Dive, drink, sleep, repeat

Zwei Mal täglich fährt von La Ceiba die Fähre «Utila Dream» auf die Insel. Am Hafen angekommen müssen wir erstmal Lenny registrieren lassen, damit er während unserem Inselabenteuer auf dem Hafengelände stehen darf. Dabei treffen wir erneut auf Fabienne und Simon. Eigentlich müssten die Beiden seit gestern bereits auf Utila sein, sie haben es aber nicht rechtzeitig auf die Nachmittagsfähre geschafft. Mit guter Gesellschaft boarden wir die Fähre und pünktlich um 9 Uhr fahren wir vom Festland auf das karibische Meer hinaus.

Vor 8 Jahren war Manuel schon einmal auf Utila und hat fast drei Monate im Divecenter «Captain Morgans» gearbeitet und die Ausbildung zum Divemaster genossen. Um unser Budget zu schonen, fragen wir natürlich bei Captain Morgans nach, ob wir deshalb einen Specialdeal erhalten. Tauchen auf Utila ist ohnehin schon sehr günstig, doch mit dem Deal, den wir erhalten, hätten wir nicht gerechnet. Manuel taucht kostenlos, so viel wir wollen. Manuel soll lediglich etwas helfen beim Vorbereiten des Bootes und beim Aufräumen der Tauchausrüstung. Unser täglicher Job ist es, das Boot mit den Sauerstofftanks zu beladen (Steffi jammert auch nur am ersten Tag über die schweren Tanks). Das passt gut, denn der Ort wo die Tanks gefüllt werden, liegt direkt neben unserer Wohnung und so haben wir jeden Morgen noch ein kostenloses Wassertaxi zum Tauchcenter inklusive.

Bei unserer Ankunft auf Utila hat es uns fast erschlagen. Die Hitze des Festlandes ist nichts gegen die Temperaturen, die hier herrschen. Und diese dann noch gepaart mit der hohen Luftfeuchtigkeit und mit null Wind. Wir sind froh, dass wir uns ein Appartement mit Klimaanalage gebucht haben. Online haben wir einen Kontakt gefunden, welcher uns ein privates Appartement vermitteln konnte. Die Wohnung liegt perfekt an der «Hauptstrasse», etwas abgelegen von der Partyzone, direkt am Meer mit privatem Steg zum Abkühlen im Meer. Obwohl man bei einer Wassertemperatur von über 30°C kaum von Abkühlung reden kann.

Auf Utila gibt es jeden Tag einen Ort, an dem man feiern kann. Und das erfährt Steffi gleich am ersten Tag so richtig. Wir kommen an einem Dienstag an und Manuel weiss noch ganz genau, was an einem Dienstag auf Utila läuft. Wir treffen Fabienne und Simon zum Abendessen auf eine Baleada bei Mama Rosa. Danach finden wir uns pünktlich um 8 Uhr abends in der Tranquilla Bar ein. Dienstag ist im Tranquilla «Tequila Tuesday». Kostenloser Tequila von 8 bis 9 und danach kostet ein Shot 10 Lempiras, was etwa 40 Rappen entspricht. Wir machen den Fehler und geben Vollgas. Noch vor 11 Uhr sind wir alle im Bett und verzichten auf das Frühstück am nächsten Tag. Und dann gibt es auch noch frühmorgens einen Stromunterbruch. Ohne Klimaanlage, in dem Zustand… die Hölle auf Erden! Zum Glück gehen wir erst am Nachmittag tauchen, gell Fabienne 😉

Wir verbringen total 12 Nächte auf der Insel. Gebucht hatten wir 8, haben dann aber noch verlängert. Das ist eine der 3 Lügen der Insel, niemand verlässt die Insel dann, wann er soll. Jeder verlängert früher oder später.  Die 3 Lügen von Utila sind 1. Ich gehe morgen auf die Fähre, 2. Ich liebe dich und 3. Ich trinke heut nichts. Wer sich ein genaueres Bild davon machen möchte, findet ein passendes Video hier: If You Come To Utila

Simon und Fabienne ziehen nach 2 Nächten im Hostel auch zu uns ins Appartement. Zudem kommt auch Heinz, den wir in letzter Zeit immer wieder treffen, auf Utila an. Auf der Insel lernen wir viele neue Leute kennen. So zum Beispiel Ruks, Will und Josefina, die unsere kleine Partycrew komplettieren. Auch Ruks und Will sind von unserem Appartement mit AC angetan und ziehen bald zu uns.

