Back in Bear Country

Das Reisechaos geht weiter. Wir lesen in den News von gestrandeten Passagieren und annullierten Flügen. Wir sind voller Hoffnung, dass bei uns alles gut geht. Bei der Gepäckabgabe in Zürich werden wir dann gefragt, ob wir während des Fluges ein wenig Geld verdienen wollen? Wir sagen uns wieso denn nicht und hören uns die Alternative an. Der Flug ist überbucht und wir bekommen 600 Euro angeboten, wenn wir anstelle des Direktfluges nach Vancouver via Toronto fliegen und ca. 2 Stunden später in Vancouver landen. Spätestens beim Wort «Toronto» verfliegen die Dollarzeichen in unseren Augen wieder und wir stoppen den netten Herrn beim Check-In. Wir kennen mittlerweile die Pünktlichkeit von Air Canada und die Umsteigezeit in Toronto ist sehr knapp bemessen. Wir haben uns richtig entschieden, denn die Maschine nach Toronto hebt in Zürich mit bereits einer Stunde Verspätung ab.

Wir hingegen landen pünktlich in Vancouver und keine zwei Stunden später stehen wir vor unserem bereits sehr vermisste Lenny! Er steht unversehrt da 😊 Noch am selben Tag verlassen wir Vancouver Richtung Norden und fahren bis ins Städtchen Squamish. Dies ist der Ausgangspunkt für den berühmten Sea to Sky Highway. Für uns ist es der Ort, an dem wir erst mal unseren Kühlschrank und die Wassertanks wieder auffüllen. Noch keine 6 Stunden zurück in Kanada und schon läuft uns wieder ein Bär über den Weg. Dieses Mal während wir unser Abendessen kochen, zum Glück hat es einen Zaun dazwischen und wir haben Zeit uns und unsere Hotdogs im Auto in Sicherheit zu bringen.

Von Squamish aus fahren wir auf dem Sea to Sky Highway nach Whistler. Wir stoppen an verschiedenen Aussichtspunkten und machen eine kurze Wanderung auf dem Train Wreck Trail. Ein verunfallter Zug aus dem Jahre 1956 der heute mit Graffiti-Kunst geschmückt ist. Whistler, weltbekannt unter Skifahrern, ist im Sommer das Mekka fürs Downhill Biking. Der Austragungsort der Winterolympiade 2010 gefällt uns sehr gut und die lockere Atmosphäre in der Fussgängerzone ist genau unser Ding. Trotzdem belassen wir es bei einem kurzen Besuch, denn die nächste Regenfront kündet sich an. Wir verbringen die Nacht unweit des Ortes im Nairn Falls Provincial Park.

Nachdem wir am nächsten Morgen aus den Duschen des Community Centers von Pemberton kommen, stehen zwei Polizeiautos vor Lenny. Ein Schwarzbär hat sich verlaufen und ein mit Schaufel bewaffneter Gärtner und die zwei Polizisten versuchen diesen aus der Wohngegend zu verscheuchen. Leider nützten weder laute Sirenen noch Klatschen etwas und der Bär läuft weiterhin im Kreis und scheint völlig desorientiert. Der Polizist erzählt uns, dass dies ein völlig untypisches Verhalten ist und er noch nie einen Bären erlebt hat, der nicht sofort das Weite sucht. Der Tierarzt wird gerufen damit der Bär betäubt und untersucht werden kann. Der Rest des Tages ist schnell erzählt: wir fahren bei Regen, fahren bei Sonne und fahren wieder bei Regen.

Der nächste Tag geht weiter wie der letzte geendet hat. Wir fahren bei strömendem Regen weiter und erreichen unser Ziel, Dawson Creek, bei strahlender Sonne gegen Mittag. Wir gönnen uns einen leckeren Burger im Stuie’s Diner. Von Bekannten die momentan im Yukon sind, haben wir erfahren, dass die Supermärkte zurzeit fast leer sind. Der Grund dafür sind gesperrte Strassen wegen Waldbränden im Yukon und ein weggespülter Highway in British Columbia. Deshalb heisst es für uns: Grosseinkauf.

Dawson Creek ist bekannt als Mile 0 des Alaska Highway. Hier startet der rund 2500 Kilometer lange, historische Highway, welcher in Fairbanks in Alaska endet.

Auf dem Alaska Highway fahren wir gegen Norden. Erster Stopp ist die historische Kiskatinaw Brücke, die erste, gebogene Holzbrücke Kanadas. Vieles gibt es nicht zu machen entlang des Highways – bekannt ist er hauptsächlich aufgrund der Geschichte, wie dieser in den 50er Jahren gebaut wurde. Über unzählige Pässe führt die Strasse durch die unglaublich schöne Landschaft Kanadas. Es gibt auch hier wieder diverse Campgrounds in Provincial Parks, aber auch Recreation Sites auf welchen man kostenlos Campen kann. Die Toad River Rec Site haben wir ganz für uns alleine 😊

Wir fahren weiter, entlang des wunderschönen Muncho Lake zu den Liard Hot Springs. Ein willkommener Stopp, da es hier oben in den Bergen ziemlich kalt ist. Hier startet jedoch auch, wovor wir uns schon lange gefürchtet haben: die Mückeninvasion! Tausende, wenn nicht Millionen von Stechmücken, überall sind sie und es gibt kein Entkommen. Vielen Dank an Vanessa und Barbara, dass ihr uns vor unserer Reise in die Praktiken des «Bite-Aways» eingeführt habt. Ohne diesen hätten wir hier wohl nicht überlebt. Immerhin juckt es nun nicht mehr, aber Pumukel würde beim Anblick von Steffi vor Neid erblassen.

Wir fahren weiter und erreichen schon bald die Stelle, von der hier alle Reden. Hier wurde vor wenigen Tagen der Highway weggespült und die Versorgung vieler Orte im Yukon wurde blockiert. Der Grund, weshalb der Highway weg ist, sieht man gleich: ein riesiger, leerer See. Ein Biberdamm ist gebrochen, hat den See sintflutartig durch ein enges Tal gespült, über und unter den Highway durch. Mittlerweile wurde bereits eine Notstrasse planiert, welche man nur mit einem Pilotfahrzeug befahren darf. Man wartet auf der einen Seite der Strasse bis man abgeholt wird und fährt dann dem Pilotfahrzeug nach.

An einigen Abschnitten fährt man heute auf einem neuen Highway, jedoch direkt daneben liegt meistens der historische alte Teil des Highways. Dieser wird an gewissen Stellen inoffiziell als Campsite benutzt. Heute auch von uns. Wunderschön gelegen, aber die Tausenden von Mücken verunmöglichen alles was ausserhalb vom Fahrzeug stattfindet. Wirklich alles, dazu gehören auch Pipi-Pausen!

Der nächste Teil der Strasse führt uns weitere 500 Kilometer über ein Hochplateau. Wiederum fahren wird durch wunderschöne Landschaft entlang von Flüssen und Bergen. Unser Ziel ist die Hauptstadt des Yukons, Whitehorse.

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