Flauschige Wilde und flauschige Zahme

Unser erster Stopp in Costa Rica ist die Finca Cañas Castilla. Die beiden Schweizer Auswanderer Agi und Guido haben die Finca vor über 20 Jahren gekauft und seither weiter ausgebaut. Heute kann man auf der Finca ein Zimmer mitten in der Natur mieten oder wie wir, campen. Auf dem Gelände gibt es mehrere kurze Wanderwege durch die Finca und das Farmland. Zudem gibt es auf der Finca noch heute Hühner, Truthähne, Geissen und Schweine. Vor allem für den Eigengebrauch, wie wir noch erfahren werden. 

Da die Finca nur 20 Minuten von der Grenze zu Nicaragua entfernt liegt, ist das ein perfekter erster Stopp für uns. Als Zwischenstopp geplant, werden wir unverhofft vier Nächte bleiben. Zum einen, weil es uns einfach super gut gefällt, zum anderen aber auch weil wir wieder mal eine Pause vom täglichen Packen und Weiterfahren brauchen. Auf der Finca treffen wir auf die beiden Schweizer Karin und Maurice die wir bereits in Oaxaca kennengelernt haben. Die beiden Ostschweizer arbeiten hier seit einem Monat, da Guido auf Schweiz-Besuch war, und helfen aus, wo Agi Hilfe braucht. 

Bereits wenige Minuten nach Ankunft springen die ersten Klammeraffen auf den Palmen über Lenny umher und wir werden mit Mangos bombardiert. Die Klammeraffen lieben Mangos, haben aber die Angewohnheit nach einem ersten Bissen bereits die nächste Frucht ins Visier zu nehmen und die erste Mango wird einfach fallen gelassen. Zum Glück parken wir nicht direkt unter einem Mangobaum, denn das Dach des Restaurants kriegt einiges ab. Neben den Mangos fliegt dann auch mal ein Bienennest runter.

Agi erzählt uns, dass auf dem Gelände mehrere Faultiere leben. Eines sei zurzeit oberhalb des Toilettengebäudes im Baum. Und tatsächlich versteckt sich im dichten Laub eines Baumes ein Faultier mit Baby auf dem Bauch. Wenige Meter daneben sichten wir gleich noch einen zweiten schlafenden Flauschbollen. Es sind alles Zwei-Finger Faultiere, denn hier gibt’s nur die mit zwei Finger. An unserem ersten Tag in Costa Rica gleich drei Faultiere, kann das noch besser werden?!

Vier Tage verbringen wir auf der Finca und spazieren dem Fluss entlang, auf die Hügel und durch den Wald – immer in Begleitung unserer neuen Freunde mit den vier Pfoten. Im dichten Gebüsch schaffen wir es uns auch zweimal auf demselben Wanderweg zu verlaufen. Aufgrund des Regens ist die Vegetation so üppig, dass der Weg schnell überwuchert und nur schlecht sichtbar ist. Egal, ob auf dem Weg oder nicht, Tiere hat es überall. Vor allem Affen sind überall, Klammer- und Brüllaffen. Im Fluss entdecken wir ein Krokodil, das angeblich schon drei Hunde der Finca auf dem Gewissen hat. Und natürlich statten wir auch den Faultieren täglich einen Besuch ab. Sie sind zwar immer wieder auf anderen Bäumen oder Palmen, doch weit kommen die faulen Dinger nicht. 

An unserem letzten Abend gibt es in der Finca Pizzaplausch. Guido feuert den Ofen ein und zaubert leckere Pizzas mit den verschiedensten Geschmacksrichtungen auf den Tisch. Etwas Neues für uns war die Bananen-Speck-Chili Pizza. Man glaubt es kaum, aber wirklich mega lecker! Wir werden spontan eingeladen morgen an der Schlachtung eines Schweines mitzuhelfen, verzichten aber darauf da wir weiterfahren wollen. Aufgrund weiterer Faultiersichtungen verspätet sich unsere Abfahrt und wir sind dann doch noch dabei, nicht helfend, nur zuschauend.  

!!! ACHTUNG die folgenden Bilder zeigen ein totes Tier, Blut und Innereien !!!

Unser Highlight auf der Finca ist natürlich die Vielfalt an Wildlife gleich zu Beginn unseres Costa Rica Aufenthaltes. Ein weiteres Highlight und für Steffi fast noch das grössere, sind aber auch die drei Schäferhunde, die uns auf Schritt und Tritt folgen. Lana ist die Mutter von Simba und Simba ist der Vater vom kleinen Zonga. Drei Generationen und alle sooo süss! Die beiden Älteren begleiten uns auf jeder Wanderung. Lana schläft sogar unter unserem Fahrzeug, obwohl sie kaum Platz hat. Und jeden Morgen werden wir als erstes von Simba begrüsst.

Vor 10 Jahren war Steffi im Sprachaufenthalt in Australien und wie es der Zufall will ist Daria, eine von Steffi’s damaligen besten Freundinnen (und Trinkgefährtinnen), zurzeit in Costa Rica. Wir verabreden uns mit ihr und ihrem Freund Roman in Samara. Wir fahren via Walmart, wo wir unseren ersten Preisschock in Costa Rica erleben, nach Samara. Auf dem Weg dorthin beginnt es wie aus Kübeln zu schütten. Wir haben zum Grillieren eingekauft, doch das fällt heute wortwörtlich ins Wasser. Denn auch bei unserer Ankunft in Samara sieht es nicht viel besser aus. Wir nehmen den erst besten Campingplatz, da es schon fast dunkel ist und wir Hunger und Durst haben. BBQ verschieben wir auf morgen in der Hoffnung, dass es nicht ganz so regnerisch sein wird. Wir machen Samara unsicher und folgen dem Rat eines Amerikaners, der uns auf der Strasse entgegenläuft. In einer Bar soll es heute billige Drinks und Livemusik geben. Billig ist Ansichtssache, aber Livemusik gab es wirklich. Eine Band aus Ex-Pats, der Schlagzeuger ist Schweizer. Nach einigen Bier merken wir dann, dass der Ami, der uns die Bar empfohlen hat, der Besitzer des Lokals ist 🙂

Den nächsten Tag verbringen wir am Strand von Samara. Am anderen Ende des Strandes finden wir ein Restaurant das kleine Unterstände hat. Wir fragen nach, ob wir hier für eine Nacht campen können. So hätten wir, falls es wieder regnet, einen trockenen Platz und können trotzdem grillieren. Somit steht dem Grillabend nichts mehr im Wege und wie ihr euch denken könnt, natürlich regnet es heute kein bisschen und wir hätten am alten Ort bleiben können… 

Die Nicoya Halbinsel, auf welcher wir uns befinden, ist ein Surfer-Paradies. Die kleinen Dörfer sind mit einer Küstenstrasse verbunden, welche jedoch mehrere Flussüberquerungen voraussetzt. Jetzt, in der Regenzeit, können diese gerne mal bis zu einem Meter tief werden. Nein danke sagen wir und nehmen die längere Umfahrungsstrasse. Wir entscheiden, dass wir auf Nicoya nicht alle Orte abfahren. Uns fehlt die Zeit, das passende Fahrzeug für gewisse Strassen und ausserdem haben wir momentan eigentlich gar keinen Bock auf Strand. Wir wollen lieber etwas vom Land sehen, den Dschungel, die Tierwelt und die Berge. 

Wir machen einen letzten Stopp auf Nicoya, ganz im Süden. Das Curú Wildlife Reserve wurde uns von Agi empfohlen und das wollen wir mal auskundschaften. Die ehemalige Farm wurde durch private Projekte wieder aufgeforstet und Lebensraum für wilde Tiere wiederhergestellt. Im Park gibt es Strände und Wanderwege und die Chancen Tiere zu beobachten sind sehr hoch. Wir laufen die Wanderwege ab und finden unsere ersten Kapuzineraffen. Ausserdem beobachten wir Brüllaffen, Agutis und mehrere Nasenbären. Wir lieben es und geniessen noch eine gratis Dusche im Park. Oberhalb der Duschen bemerken wir dann, dass immer wieder Früchte von den Bäumen runterfallen. Bei genauerer Betrachtung realisieren wir, dass auf dem Baum mehrere Aras am Fressen sind. 

Morgen wollen wir aufs Festland. Dafür wollen wir die Fähre nehmen. Die kann aber nur online gebucht werden und das Internet hier unten ist heute sehr schlecht. Wir versuchen es direkt am Hafen, blitzen aber ab da es nur online möglich sei. Im Dorf suchen wir nach Internet und werden bei einem Detailhändler (einem Costa Ricanischen Mediamarkt Verschnitt) fündig. Mit Müh und Not können wir mit dem langsamen Internet die Fähre für morgen früh buchen. 

Wir fahren an einen Strand unweit des Hafens. Bei der Fahrt dahin denken wir uns, dass es einfach nicht regnen soll in der Nacht. Denn die steile, nicht asphaltierte Strasse mit vielen Schlaglöchern ist bereits jetzt sehr rutschig und grenzwertig für uns. Am Strand machen wir es uns gemütlich, kochen was Feines zum Abendessen und werden bald darauf vom Regen unterbrochen. Es regnet die Nacht durch und unsere Gedanken drehen sich nur noch darum, wie wir es morgen die Strasse hoch und pünktlich zur Fähre schaffen. 

Wie du ja denken kannst, schaffen wir es ohne Probleme und schippern bei schönstem Wetter und Sonnenschein von der Halbinsel rüber aufs Festland.

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