Wir haben die Baleadas von Mama Rosa schon mal erwähnt. Mama Rosa war bereits vor 8 Jahren Manuels Lieblingsrestaurant. Und noch immer sind die Baleadas hier unschlagbar. Eine Frühstücksbaleada mit Rührei und Avocado oder zum Zmittag oder Znacht eine mit Chicken, Fisch oder Lobster… für 3 Franken isst man sich hier satt (ausser Manuel, der bestellt meistens 2!). Eine Baleada ist etwas typisch Honduranisches. Eine Weizentortilla, gefüllt mit Bohnenmuss, Käse, Salat, Fleisch, Fisch, Ei, oder was auch immer das Herz begehrt. Suuuper fein und sooo günstig. Mindestens einmal pro Tag besuchen wir Mama Rosa. Steffi’s Empfehlung zur Baleada ein frischer Maracuyasaft. Neben den Baleadas gibt es auf Utila noch eine weitere Spezialität: Pastelitos! Eigentlich nichts anderes als Empenadas, frittierte Teigtaschen mit Poulet oder Rindshackfleisch. Man bekommt sie zu jeder Uhrzeit an jeder Ecke. Wir bestellen die Pastelitos meistens spät nachts auf dem Nachhauseweg. Auf dem Weg gibt es eine Pastelitobude die nur nachts geöffnet hat. Wir bestellen immer je ein Pastelito als Mitternachtssnack und vier weitere für morgen zwischen den Tauchgängen. Nebst den Baleadas und Pastelitos gibt es natürlich jegliche Restaurants auf der Insel, von Fisch über Burger zu Pasta, Pizza, Sushi oder Thai. Es gibt nichts, was es hier nicht gibt.

Abgesehen vom Nachtleben ist eine der Hauptaktivitäten auf der Insel natürlich das Tauchen. Je 18 Tauchgänge machen wir während unseres «Inselurlaubs». Das Korallenriff auf Utila ist in gutem Zustand. Wir sehen viele gesunde Riffe sehen und wir hatten viele schöne Tauchgänge. Abgesehen von einigen Tauchspots hat es aber eher wenig Fische oder sonstige Wasserlebewesen. Zumindest auf den ersten Blick, denn Utila ist nicht für Grossfische bekannt. Wir sehen zwar einige Adlerrochen, Schildkröten und einen Ammenhai, doch unsere Highlights bleiben die kleinen Sachen. Manuel spottet auf einem Tauchgang ein Seepferdchen und Steffi liebt es mit den kleinen Squids (Grösse eines Fingernagels) zu spielen, bis sie, um uns abzuschrecken, Tinte spritzen und sich schnell davon machen. Ein weiteres Highlight sind die Tauchgänge bei Nacht mit Tintenfischen und Phytoplankton.

An einem der Tage sind wir etwas später rausgefahren. Der Grund für die Verspätung war das honduranische Fernsehen. Die sind auf Utila und drehen einige Szenen für irgendeine Show. Und heute wollen sie mit uns aufs Tauchboot. Nicht schon wieder denken wir uns (Stichwort Pizza auf Zanzibar). Doch so ist es dann. Wir werden gefilmt wie wir unser Material vorbereiten und dann ins Wasser springen… Nach dem Tauchgang dann die Warnung vom Captain: «bleibt weg vom Boot!» Die TV-Moderatorin hat tatsächlich ins Boot gekotzt… hoffentlich haben sie das auch auf Band! 🙂

Jeden Freitagabend ist Beerpong angesagt. Gastgeber des Tournament ist unser Divecenter. Natürlich schreiben wir uns ein und gewinnen nicht. Simon und Manuel kommen zwar zwei Runden weiter, scheitern dann aber an zwei angetrunkenen Amis. Im Anschluss gibt es noch eine Fullmoon Party in einem Baumhaus. Details ersparen wir euch, aber ja, Steffi kann noch bis in die Morgenstunden durchfeiern.

Utila ist durch eine Lagune und einen Kanal in zwei Teile gespalten. Das meiste, was man als Tourist mitbekommt spielt sich auf dem östlichen Teil ab, der westliche Teil ist weitgehend unbewohnt und unter Naturschutz. Mit einer kleinen Fähre kann man die Lagune überqueren. Die Fähre bringt einem zum Neptuns, einem Restaurant am Strand. Der Strand ist zwar nur mässig schön, dafür aber ist das Schnorcheln direkt davor umso besser. Wir geniessen den ganzen Nachmittag ein intaktes Korallenriff mit vielen Fischen. Mit der Fähre geht es am späteren Nachmittag zurück, um pünktlich zum Schnorcheltest zurück bei Captain Morgans zu sein.

