Es ist Sommer

«Es ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert, Sommer ist was in deinem Kopf passiert» – die Strophe der Wise Guys verfolgt uns schon seit Beginn unserer Reise. Sie wurde sozusagen unser Motto der ersten drei Monate in Kanada und Alaska. Doch nun endlich, ist auch bei uns der Sommer angekommen.

Seit dem Grenzübergang, zurück in Kanada, hat uns kein Tropfen Regen erreicht und wir streichen uns wieder fleissig mit Sonnencreme ein. Scheint als hätten die Wolken kein gültiges Visum für Kanada…

Wir fahren wieder auf dem Alaska Highway, die Etappe, die wir noch nicht gesehen haben, von der alaskischen Grenze in den Kluane Nationalpark. Beim Kluane Lake übernachten wir, direkt am Ufer des Sees und geniessen die Abendsonne bis spät abends. Bis wirklich spät, denn seit gut 2 Wochen geht die Sonne erst gegen Mitternacht für etwa zwei, drei Stunden unter.

Der Kluane Nationalpark ist von hohen, gletscherbedeckten Bergen umgeben und im Tal fährt man durch die Wälder und entlang von Seen. Ein Paradies zum Wandern. Wir machen vom Kathleen Lake aus eine Wanderung zum Kings’s Throne. 5 Kilometer steil im Geröll bergauf bis zu den Felswänden. Die anstrengende Wanderung hat sich aber gelohnt, wir werden belohnt mit einer wunderschönen Aussicht über den Nationalpark und das Tal. Da unten im Tal, direkt am Fluss (besser gesagt im Fluss, denn wir stehen auf dem Kies des Flussbettes) verbringen wir die nächste sternenklare Nacht im Kluane.

Wir haben Alaska zwar hinter uns gelassen, aber trotzdem, vor uns liegt… tadaaaa: Alaska. Wir fahren über die Passstrasse im Dezadeash Gebirge, wo wir mit zwei anderen Schweizern in einem steinalten Mercedesbus auf dem Pass übernachten. Am nächsten Morgen fahren wir dann wieder nach Alaska. Alaska ist zwar der nordwestlichste Teil des Kontinentes, doch der Bundesstaat erstreckt sich weit in den Süden, entlang der Westküste. Wir fahren nach Haines – Heimat von Parker Schnabel oder wer die Familie Brown kennt, hier kommen sie ans Festland wenn was gebraucht wird. Wir sehen aber weder Parker noch die Browns. Haines ist ausserdem bekannt für die schöne Landschaft und die Grizzlies, die hier im Fluss nach Lachs fischen. Wir fahren die bekannte Strasse an den Chilkoot Lake, etliche Male, doch leider sind neben mehreren Weisskopfseeadlern nur Grizzly-Ausscheidungen und keine fischenden Grizzlies in Sicht.

Von Haines aus, kann man die Fähre nehmen, zurück ins «richtige» Alaska, runter zur Hauptstadt Juneau oder die lange Fahrt bis nach Seattle. Für uns kommt das nicht in Frage, zum einen gibt es noch einiges das wir in Kanada sehen möchten und zum anderen ist unser Portemonnaie nicht so dick 😉 Wir gönnen uns und Lenny aber eine Pause und boarden die Fähre für einen kleinen Teil der Inside Passage – von Haines nach Skagway. Die einstündige Überfahrt erspart uns so 600 Kilometer löchrige Asphaltpiste.

Skagway – hier startete der Gold Rush. Wir waren ja schon in Dawson City, oben im Yukon, das Ziel des Goldrausches. Skagway ist der Ort, an dem die Goldsucher an Land kamen und den langen Weg über die Berge starteten. Heute ist es vor allem ein Ort, an dem Kreuzfahrtschiffe anlegen. Für unsere Fahrt, zurück in den Yukon und durchs Niemandsland brauchen wir noch etwas Vorrat. In Haines dachten wir noch, dass wir mit einkaufen warten, denn die Auswahl liess zu wünschen übrig und Skagway ist ja einiges grösser. Dachten wir zumindest. Der einzige Laden in Skagway war so ziemlich leer. Wir wünschten uns die Auswahl von Haines zurück. Gemüse? Fehlanzeige. Früchte? Einige braune Bananen. Brot (wir sind mittlerweile total happy mit Toastbrot), eine Packung, die heute abläuft… Wir lassen es sein und werden die nächsten Tage auf unsere Reserven zurückgreifen 😊

Die Reise führt uns durch die wunderschöne Landschaft von Skagway in Richtung Carcross, wo wir schon bald wieder auf dem Alaska Highway unterwegs sind. Kurz nach Watson Lake biegen wir ab, gegen Süden, auf den bekannten Stewart-Cassiar Highway. Und nun ist der Sommer definitiv angekommen. Bei 30°C schwitzen wir uns den Allerwertesten ab. Wir machen immer wieder Pausen, an Seen und Flüssen für eine Abkühlung.

