Neuer Passagier an Board

Wir möchten euch heute als erstes jemanden vorstellen. Liebe Freunde und Bekannte, das ist Thorsten…

Ihr denkt euch jetzt sicher, dass wir nicht nur in der Windschutzscheibe einen Spalt haben, sondern eventuell auch noch woanders. Da wir uns wirklich unglaublich über die Entstehung von Thorsten aufgeregt haben, ist uns ein Tipp von Jenny in den Sinn gekommen. Wenn du etwas nicht magst oder du dich vor etwas ekelst, gib ihm einen Namen und es ist nur noch halb so schlimm. Vielen Dank für den Tipp, denn es funktioniert tatsächlich 😊

Damit auch ihr wisst, wie wir den «neuen Passagier» aufgegabelt haben, kommt hier seine Geschichte:

Bevor wir uns auf die Fährte der Goldgräber im Norden des Yukons machen, wollen wir die Carcross Desert anschauen. Voller Elan machen wir uns auf den Weg in Richtung der kleinsten Wüste Amerikas und des wunderschönen Emerald Lakes. Bei einer Kurve direkt nach dem See kommt uns ein viel zu schneller LKW entgegen, der zudem auf dem Kiesstreifen am Rande des Highways fährt. Alles was wir noch sehen und hören, ist wie es Steine auf uns herunterhagelt. Als der Staub weg ist, sehen wir einen riesen Steinschlag in unserer Windschutzscheibe. Nicht der Erste, aber definitiv der Tiefste und Grösste. Es geht nicht lange und der Spalt fängt an breiter zu werden. Zurück in Whitehorse steuern wir eine Werkstatt an und lassen es so gut wie möglich reparieren. Jedoch wird uns gesagt, dass sie nicht garantieren können, dass der Spalt nicht mehr grösser wird. Tja, wir haben ja keine andere Wahl.

Etwas genervt über den idiotischen LKW-Fahrer verlassen wir, nach einer kurzen Shoppingtour im Walmart, Whitehorse in Richtung Norden. Wir nehmen die historische Route, welche während dem Gold Rush die Goldsuchenden von der Atlantikküste bis nach Dawson City führte. Vom Klondike Highway und der Landschaft, durch die wir fahren, sehen wir heute nicht sonderlich viel. Es regnet wie in Strömen und die Sicht ist dementsprechend schlecht.

Am nächsten Tag ist das Wetter etwas gnädiger und wir können so den einen oder anderen Stopp entlang des Highways einlegen. Unter anderem stoppen wir bei den Five Finger Rapids. Das sind berüchtigte Stromschnellen, welche ein grosses Hindernis für die Goldgräber darstellte. Hier mussten sie mit den Schiffen flussaufwärts über die seichten Stromschnellen navigieren.

Vor einigen Wochen noch war der Klondike Highway gesperrt, da es einen grösseren Waldbrand direkt an der Strasse gab. Seit gestern ist die Strasse zum Glück wieder offen. Der Brand wurde eingedämmt, aber es qualmt noch immer an verschiedenen Orten entlang der Strasse. Zudem riecht es noch nach Feuer und die verbrannten Bäume sind gut zu erkennen. Obwohl Feuer wichtig für die Natur ist, fühlt es sich irgendwie komisch an durch den verbrannten Wald zu fahren.

Wir erreichen Dawson City gegen Abend, entscheiden uns aber noch kurz davor eine Nacht in der Natur zu verbringen und campen direkt am Ufer des Klondike River.

Dawson City ist bekannt als die Stadt des Goldes. Hier wurde vor gut 125 Jahren Gold gefunden und ein regelrechter Gold Rush wurde ausgelöst. Innert wenigen Tagen stieg die Einwohnerzahl der kleinen Stadt von wenigen Hundert auf über 40’000 Menschen. Viele Leute starben bereits beim Versuch sich nach Dawson zu begeben, sei es an Erschöpfung, Erfrierungen oder durch Ertrinken im Yukon River.

