On an island with two mountains

Unweit der Grenze zu Costa Rica wartet unser letztes Highlight in Nicaragua auf uns. Ometepe Island, die grösste Insel auf dem Lago Cocibolca (oder Lake Nicaragua). Der Name bedeutet Insel mit den zwei Bergen. Eigentlich sind es Vulkane, aber das ist ja fast dasselbe. Die beiden Vulkane bilden die beiden runden Teile der Insel, welche durch einen engen Isthmus (ja haben wir auch nicht gekannt, bedeutet Landbrücke) verbunden sind. Der See ist der grösste See in Zentralamerika und hat vor wenigen Jahren Berühmtheit erlangt durch die chinesischen Pläne des Nicaragua Kanales als Konkurrenz zum Panama Kanal. Proteste der lokalen Bevölkerung und Umweltorganisationen haben die Pläne jedoch zum Scheitern verurteilt. Ausserdem ist der See bekannt für das Vorkommen von Bullenhaien, die via dem San Juan River aus der Karibik in den See gelangen. Die 192 Kilometer lange Strecke im Grenzfluss zu Costa Rica können die Bullenhaie in weniger als 10 Tage zurücklegen und unzählige Schwellen, ähnlich wie Lachse in Kanada, überwinden.

Der See ist zudem auch bekannt für den starken Wind und die raue, wellige See. Dieses Phänomen bekommen auch wir zu spüren und haben ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Die Fähren auf die Insel sind ziemlich in die Jahre gekommen und nur ungern fahren wir mit Lenny auf das rostige Ding, das mal schwimmen konnte und es hoffentlich auch jetzt noch kann. Die ersten Minuten auf dem Schiff sind hart. Wir fürchten uns um Lenny und hoffen so schnell wie möglich auf der Insel anzukommen. Die Fähre tümpelt vor sich hin, über die Wellen, die jeweils so hart aufschlagen, dass das ganze Schiff zittert. Nach fast 90 Minuten für die 11 Kilometer lange Überquerung legen wir im Hafen auf Ometepe an und atmen durch. Wir schwören uns für die Rückfahrt die etwas grössere und neuere Fähre zu nehmen, auch wenn die Wartezeit länger ist.

Wir treffen Heinz wieder, der bereits seit gestern auf der Insel ist. Er schläft unweit der Hafenstadt bei José. José, ein spanischer Auswanderer, der mal die grösste Diskotheke der Insel besass und sich als Beschäftigung im Rentenalter ein kleines Hostel/Campingplatz eingerichtet hat, ist unser Gastgeber. Er gibt uns viele Tipps, was wir auf der Insel machen sollen.

Wir fahren die Highlights des nördlicheren Inselteils rund um den Volcán Concepción ab. Quer über die Landebahn des Flughafens führt die Strasse zum Punta Jesús María. Dieser Punkt ist der westlichste Teil der Insel. Auf einer sandigen Landzunge kann man weit ins Wasser rauslaufen und man ist auf beiden Seiten vom Wasser umgeben. Im Rücken hat man die wunderbare Aussicht auf den Vulkan. Wir stoppen aber nur kurz für einen Spaziergang und eine Coco Frio und fahren weiter zur Laguna Charco Verde. Hier haben wir wieder mit Heinz abgemacht, der mit seinem gemieteten Roller die Insel unsicher macht.

Charco Verde ist ein Schmetterlingshaus mit kleinem Biosphären Reservat. Natürlich besuchen wir auch die Schmetterlinge, Manuel ist aber eher von den Spinnen fasziniert, welche die Schmetterlinge fangen und auffressen. Wir spazieren im Reservat rund um die Lagune und beobachten Brüllaffen, grüne Lizards, viele Vögel und Touristen die illegal mit der Drohne fliegen.

Am Nachmittag fahren wir weiter auf die südliche Hälfte der Insel mit dem Vulkan Maderas. Hier finden wir beim Playa el Perú ein kleines einheimisches Restaurant mit grosser Wiese, auf welcher wir übernachten können. Von hier aus kann man wunderbar mit dem Kayak die Küste und den Río Istián erkunden. Genau das machen wir als Nächstes. Mit dem Kayak paddeln wir dem Ufer entlang bis wir, etwa einen Kilometer weiter nördlich, die Mündung des Flusses Istián erreichen. Der Fluss schlängelt sich zwischen den beiden Vulkanen durch die Insel. Der Fluss ist ein Naturparadies und bietet Lebensraum für Vögel und Amphibien. Reiher, Ibisse, Jacanas oder Gänse, wir sehen so viele Vögel. Hobby-Ornithologin Steffi kennt einige, aber die meisten sind auch ihr unbekannt. Plötzlich sieht Steffi etwas im dichten Grün. Es ist nicht grün und bewegt sich langsam. Wir paddeln näher und erkennen, dass es ein Kaiman ist. Damit hätten wir nicht gerechnet. Wir wussten, dass es hier Kaimane gibt, doch die sind wohl eher selten zu sehen. Voll euphorisch fahren wir den Fluss gleich nochmals ab, vielleicht sehen wir ja noch was Cooles. Der Fluss wird aber immer seichter und immer wieder berühren wir mit dem Kayak den sumpfigen Boden und bleiben schlussendlich stecken. Rückwärts stossen wir uns raus aus dem Sumpf und entdecken neben uns einen zweiten, kleineren Kaiman.