Als nächstes besuchen wir Hyder. Wir sind zurück in Alaska! Zumindest für einige Stunden. In Hyder gibt es nicht einmal eine amerikanische Grenzkontrolle. Man kann Kanada verlassen, muss bei der Einreise nach Kanada aber wieder das ganze Prozedere durchmachen. Der Grenzbeamte (Kevin Hart Lookalike 😊) fragt natürlich auch uns die Standardfragen wie, ob das Auto uns gehöre oder ob wir Esswaren, Alkohol oder Waffen dabei haben. Obwohl wir das schon mehrere Male hinter uns haben, läuft das heute irgendwie etwas anders…

Grenzbeamter: do you have any weapons with you? / haben Sie irgendwelche Waffen bei sich?
Manuel: Yes a Gun / Ja eine Pistole
Grenzbeamter und Steffi beide gleichzeitig und mit riesen Augen: Whaaaat?!?!
Manuel: No no not a Gun, sorry just a Bearspray! / Nein Nein sorry, Keine Waffe nur ein Bärenspray!
Grenzbeamter sichtlich erleichtert (Steffi hingegen bricht der Schweiss aus): No problem, you can pass / Kein Problem, Sie können weiterreisen

Puh, nochmals Glück gehabt, wenn der von unserer Waffe im Kofferraum erfahren hätte… Nein Spass, natürlich haben wir keine Waffen dabei 😊 Das nächste Mal üben wir unsere Antworten vor dem Grenzübertritt nochmals.

Hyder ist ebenfalls bekannt für fischende Grizzlies. Eigentlich sind es Braunbären, denn wir sind an der Küste und lediglich Braunbären des Inlands werden Grizzly genannt – ausser in Hyder. Da machen Sie eine Ausnahme. Wir haben mega Glück, denn wir treffen kurz vor 9 Uhr morgens am Ort des Geschehens ein. Am Fish Creek, dem kleinen Bach an dem die Lachse aufwärts schwimmen und die Bären fischen. Es ist nicht Saison, die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Bären sehen, daher nur sehr klein. Doch als wir parkieren, kommt uns gleich eine Rangerin entgegengelaufen und sagt uns wir sollen uns beeilen, da vorne sei ein Bär. Und tatsächlich haben wir das Vergnügen eine gute halbe Stunde lang einem Grizzly beim Fischen zusehen zu können. Mega cool 😊 Die restlichen anderthalb Stunden die wir auf einen weiteren Bären hoffen, sind jedoch erfolglos.

Hyder ist nun definitiv unsere letzte Station in Alaska. Wir fahren weiter gegen Süden. Durch die öde Landschaft vom südlichen British Columbia. Uns gefällt es hier nicht so – sehr viel Industrie, viel Verkehr und zu viel Zivilisation. In Prince George haben wir dann unseren nächsten Werkstattbesuch mit Lenny. Wir haben wohl die eine oder andere Dirtroad und ein paar Schlaglöcher zu viel hinter uns. Der Unterboden (oder so) ist uns mitten auf dem Parkplatz des Walmarts fast komplett runtergefallen. Zum Glück ist keine 20 Meter neben uns eine Autogarage, die uns das mit paar Kabelbindern wieder zurechtbiegt. 

Mit geflicktem Lenny und viel Vorfreude auf unsere nächste Destination fahren wir, mittlerweile bei sauheissen 41°C zurück in die Agglomeration Vancouvers. Nachdem wir uns quer durch den Richmond Night Market gegessen haben, fahren wir nach Tsawwassen. Hier übernachten wir zum dritten und nicht zum letzten Mal auf dem Walmart Parkplatz. Wir «freuen» uns morgen früh um 5 Uhr aufzustehen, es geht nämlich weiter, nicht auf dem Asphalt, sondern zu Wasser…!

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