Kurze Auszeit in (und nicht am) Playa

Wir nehmen uns eine Auszeit. Eine Auszeit vom Autofahren, eine Pause vom täglichen Fahrzeug aufräumen und wieder fahrbereit machen, nicht immer gleich den Abwasch zu erledigen, das Bett nicht immer voller Sand und salzigen Klamotten zu haben und das Wichtigste: eine Auszeit vom täglichen Verschwitzen des Bettes.

Wir haben uns ein Appartement in Playa del Carmen (kurz Playa) gebucht. Playa, die Touristen-Hochburg an der Riviera Maya. Eigentlich nicht so unser Ding, aber trotzdem eignet sich der Ort gut für unsere kleine Auszeit vom Campingleben. Wir wollen einiges erledigen. Unser Batterieproblem in Angriff nehmen, kleinere Ersatzteile besorgen und sonstige kleine Reparaturen (die wir seit Monaten ignorieren) vornehmen. Ausserdem ist der Plan einfach mal einen Tag am Pool zu entspannen, den Blog wieder mal auf Vordermann bringen und natürlich einige Ausflüge rund um Playa zu unternehmen.

Einiges davon haben wir schlussendlich nicht gemacht, ok… vieles haben wir nicht gemacht. Schlussendlich haben wir hauptsächlich den TV mit Netflix und die grosse Küche genossen. Ja, es gab natürlich Pizza und auch Cordon Bleu haben wir aus den hier erhältlichen Zutaten hergezaubert. Ist gar nicht so schlecht rausgekommen 😊 Das Batterieproblem und die kleineren Reparaturen haben wir einfach mal ignoriert und die sind somit immer noch auf unserer Todo-Liste. Zum einen, weil Manuel die ersten Tage mit seinem Immunsystem zu kämpfen hatte und das Klo zu seinem Revier erkoren hat, zum anderen, weil wir es einfach mal geniessen nichts zu machen und zudem einen Pool haben. Steffi nutzt die Gunst der Stunde, wenn Manuel noch im Bett liegt und nutzt den Pool, um ihre Schwimmer-Muskeln zu reaktivieren. Das Einzige, was jedoch reaktiviert wurde ist der Muskelkater am Tag danach.

Doch nach zwei Tagen haben wir dann doch das Gefühl, dass wir die Tage ein bisschen sinnvoller nützen sollten. Wir machen einige kleinere Ausflüge. Ein erster Tagesausflug verschlägt uns nach Cancún zum Shoppen. Nicht hinterfragen, hier gibt es zwei Läden, die wir (Steffi) unbedingt benötigen 😁 Da wir schon in Cancún sind und gleich einen freien Parkplatz am öffentlichen Strand finden (es ist Sonntag und Parkplätze sind rar) nutzen wir die Gelegenheit und kühlen uns kurz im Meer ab. Der Playa Delfines ist einer der wenigen nicht mit Hotel überbauten Strandabschnitte in Cancún. Doch leider etwas heruntergekommen und ziemlich dreckig. Nach einer kurzen Badepause haben wir Cancún auch schon gesehen. Auf dem Weg liegt Puerto Morelos. Der kleine Ort ist an so einem Sonntag total überlaufen und am Strand gibt’s nur wenig Platz. Wir drücken ein paar Tacos runter und verziehen uns wieder zurück in unsere heruntergekühlten vier Wände.

Natürlich haben wir uns auch Playa del Carmen angeschaut. Beziehungsweise wir sind ein paar Mal mit dem Sammeltaxi ins Zentrum gefahren. Einige Male zum Essen, ein paar Mal mehr zum Trinken und einmal sogar für den Beautysalon (Steffi’s langsam ergrauende Haare sollten wieder dunkel gefärbt werden und Manuels Haarpracht ist langsam auch etwas zu lange). Der Ausflug zum Beautysalon war ein Reinfall. Steffi’s Haar ist trotz Färbung noch immer grau und Manuel läuft nun mit einer Pilzfrisur rum… 🤣 Den Frust spülen wir mit einem Corona im billigen Botanero runter (30 Pesos fürs Bier, gegenüber im Touriladen kostet es das dreifache) und besuchen ein nahegelegenes Restaurant das uns empfohlen wurde. Dort besucht uns während des Abendessens sogar ein Waschbär, der nach übriggebliebenen Pommes oder Nachos sucht. Der Beautysalon-Reinfall ist vergessen.