Über unseren Roller-Dealer des Vertrauens, den wir über Google gefunden und über WhatsApp kontaktieren, mieten wir uns einen Roller. Das Gefährt wird pünktlich morgens um 9 Uhr zum Playa el Perú geliefert. Als Erstes fahren wir gleich zum Ausgangspunkt für eine Wanderung, bevor es zu heiss wird.

Der Wasserfall San Ramón befindet sich auf dem Vulkan Maderas, etwa 200 Meter unterhalb des Gipfels. Die Wanderung dahin soll nicht sehr anstrengend und gut machbar sein. Manuel erinnert sich auch noch daran, da ist er vor Jahren bereits einmal hochgelaufen. Der Wanderweg ist auch gar nicht so schlecht, am Anfang zumindest. Es ist einfach ziemlich steil und schon wieder mega heiss. Die ersten paar Kilometer darf man noch hochfahren, doch wir verzichten schon unten darauf, denn die Strasse soll sehr schlecht sein. Und so ist es auch, immer wieder wandern wir an Fahrzeugen und Rollern vorbei wessen Besitzer die Fahrt nach oben aufgegeben und parkiert haben. Der letzte Drittel des Wanderweges wird schlechter, viel schlechter. Der Wanderweg führt zunächst noch durch ein Bachbett, dann etwas oberhalb des Bachbettes auf einem steilen, glitschigen Trampelpfad. Steffi verflucht es, doch wir haben es bald geschafft und erreichen den Wasserfall, der zurzeit nur wenig Wasser hat. Trotzdem echt schön.

Mit dem Roller fahren wir einmal rund um die ganze Insel. Kommt man etwas vom touristischen Zentrum zwischen den beiden Vulkanen weg, wird es richtig ländlich. Strassen sind nicht mehr asphaltiert, am Strassenrand grasen Pferde, Schweine und Geissen. Kühe blockieren die Strasse, uns gefällts. Zurück auf unserem Strand-Campground crashen wir eine Hochzeit. Neben Lenny auf der Wiese wurde alles gedeckt, ein Teppich ausgerollt und ein Blumenbogen aufgestellt. Hätten sie uns was gesagt, hätten wir am Morgen natürlich umgeparkt, aber es scheint als stören so Sachen wie ein ausländisches Fahrzeug mitten auf der Wiese die Einheimischen hier nicht. Irgendwann kommt ein Herr aus der Hochzeitsgesellschaft in unsere Richtung… unser Rollervermieter. Er ist Gast an der Hochzeit und kann so gleich unseren Roller mitnehmen. So spart er sich das Taxi.

Auf Ometepe haben wir wunderschöne Sonnenuntergänge erlebt. Vom Playa el Perú aus hat man die Beste Sicht auf den Vulkan Concepción. Die Sonne geht direkt dahinter unter und wir geniessen die schöne Stimmung. Während dem Sonnenuntergang treffen wir auf zwei bekannte Gesichter. Marc und Mona, wir haben die beiden in El Salvador kennengelernt und auf Utila und in Apoyo per Zufall wieder getroffen. Und jetzt hier wieder…

Die letzte Nacht auf Ometepe schifft es dann durch. Es regnet und regnet und regnet. Wir hoffen, dass wir morgen die schlechte Strasse vom Strand hoch auf die Hauptstrasse schaffen. Natürlich schaffen wir es, doch die Hauptstrasse wird dann eher das Problem. Die Strasse ist zurzeit eine grosse Baustelle mit dreckigen, schlammigen Umfahrungsstrassen. Nur ganz knapp stecken wir nicht fest und kommen aus dem Schlamm wieder auf festen Untergrund. Aber es wäre ja halb so schlimm gewesen, da waren einige Maschinen die Lenny locker rausgezogen hätten.

Mit der etwas grösseren und nicht ganz so rostigen Fähre mit dem Namen «Che Guevara» schippern wir zurück aufs Festland. Unser Plan ist, bis an die Grenze zu Costa Rica zu fahren, denn wir erwarten wieder einen nicht ganz so einfachen Grenzübertritt. Doch wir haben nicht damit gerechnet, dass wir gleich auf der ersten Fähre Platz haben und schon vor dem Mittag auf dem Festland sind. Kurzerhand planen wir um, schreiben eine Nachricht an unsere ersten Gastgeber in Costa Rica, ob sie spontan heute schon Platz haben und fahren an die Grenze.

Wir haben von anderen Reisenden gehört, dass man locker wieder 4 Stunden einplanen soll. Es scheint, als hätten wir heute Glück und stossen auf die speditivsten Grenzbeamten die Nicaragua zu bieten hat. Keine 45 Minuten dauert es, bis wir alle Dokumente bekommen und Nicaragua verlassen haben. Nur einer versucht es nochmal und will für irgendetwas Geld von uns. Als wir dann hart bleiben, uns nicht vom Fleck bewegen und den Verkehr blockieren wird es den anderen Kollegen des Beamten zu dumm und sie winken uns durch.

Nach einer weiteren Stunde sind wir dann auch in Costa Rica eingereist. Eigentlich wäre alles schnell erledigt gewesen, aber der Schalter der Versicherungen verkauft (die ist obligatorisch in Costa Rica, obwohl wir eigentlich schon eine andere haben) ist gerade noch in der Mittagspause…

Wir sind in Costa Rica, erster Halt, eine Finca von Schweizer Auswanderer!

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