Im Wasser, auf Felsen & zwischen Hoodoos

Der Zion Nationalpark ist unser nächstes und lange ersehntes Ziel. Zion ist der Inbegriff für tolle und aussergewöhnliche Wanderungen sowie atemberaubende Landschaften. Unser Ziel war es eigentlich spontan eine Campsite im Park zu ergattern, damit wir nicht täglich raus und am nächsten Morgen wieder reinfahren müssen. Das ist aber ein Ding der Unmöglichkeit, deshalb gehen wir zu Plan B über und suchen uns ausserhalb des Parkes einen Schlafplatz. Der gute Nebeneffekt, so bleibt mehr Geld für die Belohnungsglace nach den Wanderungen übrig 😊Etwa 10 Minuten ausserhalb des Ost-Einganges fahren wir einen Platz an und sind begeistert. Der perfekte Platz, um hier einige Nächte zu verbringen.

An unserem ersten Tag im Zion Nationalpark wollen wir uns erst mal eine Übersicht verschaffen, welche Wanderungen wir machen können. Auf Steffi’s Bucketlist steht schon lange die Wanderung in die Zion Narrows, eine Wasserwanderung im Canyon. Manuel’s Fokus liegt eher bei der Angels Landing Wanderung/Klettersteig, obwohl er bizzli Schiss davor hat. Für Steffi’s Traum benötigen wir Ausrüstung, für Manuel’s Vorhaben eine schriftliche Erlaubnis, um den Weg zu begehen. Um das alles zu organisieren, fahren wir ins Besucherzentrum und versuchen Lenny zu Parken. Einfacher gesagt als getan, denn der Zion Nationalpark ist der fünft-meist besuchte Nationalpark der USA und dementsprechend hat es viele Autos für die eher begrenzten Parkplätze. Zum Glück ist Lenny ein Camper/Wohnmobil. Obwohl wir eigentlich kleiner sind als viele Autos hier, nutzen wir das heute aus und parken auf den Wohnmobilplätzen. Das Ganze mit dem Segen des Rangers, der viele Pickup Trucks wieder wegschickt. Tja, die sind halt kein Campervan 😊

Erfolgreich parkiert, nun geht’s los zum Outdoor-Ausrüstung Laden. Hier gibt’s Neopren-Socken und Wasserschuhe zum Mieten. Zudem bekommt man einen Stock auf den Weg, denn der ist das A und O um diese Wasserwanderung bis ganz nach hinten zu meistern. Das Wetter für morgen ist auch top, Steffi’s Traum-Wanderung steht nichts mehr im Weg. Für Manuel’s Wanderung brauchen wir nun noch das Permit. Das kann man online beantragen und es wird ausgelost, wer um welche Zeit loswandern darf. Wir haben zwar am ersten Tag Pech und gehen leer aus, erhalten dann aber für den zweiten Tag das Permit um morgens um 9:00 loszulaufen. Unsere Pläne scheinen aufzugehen.

Der Nachmittag des ersten Tages verbringen wir auch noch im Park. Wir nehmen den Shuttlebus in den Canyon (ist für Privatautos untersagt) und machen eine kleinere Wanderung zu den Emerald Pools. Wasserlöcher, die von Wasserfällen gespeist werden, welche hunderte Meter von den Felswänden stürzen. Zurzeit ist aber nur ein Wasserfall mit wenig Wasser zu sehen. Es plätschert nur ein wenig, ist aber trotzdem schön. Wir übernachten wieder auf demselben Stellplatz und wiederum geniessen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang und sehen dem Nochnichtganz-Vollmond zu, wie er hinter dem Felsen hochwandert.

Heute heisst es früh aufstehen, denn wir wollen im Wasser wandern! Umso später man losläuft, desto mehr Leute hat man dann im Canyon. Wir fahren wieder in den Nationalpark, parken auf dem RV Parkplatz (wir haben schnell gelernt) und nehmen den Shuttle bis zum letzten Stopp im Canyon. Hier fliesst der Fluss (oder aktuell eher Bach) «Virgin River», welcher den Zion Canyon vor Jahrhunderten geformt hat, raus aus einem engen Slot Canyon. Die Wanderung startet knöcheltief, der Canyon ist noch relativ breit und Pflanzen wachsen am Ufer. Doch schon hier ist man froh um den breiten Stock, der einem etwas Halt gibt auf den rutschigen Steinen. Nach einigen Kurven im Canyon kommen dann die ersten Hindernisse. Man klettert über grosse Felsen, das Wasser wird teilweise Hüfttief (je nach Körpergrösse, bei uns war es eher Knie bis Oberschenkel tief) und der Canyon wird immer enger. Es hat den Anschein, dass jedes Hindernis einige Leute zum Umkehren entscheiden lässt (oder zwingt). Es geht nicht lange und wir treffen nur noch vereinzelt Leute an. Nach gut 8 Kilometern und fast 3 Stunden im 14°C kalten Wasser erreichen wir die Big Spring, welche das Ende der offiziellen Wanderung markiert. Mittlerweile hat es auch wirklich fast keine Leute mehr. Wir kehren nach einem kurzen Picknick auf einem der wenigen sonnigen Felsbrocken ebenfalls um und wandern nun bachabwärts. Obwohl es abwärts geht, geht’s nicht einfacher und nicht schneller. Wir sind froh, als wir nach 16 Kilometern dann endlich das Ende des Canyon erreichen, denn an unseren Füssen wachsen schon langsam Schwimmhäute. Wir fahren zurück und freuen uns auf das verdiente Feierabendbier.

Unser letzter Tag im Zion bricht an. Wir haben das Permit für Angels Landing zugelost bekommen und dürfen zwischen 9 und 12 Uhr loswandern. Die Wanderung ist zwar nicht so lange, man lässt aber einige Höhenmeter gleich zu Beginn hinter sich. Die ersten 2.5 Kilometer bis zum Aussichtspunkt über das Tal darf man noch ohne Permit wandern. Erst auf dem letzten Kilometer werden die Besucherzahlen dank dem Permit beschränkt. Aus gutem Grund, denn der Weg ist sehr eng und links und rechts geht es hunderte von Metern steil runter. Es gibt zwar einige Ketten, an denen man sich halten kann, trotzdem sollte man schon etwas trittsicher sein. Wir meistern den letzten Kilometer ohne Probleme. Die Aussicht von ganz oben ist hammermässig! Sozusagen eine 360° Sicht über das Tal, denn der Fels ragt mitten in das Tal hinein. Wieder unten angekommen erreicht uns eine Wetterwarnung auf dem Mobiltelefon, wir sollen sofort evakuieren. Es ziehen tatsächlich Gewitterwolken auf und eine Sturzflut steht womöglich bevor. Das wäre gefährlich, wenn wir noch hinten in den Narrows unterwegs wären. Wir fahren aber bereits wieder in die Höhe durch die Tunnels des Zion Nationalpark zu unserem Stellplatz.

Das ist unsere vierte und letzte Nacht hier. Neben uns parken heute Mel aus Nigeria/Deutschland und Danny aus Irland. Die beiden laden uns spontan zu ihrem Lagerfeuer ein, denn uns ist das Feuerholz ausgegangen😉 Einige Bier und ein toller Abend am Lagerfeuer später, denken wir uns, zum Glück haben wir die Wanderungen schon hinter uns. Denn bei einem Bier ist es heute nicht geblieben.

Am nächsten Morgen hilft uns das Rührei Frühstück wieder in die Gänge zu kommen. Weiter geht es heute in den nahe gelegenen Bryce Canyon Nationalpark. Ein weiterer Canyon, aber ein landschaftlich komplett unterschiedlicher. Heute lassen wir es aber langsam angehen und fahren nur einige Aussichtspunkte mit dem Auto ab. Der Bryce Canyon besteht aus Tausenden sogenannten Hoodoos. Ein Hoodoo ist ein zerbröckelnder Felsen. Der Fels beginnt zu erodieren und irgendwann sind nur noch diverse Spitzen vorhanden, sogenannte Hoodoos. Wer das fachkundiger beschrieben haben möchte, wir sind uns sicher da gibt es diverse bessere Quellen im Internet.

Wir schlafen wieder auf BLM Land. BLM Land oder auch National Forest ist öffentliches Land, auf welchem campiert werden darf. Hier jedoch ist es etwas reguliert und es gibt designierte Stellplätze, die man nutzen darf. Es ist wunderschön, mitten im Wald (gemäss Manuel sieht es aus wie im Jura) und keine 5 Minuten vom Nationalpark entfernt. Perfekt für die für morgen geplante Wanderung. Wir haben die Hoodoos von oben gesehen, wollen aber noch etwas näher dran. Wir nehmen den ersten Wanderweg beim Sunrise Aussichtspunkt runter in den Canyon und wandern einmal quer durch die steinige, trockene, irgendwie komische Landschaft. Obwohl es nicht mehr so heiss ist, wird es zwischen den hohen Felsspitzen doch noch ziemlich warm. Wir sind froh als wir dann nach 8 Kilometern den Bryce Point am anderen Ende des Canyons erreichen. Wir müssen zwar noch retour, das machen wir aber oben auf der Krete mit Aussicht über den Canyon und ohne Höhenmeter.

Zurück auf einer Campsite im selben National Forest geniessen wir die Abendsonne und entfachen wieder mal ein Feuer. Nach einigen Wochen mit Feuerverbot ist die Waldbrandgefahr hier etwas tiefer und wir dürfen und getrauen uns wieder zum Füürle.

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