Bei der Fahrt ins Zentrum von Dawson durchquert man die ehemaligen Goldfelder. Gut sichtbar ist das an den aufgetürmten Kieshügeln, die das Resultat einer Dredge sind. Eine Dredge ist ein Schwimmbagger, der vorne Dreck auflädt, das ganze filtert, und so möglichst alles Gold rauskriegt, und hinten das Kies wieder rauslässt. Das möchten wir sehen (oder besser gesagt Manuel, der ganz fasziniert ist, da früher in ihrer WG immer Gold Rush auf DMAX geschaut wurde). Wir fahren auf einen Claim einer Firma rein – keine Ahnung ob das legal war, es hat jedenfalls keine «No Trespassing» Schilder. Wir entdecken eine Dredge, völlig zerstört und halb versenkt. Steffi hingegen faszinieren eher die Bärenspuren, die ganz in der Nähe sind. Win-Win also 😊

Wir fahren weiter in das Bonanza Creek Tal. Jenes Tal in dem am meisten und das beste Gold gefunden wurde. Hier steht die Dredge No. 4, welche noch intakt ist. Zumindest äusserlich und man kann sie besichtigen. Wir machen eine geführte Tour und sind ziemlich baff, wie fortschrittlich alles ist, wenn man bedenkt, dass diese Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde.

In Dawson gönnen wir uns frischen Lachs aus der Region – einen Yukon Salmon Burger. Danach heisst es dann erstmals Wäsche waschen, duschen und Wassertank befüllen. Danach geniessen wir noch den wundervollen Ausblick über die Stadt vom Midnight Dome (dem Hügel hinter der Stadt) und ein Bier im Sourdough Joe’s Restaurant – eines der ältesten Lokalen des Städtchen.

Die zweite Nacht in Dawson City verbringen wir auf dem Parkplatz des Visitor Centers. Neben uns stehen weitere Vans und zwei Expeditionsmobile, unter anderem Unimogreise.com und zwei Costaricaner die mit ihrem knallgelben, uralten VW Bus und einer Katze hier hochgefahren sind. Zudem lernen wir zwei Schweizer kennen, die auch mit einem Truck unterwegs sind, Team Bodyduck nennen sie sich. Irgendwie hat es hier mehr Schweizer und Deutsche als auf dem Campofelice Campingplatz im Tessin.

Am nächsten Morgen machen wir eine geführte Walking-Tour durch die Stadt. Wir besuchen die alte Bank, die Post und den Saloon – alles noch eingerichtet wie vor hundert Jahren. Als der Gold Rush vorüber war, halbierte sich die Zahl der Einwohner Dawsons innert Tagen und vieles wurde zurückgelassen, wo und wie es gerade war. Uns wurde übrigens erzählt, dass es hier sehr viele Schweizer Auswanderer gibt. Dies erfährt Steffi, als Sie im Visitor Center von einer Angestellten plötzlich auf Schweizerdeutsch bedient wird. Ob die vielen Schweizer wohl alle Gold gefunden haben?

Bevor wir uns von der Goldstadt verabschieden, hören wir Musik aus dem Stadtpark. Es findet ein Konzert anlässlich des Dawson City Music Festivals statt. Wir hören kurz der Countrysängerin zu, machen uns dann aber auf zur Fähre über den Yukon River.

Auf der anderen Seite des Flusses beginnt der «Top of the World»-Highway – die Strasse vom Yukon an die amerikanische Grenze in Alaska. 100 km unasphaltierte Strasse. Wir erwarteten eine lange und nicht sehr angenehme Fahrt. Doch in Wirklichkeit ist die Strasse gar nicht so schlecht. Jedenfalls besser als die wenigen asphaltierten Abschnitte, die tausende von Schlaglöchern haben.

Bereits nach wenigen Kilometern ist uns klar, weshalb die Strasse so heisst. Links und rechts geht es runter, und wir haben kilometerweite Sicht über die wunderschöne Landschaft des Yukons. Es fühlt sich wirklich an, als würden wir «on top of the world» fahren. Am späteren Nachmittag erreichen wir die Grenze zu Alaska und hoffen auf eine kurze Angelegenheit…

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