Aiden, ein Divemaster mit dem wir einige der Tauchgänge gemacht haben, hat vor ein paar Wochen seine Ausbildung abgeschlossen. Den Divemaster abschliessen bedeutet, einen abschliessenden Schnorcheltest zu bestreiten… Der Name kommt vom Schnorchel, durch welchen man verschiedene Flüssigkeiten trinken muss. Bier, Rum, Tequila… wir ersparen euch die Einzelheiten. Verkleidet als Hulugirl muss Aiden noch weitere Challenges bestreiten, bevor er offiziell (in Utila zumindest) als gestandener Divemaster gilt. Das Ganze ist unterhaltsam, doch auch immer wieder müssen wir Zuschauer leiden, wenn Aiden Trinkpartner aussuchen darf. Mit allen zusammen besuchen wir dann noch das zweite (und unser letztes) Mal den Tequila Tuesday.

Am Sonntag ist BBQ angesagt. Unser Captain Edo organisiert Kohle und heizt den Grill ein. Jeder bringt sein eigenes Fleisch und Bier und wir haben einen gemütlichen Abend am Strand. Gemütlich zumindest bis Jimmy, ein Ami, der in der Schweiz lebte und nun auf Utila arbeitet, seine Gitarre hervornimmt und «Männer sind Schweine» anstimmt. Dabei gibt er eine Flasche Rum herum und jeder muss mittrinken. Fertig gemütlich, hallo Party!

Wie ihr seht es gibt immer was zu tun auf Utila. Tauchen während dem Tag und irgendeine Bar am Abend. Montags war Karaoke-Night. Wir haben verzichtet. Ladies Night am Donnerstag, da waren wir zu müde. Wir werden einfach langsam zu alt. Wir bevorzugen mittlerweile ab und zu den gemütlichen Abend in der Brauerei, einem Restaurant oder einfach zu Hause. Obwohl, in Utila hat sich Steffi nochmals wie 20 gefühlt. 😀

Ein spezielles (oder eher komisches) Erlebnis war unser Besuch bei Dr. John. Dr. John ist tatsächlich der ehemalige Arzt von Utila. Der Amerikaner hatte genug vom amerikanischen System und ist vor über 20 Jahren nach Utila ausgewandert. Er war der erste Arzt auf der Insel und für viele Jahre der Einzige. Seit 9 Jahren arbeitet er nicht mehr, sondern macht Vollzeit- Party (wenn auch nicht mehr so aktiv). Er ist ein Original auf der Insel und sein Zuhause ist, wenn er da ist, offen für Besucher. Das pinke Haus ist nicht zu übersehen. Dr. John heisst uns Willkommen und versorgt uns mit Shots, die wir im Rhythmus zu TNT trinken müssen. Bei weiteren Shots auf seiner Veranda erzählt er uns seine Lebensgeschichte und davon, dass seine Geschichte gerade verfilmt wird. Den Besuch kann man nicht in Worte fassen…

An unserem zweitletzten Tag auf der Insel verzichten wir aufs Tauchen. Wir mieten einen Scooter und entdecken die kleine Insel. Vieles gibt es auf Utila nicht zu entdecken. Nur ein kleiner Teil der Insel ist per Land erreichbar. Wir fahren zum Pumpkin Hill, dem höchsten Punkt Utilas. Hat man den Hügel erklommen kann man noch weitere 10 Meter auf den rostigen Leuchtturm hochklettern. Von 74 m über dem Meer hat man eine Weitsicht über die ganze Insel. Zweites Ziel sind die Freshwater-Caves. Die Höhlen mit Süsswasserpools sind einzigartig auf der Insel. Es erinnert ein bisschen an die Cenoten in Mexiko und bieten eine schöne, willkommene Erfrischung. Das Wasser ist nämlich angenehm kühl. Entlang der wilden Ostküste fahren wir zurück ins Dorf wo uns die nächste Partynacht bevorsteht.

Unseren letzten Tag auf der Insel wollten wir eigentlich gemütlich mit unseren neuen Freunden und ein paar Bier am Strand verbringen. Doch Edo, unser Captain, meldet sich. Er fährt mit einigen Gästen und der Crew von Captain Morgans nach Water Cay, einer Insel rund 10 Kilometer westlich von Utila. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen und wir gehen natürlich mit. Denn eigentlich wäre das auch noch auf unserer Todo Liste gestanden, aber wir wollten nicht mit einer Tour gehen und ein Boot mieten war uns zu teuer. Wir kaufen im Supermarkt Snacks, Bier sowie Rum und füllen die Kühlbox auf dem Boot. Den Nachmittag verbringen wir gemütlich auf der kleinen unbewohnten Insel, im Wasser und mit reichlich Alkohol. Ein gelungener Abschied von Utila.

Morgen früh um 7 Uhr geht es für uns wieder weiter, zurück aufs Festland und hoffentlich ein paar Tage ohne Bier… wir brauchen eine Pause, wir werden wohl doch langsam alt…

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