg und es gibt eine spontane Planänderung. Dany und Mary wollen uns und ihrer Tante (sie sagen ihr Tia, obwohl sie eigentlich die Cousine der Grossmutter ist) auch noch die Innenstadt von Bacalar zeigen. Wir haben Bacalar noch nicht gesehen, da wir direkt an die Lagune sind und keine Lust auf Stadt hatten. Es gefällt uns aber wirklich gut und es hat einige schöne Restaurants. Wir machen heute aber nur noch einen Stopp für ein Dessert in der Gelateria. Müde nach einem anstrengenden Tag fahren wir zurück nach Chetumal. Auf dem Heimweg stoppen wir nochmals am Malecón und siehe da, heute zeigt sich sogar das berühmte, wilde Krokodil «Larry» von Chetumal.

Heute geht es für uns aber definitiv weiter. Zwischenzeitlich ist auch das Ersatzteil für Fabienne und Simon angekommen und alle Teile und ihr Fahrzeug sind beim Mechaniker. Nächste Woche soll alles eingebaut sein und ihre über einen Monat andauernde Zwangspause in Chetumal beendet werden. Wir drücken die Daumen und hoffen sie bald in Belize wieder zu treffen.

Wir verabschieden uns von Dany und Mary die heute arbeiten müssen und der Abuela die Freunde besucht. Mit Simon und Fabienne wollen wir noch etwas essen gehen. Zum Abschied holen wir beim Tacostand um die Ecke ein Kilo des traditionellen Cochinita Pibil (die mexikanische Variante von Pulled Pork). Ein würdiges letztes Mittagessen in Mexiko. Richtig lecker!

Nun geht’s los, in Richtung Süden. Keine 20 Minuten Fahrt sind es bis an die Grenze. Und keine 15 Minuten dauert es, bis wir den Ausreisestempel im Pass und das temporäre Import Permit für Lenny in Mexiko annulliert haben. Jetzt müssen die Belizianer uns nur noch reinlassen 😉

Nach 4.5 Monaten in Mexiko, sagen wir «Adios México». Oder lieber «Hasta la próxima», denn wir kommen sicher wieder. Es hat uns super gefallen. Einige Orte mehr, andere weniger. Das Essen ist top, die Leute sind laut. Wir haben viel erlebt und viele tolle Menschen getroffen. Doch wir freuen uns auf ein neues Kapitel namens Belize auf unserer Reise.

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