Grünes & wildes Honduras

Wir haben vom Festland von Honduras nicht viel Gutes gehört. Es soll nicht schön, dreckig und gefährlich sein. Die Leute seien unfreundlich und es gibt nicht viele coole Sachen zu machen. Doch wir erleben ein komplett anderes Honduras.

Auf dem Festland angekommen stocken wir unsere Vorräte im Walmart nochmals auf, füllen unsere Wassertanks und kaufen frische Früchte und Gemüse am Strassenrand. Wir verlassen die Karibikküste und fahren ins Landesinnere. Zum Lago Yojoa, dem grössten See von Honduras (etwas kleiner als der Zörisee). Bekannt ist die Region für die Artenvielfalt von Fischen und Vögel. Deshalb vor allem auch bei Vogelbeobachtern beliebt. Wir steuern unseren ersten Schlafplatz am nordwestlichen Ufer des Sees an. Die D+D Brauerei erlaubt hier Durchreisenden auf dem Parkplatz zu campen und die Infrastruktur der dazugehörigen Lodge zu nutzen. Für umgerechnet keine 4 Franken nutzen wir hier die wohl saubersten Toiletten und luxuriösesten Outdoor-Duschen seit Beginn unserer Reise. Die Infrastruktur allgemein ist super schön und die Lodge erinnert uns ein bisschen an Afrika. Schön dekoriert, ein Lagerfeuer mit gemütlichen Stühlen rundherum und alles mega grün. Nur das Bier der Brauerei, das finden wir jetzt nicht so das Leckerste…

Manuel findet online einen Aussichtspunkt, den es hier geben soll. Da es Tagsüber zu heiss ist, wollen wir früh morgens los und die Gegend erkunden. Von der Brauerei laufen wir erstmal in eine Sackgasse und der Weg wird von einem grossen Tor versperrt. Nach 10 Minuten haben wir die richtige Strasse gefunden und befinden uns nun auf der anderen Seite des Tors. Wir finden den wohl richtigen Pfad ans Ende des Dorfes und zum Hügel, auf welchem der Aussichtspunkt sein soll. Wir laufen auf einem Trampelpfad durch eine Bananenplantage und Fragen unterwegs den Bauer, ob wir richtig sind. Er bejaht und so laufen wir weiter. Den Wanderweg gab es wohl mal, aber wirklich genutzt wird der wie es aussieht nicht mehr. Nach einer guten Stunde den steilen, verwucherten Weg hoch erreichen wir den Aussichtspunkt. Es hat sich gelohnt! Auch wenn wir komplett mit Schweiss durchnässt sind, geniessen wir den Anblick des Sees unter uns. Wir machen auch noch ein wenig Birdwatching und sehen diverse Greifvögel und einige schöne orange (von uns nicht identifizierbare) Vögel.

Nach einer bitternötigen Dusche in der coolen Openair-Dusche fahren wir einige Kilometer dem See entlang zu dessen östlicher Seite. Hier befindet sich der Cerro Azul Meámbar Nationalpark. Die Fahrt hier hoch ist sehr abenteuerlich, wohl die steilste unbefestigte Strasse ever. Wir hoffen das es nicht zu viel regnet in der Nacht, sonst könnte die Fahrt runter kritisch werden…

Wir erreichen den Nationalpark und campen beim Visitor Center. Von hier aus gibt es drei Wanderwege. Zwei davon sind kurz und die wollen wir gleich machen. Der Erste führt durch den Dschungel zu einem kleinen Wasserfall mit erstaunlich erfrischender Wassertemperatur. Die perfekte Abkühlung. Der zweite Weg ist ein Vogelbeobachtungspfad. Er führt zu zwei grossen Plattformen. Vom Waldboden kann man hier bis zu den Baumkronen aufsteigen. Es geht nicht lange und wir sehen die ersten Motmots und einen Tukan. Auf dem Weg zurück zu Lenny laufen wir einem Nasenbären über den Weg. Uns gefällt es hier auf Anhieb sehr gut. Wunderschöner grüner Dschungel, kühle Wasserfälle und ein bisschen Wildlife. Genau unser Ding.

Der dritte und längste Wanderweg wollen wir morgen früh machen, wenn es noch etwas kühler ist. Um 7 Uhr laufen wir los, doch trotz der frühen Uhrzeit sind wir schon nach wenigen Minuten komplett durchgeschwitzt. Das Gute ist aber, dass der Weg durch den dichten Dschungel entlang einem kalten Bach führt. So brätelt uns die Sonne zumindest nicht auf den Kopf und der Fluss kühlt die Umgebung wenigsten ein wenig runter. Ganz hinten im Tal kommt dann der Aufstieg. Denn die Wanderung führt uns 500 Höhenmeter rauf, vom Dschungel in den Nebelwald. Von den Lianen zu den Tannen. Es ist eine wunderschöne Landschaft. Zwar zu heiss für unseren Geschmack aber trotzdem wunderschön. Auf dem Weg finden wir ein Skelett und die Schuppen eines Schuppentieres – so eines wollen wir unbedingt noch lebendig finden.

Wir verlassen die Region um den Lago Yojoa und sind positiv überrascht. Nicht viel haben wir erwartet und wir haben eine unglaubliche, wilde und grüne Natur, nette Menschen und super Plätze zum Campen vorgefunden.

Wir fahren nach Comayagua, der ehemaligen Hauptstadt von Honduras. Comayagua war bis 1880 Hauptstadt, bevor die heutige Grossstadt Tegucigalpa als Hauptstadt ernannt wurde. Die Stadt wurde uns empfohlen da es eine der schönsten Städte Honduras sein soll. Die koloniale Architektur und die zentrale Plaza mit der ältesten Kathedrale Mittelamerikas sind wirklich schön. Die Stadt ist ausserdem bekannt für die Wandmalereien an den Mauern der Häuser. Wir gönnen uns ein paar Pupusas und eine Glace bevor wir den Ort weiter in Richtung Tegucigalpa verlassen.

Vor den Toren der Hauptstadt übernachten wir bei einem Freizeitpark mit See, Pool und Minizoo. Wir sind die einzigen Gäste und trotz der Nähe zur Millionenstadt ist die Nacht angenehm ruhig und erstaunlich kühl. Bis am nächsten Morgen die Schulbusse angefahren kommen und hunderte von Schulkindern abladen. Wir packen schnell zusammen und fliehen nach Tegucigalpa.

Unsere Mission, Grosseinkauf im Walmart und Drohne versenden. Weshalb? Weil wir morgen nach Nicaragua fahren. Nicaragua hat so seine eigenen Regeln für die Einreise ins Land. Man hört viele Geschichten und wir wollen nichts riskieren. Drohnen und allgemein professionelle Kameraausrüstung sind nicht gern gesehen und verboten. Sie könnten ja zum Ausspionieren genutzt werden… Wir haben von Leuten gehört, die inhaftiert wurden und mit Einreiseverboten die Durchreise nach Costa Rica verunmöglicht wurde. Deshalb bringen wir unsere kleine Drohne zur DHL und senden sie in die Schweiz. Wir könnten sie nach Costa Rica senden, doch dann müssten wir Nicaragua in einer Woche durchqueren, um sie pünktlich abzuholen. Das wollen wir nicht und verzichten daher lieber für den Rest unserer Reise auf die Drohne (ist ja nicht mehr so lange).

Übrigens, falls ihr es noch nicht wisst, wir haben einen Containerbuddy zum Teilen eines Containers gefunden und werden Lenny voraussichtlich Ende August in einem Container von Panama zurück nach Deutschland verschiffen. Unsere Containerbuddies sind Sascha und Natascha aus Langenthal die wir in Belize kennengelernt und in Guatemala wieder getroffen haben. Unsere Pläne haben sich während der Reise, wie bei fast allen anderen Reisenden, die wir kennen gelernt haben, einige Male geändert und wir haben uns entschieden nicht bis ganz runter nach Südamerika zu fahren.

Zurück nach Tegucigalpa. Der wohl freundlichste DHL-Angestellte, den wir je getroffen haben, hilft uns alles zu verpacken und gibt uns noch seine WhatsApp-Nummer, falls wir Fragen oder Probleme haben. Nun haben wir in Honduras alles erledigt und sind ready für Nicaragua.

Auf dem Weg an die Grenze liegt das Valle de Angeles. Dort wollen wir als Abschluss noch durchfahren. Das schöne Tal liegt in den Bergen und das ist perfekt, denn so sinken nachts die Temperaturen auf angenehme 20°C. Wir schlafen mitten in einem Pinienwald und Steffi kocht mal wieder eine Portion Reis für die mageren, streunenden Strassenhunde. Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass wir noch keinen flauschigen Vierbeiner adoptiert haben. J

Wir stellen uns den Wecker, den die letzten zwei Stunden bis an die Grenze wollen wir ziemlich früh hinter uns bringen. Wir wollen möglichst früh an der Grenze sein, denn Freunde von uns haben hier Sachen erlebt, die man kaum glauben kann. Wir stellen uns auf eine harzige Grenze mit viel Willkür ein, die viele, viele Nerven braucht!

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