Am Rande des Höllenschlund

Der Krater des Vulkan Santiago ist das Herzstück und Besuchermagnet des Nationalpark Vulkan Masaya. Das ist natürlich auch der Grund, wieso wir dahinfahren. Wir erreichen den Nationalpark kurz nach 17:00 Uhr. Zur perfekten Uhrzeit, denn kurz vor Sonnenuntergang beginnt das Spektakel.

Der Nationalpark umfasst zwei Vulkane und fünf Krater. Speziell am Nationalpark ist, dass man mit dem Auto direkt bis an den Kraterrand des aktiven Vulkanes fahren kann. Man muss keinen Meter wandern, um in den Krater reinzuschauen. Doch so einfach lassen wir uns nicht davonkommen. Da es noch etwa eine Stunde dauert, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, besteigen wir den Nachbarvulkan – den Vulkan Masaya. Nur wenige Meter höher erreichen wir den Kraterrand des inaktiven Vulkanes und blicken runter in den mit Bäumen überwucherten Krater. Der komplette Krater ist ein riesiger Dschungel. Zu gerne würden wir runterwandern und einige wilde Katzen oder so suchen, doch das ist verboten und zudem ist es auch schon fast Zeit für die Feuershow.

Pünktlich zu Sonnenuntergang beginnt das Spektakel. «La Boca del Infierno», zu Deutsch Höllenschlund, wird der Vulkan zu Recht auch genannt. Von den Aussichtsplattformen sieht man runter, rein ins Innere des Kraters oder ins Innere der Erde. So stellt man sich wohl die Hölle vor. Ein orangener, leuchtender Lavasee brodelt unter unseren Füssen. Die orange Lava brodelt und kocht vor sich hin. Immer wieder sieht man kleinere Explosionen und wie es Lava umherspickt. Zum Glück sind wir einige Hundert Meter höher. Ein wunderschöner und einzigartiger Anblick. Wir könnten noch stundenlang dem kochenden Magma zuschauen, doch der Park schliesst um halb 8 seine Pforten. Doch für uns lassen sie einen Spalt offen. 

Am Fusse des Vulkanes, direkt vor dem Tor zum Nationalpark dürfen wir übernachten. Wir fragen die Ranger um Erlaubnis und sie erlauben uns über Nacht zu parkieren. Damit wir auch nachts die Toiletten nutzen können, lassen sie das Tor etwas offen. Am nächsten Tag fahren wir zum nächsten Krater. Der Kratersee Apoyo entstand vor über 23’000 Jahren durch mehrere Vulkanausbrüche. Der kreisrunde See ist sehr warm und rundherum grün bewachsen. Um das Ausmass des Kraters zu sehen, fahren wir zum Aussichtspunkt in Catarina. Die Hitze lässt uns aber nicht lange bleiben und wir fahren bald runter ans Ufer. Hier suchen wir uns einen Platz zum Schlafen. Auf dem Parkplatz eines Hostel werden wir fündig und dürfen uns ausbreiten. Das Hostel liegt wunderschön, direkt an der Lagune mit eigenem Strand, kostenlosen Kayaks und Schwimmringen (Steffi’s Paradies) sowie einer coolen Beachbar (Manuel’s Paradies). Wir relaxen hier, denn das heisse Wetter lädt auch zum nichts machen und abkühlen im See ein. Doch eine Abkühlung ist der See nicht wirklich, denn mit einer Wassertemperatur von über 30°C ist das nur mässig erfrischend. Uns gefällts trotzdem und wir bleiben etwas länger als ursprünglich geplant.

Erinnert ihr euch an Will und Ruks? Ja genau die beiden Engländer, die wir aus Utila kennen und in León wieder getroffen haben. Sie schreiben uns, dass sie in Granada angekommen sind. Wir sollen doch auf ein paar Bier vorbeikommen. Da wir Granada eh als nächsten Stopp auf dem Radar hatten machen wir uns auf den Weg. In Granada angekommen parkieren wir Lenny in einem Innenhof, der sich «Campingplatz» nennt und spazieren quer durch den Markt ins Zentrum von Granada. Die schöne koloniale Stadt gefällt uns auf Anhieb sehr. Es ist noch etwas schöner als León und nicht ganz so touristisch und modern. Der Markt ist so richtig lokal und man kriegt alles, auch Sachen, von denen einem schon beim Anblick schlecht wird. Aber natürlich auch köstliche Leckereien, frisches Gemüse und saftige Früchte.

Wir schlendern weiter durch das Zentrum, bestaunen die gelb leuchtende Kathedrale und durch die Fussgängerzone mit den farbigen Häuschen. Den Kirchturm der Iglesia La Merced kann man besteigen. Von hier aus hat man beste Sicht über die Kolonialstadt, zur gelben Kathedrale und bis zum Nicaraguasee im Hintergrund.

Gegen Abend treffen wir Will und Ruks in einem Restaurant mitten im Markt. Wir haben hier abgemacht, weil man angeblich das Essen hier nicht verpassen darf. Das Tostometro serviert nur ein Gericht, Bananenburger. Man hat die Wahl zwischen Rind, Schwein, Poulet oder Vegi. Wir wählen Rind. Als «Brot» werden frittierte Bananen genommen. Das Fleisch ist so richtig zartes Rindsfilet. Ketchup und Mayo? Fehlanzeige. Die Saucen sind aus Mango und Kürbis gemacht. Es hört sich sehr speziell an und so ist es auch. Aber auch saumässig lecker! Wir sind uns einig, das ist wohl das zarteste und leckerste Fleisch seit… wohl seit zuhause! Und boah, die Saucen… Geschmacksexplosion!

Zur Feier des Tages gehen wir mit den beiden Engländern ein Bier trinken und begleiten sie anschliessend zu ihnen ins Hostel. In der Hostelbar findet eine Trivia-Night statt. Eine Quizrunde bei der es eine Flasche Rum zu gewinnen gibt. Wir machen zu viert als Team mit, ohne wirklich die Flasche Rum gewinnen zu wollen. Doch wie es halt so kommen muss, wir gewinnen. Ohne Frage, muss man eine gewonnene Flasche auch noch am gleichen Tag austrinken…

Wir fliehen noch am nächsten Morgen aus Granada. Wir brauchen einige Tage ohne Bier und Rum und so gefährliche Sachen. Wir fahren erneut an den Strand. Diesmal zieht es uns in ein weiteres Surfer-Paradies, nach Popoyo.

In Popoyo finden wir viele schöne, lange Strände und viele, grosse Wellen. Perfekt zum Surfen, aber wie ihr ja wisst, sind wir nicht so die Surfer. Und wenn man nicht surft, gibt es hier wirklich nichts zu machen. Zudem ist es ohne 4×4 nicht ganz so einfach an die schönen Campspots zu kommen, weshalb wir wiedermal mit dem Parkplatz eines Hotels vorlieb nehmen müssen. Gegen Abend zieht auch schon die nächste Regenfront auf. Es regnet die ganze Nacht durch und wir hoffen innerlich, dass wir die Strasse am nächsten Morgen zurück zum Highway schaffen.

Lenny meistert die schlammige Strasse und die Bachüberquerungen mit Bravour. Er hätte eigentlich schon lange eine Wäsche nötig… und nach der heutigen Fahrt umso mehr!

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