Die Riviera Maya, das ist der Küstenabschnitt von Cancun über Playa bis Tulum, ist ein beliebter Touristen-Hotspot und bekannt für die endlosen weissen Sandstrände. Doch die Karibikküste Mexikos erlebt zurzeit eine Plage. Die Plage hat einen Namen, Sargassum. Schon seit einigen Jahren kämpfen verschiedene Karibikstaaten mit dem Seegras, das sich ungebremst vermehrt und die Strände verschmutzt. So auch in Playa del Carmen. An Baden am Strand hier in der Region ist gar nicht zu denken. Was aber noch viel schlimmer ist, der eklige Gestank. Güllegeschmack in der Schweiz ist dagegen eine wahre Wohltat. Es gibt natürlich Hotels, die den Strand vor ihren Anlagen säubern, doch gegen die Natur ist der Mensch schier machtlos. Um das warme Wasser der Karibik zu erreichen, muss man über meterlange Anhäufung von Sargassum steigen, und auch das Wasser ist vom noch nicht angespülten Seegras ganz braun gefärbt. Von den schönen karibischen Stränden ist in der Region nicht mehr viel übrig. Speziell in diesem Jahr ist eine explosionsartige Verbreitung des Seegrases spürbar und eigentlich viel zu früh, denn die «Seegrassaison» hat noch gar nicht begonnen. Und was ist die Ursache für die Plage? Der Mensch. Zumindest ein Grund für die heutigen Probleme, denn die Industrie verbraucht ungebremst Dünger und sonstige Stoffe, welche über Flüsse im Meer landen und so die Verbreitung begünstigen. So wurde uns das zumindest erklärt. Wir müssen uns mit dem Karibikfeeling noch etwas gedulden und hoffen irgendwo noch schöne Strände zu finden.

Die Halbinsel Yucatán (was nicht gleich Bundesstaat Yucatán ist, wir sind nämlich in Quintana Roo) ist bekannt für seine Cenoten. Solche Süsswasserpools haben wir schon einige gesehen, doch nun wollen wir auch noch tauchen gehen und das Höhlensystem erkunden. Manuel weiss genau, was wir wollen, denn vor 8 Jahren hat er die Cenoten Dos Ojos und El Pit schonmal betaucht. Heute ist es wieder so weit. Mit dem «Cenote Guy» fahren wir von Playa in die Nähe von Tulum zum Eingang der Cenote Dos Ojos. Steffi hat zwar etwas Angst, denn für sie sind vor allem die Lebewesen und die Farben das spannende am Tauchen. Die Cenoten sind dunkel und Fische gibt es nur wenige. Doch schon beim ersten Tauchgang ist Steffi hell begeistert. Die Sonnenstrahlen fallen durch die Höhleneingänge ins Wasser und der ganze Tauchgang ist ein Spektakel, unbeschreiblich. Und leider auch unfotografierbar, denn für die GoPro ist es viel zu dunkel und die andere Tauchkamera haben wir nicht dabei, da man dafür eine Erlaubnis lösen muss. In der Höhle namens Bat Cave tauchen wir auf und beobachten die Fledermäuse, die an der Decke hängen.

Der zweite Tauchgang machen wir in einer benachbarten Cenote, welche mit Dos Ojos verbunden ist. Der Tauchgang von einer zur anderen Cenote würde etwa 5 Stunden dauern. Wir nehmen den Pickup und sind in 10 Minuten dort. Die Cenote El Pit ist ein grosses, dunkles und sehr tiefes Loch. Wir tauchen langsam runter und erreichen bei etwa 14 Metern Tiefe die sogenannte Halocline. Auf den ersten Metern befinden wir uns in Süsswasser und bei ungefähr 14 Metern sinkt man dann ins Salzwasser ein. Diesen Übergang von Salz- zu Süsswasser nennt man Halocline. Das spezielle ist, dass sowohl im Salz als auch im Süsswasser die Sicht perfekt ist, bis zu 100 Metern weit sieht man. In der Halocline, wenn sich das Wasser mischt, wird alles ganz verschwommen und man hat das Gefühl man sei etwas angetrunken. Nach wenigen Metern ist man dann komplett im Salzwasser angekommen und die Sicht ist wieder perfekt. Unten bei 30 Metern erreichen wir den giftigen Sulfurnebel. Da wir aber die komprimierte Luft aus den Tanks auf unseren Rücken atmen, ist das Tauchen durch den toxischen Nebel ungefährlich. Taucht man in den Nebel ein, verschlechtert sich die Sicht von einer auf die andere Sekunde von bisher 100 Metern, auf weniger als 1 Meter. Der Nebel ist so dicht, dass man weder nach vorne noch nach hinten sieht, und man nur noch dank der Taschenlampe erahnen kann, in welcher Richtung die anderen Taucher sind. Die Tauchgänge in der Cenote sind einmalig und auch Steffi, die zu Beginn skeptisch war, ist begeistert.

Unsere einwöchige Auszeit in Playa neigt sich zu Ende. Ein letzter Sprung in den Pool, eine letzte Nacht mit Klimaanlage und dann geht es weiter mit Lenny. Oder auch nicht, denn Lenny darf sich noch etwas weiter erholen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert