Im Reich der Totenkopfaffen

Endlich wieder Grosseinkauf. Denn in der Nähe von San José, in Cartago, fahren wir wieder einmal an einem Walmart vorbei. Hatten wir schon lange nicht mehr und es wird wahrscheinlich auch der letzte Walmart auf der Reise sein.

In einem Tal, ganz in der Nähe, liegt der Ort Orosi und passend wird das Tal Orosi Valley genannt. Für uns nur ein Zwischenstopp, um die lange Fahrt von Karibikküste zur Pazifikküste etwas aufzuteilen. Für andere Schweizer ist das Dorf seit Jahren die neue Heimat. Fränzi hat aus dem Aargau die Rüeblitorte nach Costa Rica gebracht und hier eine Bäckerei eröffnet. Ihr Mann Freddy bietet Touren abseits der asphaltierten Pisten an, ob mit Motorrad oder Geländewagen. In ihrem Garten dürfen wir parkieren und geniessen wieder mal etwas Schweiz. Saubere WC’s, gute Dusche, sogar 230V Stromanschluss haben sie 🙂

Wir entscheiden uns nicht für die direkte Strecke an die Küste quer durch San José. Zum einen, weil der Verkehr der Horror sein soll und zum anderen, weil die Fahrt über die Berge viel schöner sein soll. Zudem fahren wir in den Bergen am Quetzal Nationalpark vorbei. Diesmal sparen wir die teuren Eintrittskosten in den Park und fahren in ein angrenzendes Tal in welchem auch besonders viele der schönen bunten Vögel anzutreffen sein sollen. Die Strasse jedoch… die würden wir nicht nochmals auf uns nehmen. Vom Highway führt eine 7 Kilometer lange, nur teilweise asphaltierte, mit Schlaglöchern übersäte und enge Strasse gefühlt senkrecht ins Tal runter. Während der Fahrt versuchen wir die Challenge von morgen (hier wieder irgendwie hochzukommen) auszublenden.

Auf dem Parkplatz eines AirBnb übernachten wir und stellen uns den Wecker. Denn die Vögel sollen um 5-7 Uhr in der Früh besonders aktiv sein. Als erste Touristen finden wir uns am Ort des Geschehens ein und sind uns nicht so sicher, ob wir wirklich richtig stehen. Denn weit und breit kein anderer Vogelfreak. Doch es geht nicht lange und Tourguides mit Gruppen trudeln ein und beobachten die Bäume. Wir beobachten und beobachten und beobachten und es wird uns langweilig und die Hände frieren uns ein. Es ist richtig kalt hier oben in den Bergen bzw. hier unten in dem Tal. Als wir schon abbrechen und das Vorhaben als Gescheitert deklarieren möchten springen die Tourguides plötzlich davon. Da kam wohl ein Funkspruch bezüglich einer Quetzal-Sichtung. Wir schleichen den Touren hinterher, durch den Garten eines Cafés, über den Fluss, durch eine Kuhweide, in den Wald. Doch uns wird es zu mühselig, irgendwo im dichten Gebüsch im steilen Hang soll ein Vogel sitzen. Wir schauen ein bisschen zu, doch in den schlammigen Hang der zum Fluss runterführt wollen wir uns jetzt wirklich nicht auch noch begeben. Wir betrachten den Morgen nun doch als gescheitert und brauchen erstmal einen Kaffee, um uns seelisch für die Fahrt nach oben vorzubereiten. Mit viel fluchen schaffen wir es hoch. Sehr langsam aber wir schaffen es.

Uvita ist unser nächster Halt. Der Ort beim Marino Ballena Nationalpark ist besonders zum Surfen bekannt. Und eben für den Nationalpark. Dem Strand sind hier Felsen vorgelagert, die nur bei Ebbe aus dem Wasser ragen. Diese Felsen sind mit einer Sandbank mit dem Festland verbunden was die ganze Formation bei Ebbe wie eine Schwanzflosse eines Wales erscheinen lässt. Sieht aus der Luft eindrücklich aus doch für uns ist es ehrlich gesagt einfach ein Strand. Ein Strand mit vielen Touristen und viel Lärm und Traktoren die mit Booten auf den Anhängern hin und her fahren. Wir sondern uns etwas ab und finden fast ganz am Ende des Strandes ein ruhiges Fleckchen für ein Feierabendbier während dem Sonnenuntergang.

Etwas nördlich von Uvita befindet sich ein weiterer Nationalpark. Ihr merkt, in Costa Rica gibt es unzählige Nationalparks. Der Manuel-Antonio-Nationalpark ist der meistbesuchte des ganzen Landes. Weshalb? Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist er günstig gelegen (nicht zu verwechseln mit günstigem Eintritt) auf den touristischen Routen? Wir ergattern uns Tickets für Montag (der Park ist oftmals tagelang ausgebucht) und wir sind froh den Menschenmassen am Wochenende zu entfliehen. Was wir natürlich nicht wissen, heute ist Feiertag im ganzen Land… und dementsprechend gut besucht ist auch dieser Park. Die Natur ist schön, es gibt schöne Wanderwege, coole Aussichtspunkte, einen schönen Strand und viele Tiere. Vor allem Affen, Klammeraffen und Totenkopfaffen. Vor allem die kleinen Totenkopfaffen gefallen uns, die sehen wir nämlich das erste Mal auf unserer Reise (Fotos von den Kleinen gibt es nur wenige, die sind einfach zu schnell unterwegs).

Unser letztes Ziel in Costa Rica ist die Osa Halbinsel. Eigentlich würden wir sehr gerne den Corcovado Nationalpark besuchen. Doch uns ist das zu teuer. Deshalb entscheiden wir uns für eine Alternative, das Bolita Hostel. Am südlichen Ende des Parkes befindet sich das Grundstück zwei kanadischen Auswanderer. Ron und Val haben ein Hostel mitten im Regenwald aufgebaut. Mit eigener Wasserquelle, Solarstrom und aufs Minimum reduzierte Infrastruktur leben wir drei Tage von der Natur umgeben. Das Hostel ist nur zu Fuss erreichbar und es gibt mehrere Wanderwege zum Zeitvertreib. Totenkopfaffen, Tukane und Schlangen inklusive. Es ist schön, aber auch ziemlich einsam und uns wurde fast etwas langweilig. Trotzdem haben wir die letzten Tage in Costa Rica genossen und sind nun total entspannt.

Der einzige Dämpfer sind unsere Elektrogeräte. An ein und demselben Tag fangen unsere Tolinos an zu spinnen, wir können keine Bücher mehr öffnen. Wenig später schaltet Steffi’s Smartphone ab. Als sich das Mobiltelefon dann ein paar Stunden später wieder erholt hat, verabschiedet sich Manuel’s Telefon. Und zwar für immer. Adios Fotos der letzten Tage. Wir hoffen wir können das irgendwann mal wiederherstellen. Deshalb bleibt es vorerst bei nur wenig Fotos vom Bolita.

Uns hat Costa Rica sehr gefallen, doch der Abschied war etwas harzig. Erste Mission in Panama wird sein ein neues Smartphone zu finden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert