Bison, Wolf und Co.

Wir haben grosse Erwartungen an den Yellowstone Nationalpark. Zum einen von dem was wir schon in Dokus gesehen oder gelesen haben, zum anderen hat Steffi super Erinnerungen an ihren ersten Besuch vor 6 Jahren und schwärm seither vor. Im Frühling dieses Jahres gab es im Yellowstone grosse Überschwemmungen und der Park war zeitweise gar gesperrt. Deshalb haben wir auch unsere Pläne den Park bereits im Frühling zu besuchen gestrichen und haben die Zeit in Kanada verbracht. Heute ist 92% des Parkes wieder offen, leider aber ist das Lamar Valley noch geschlossen. Das Tal ist bekannt für die grossartigen Tiersichtungen und genau dort haben die Überschwemmungen grosse Teile der Strasse weggespült. Somit hoffen wir auf geniale Landschaft und einige Tiere auch ausserhalb dieses Tales.

Der Park ist grob in zwei Loops aufgeteilt, also wie eine 8 mit zwei Rundstrassen. Wir starten unser Abenteuer mit dem südlichen Loop, früh morgens durchs Hayden Valley. Auch hier ist die Chance auf Tiere gross. Und so befinden wir uns schon wenig später inmitten einer riiiiiisigen Bisonherde. Bison haben im Park immer Vortritt. So kommt es immer wieder zu Staus, wenn zum Beispiel ein Bison-Kälbli zu interessiert an den Autos ist oder ein Bulle sich auf der Strasse für einen Mittagsschlaf entscheidet. Entlang des südlichen Loops befinden sich diverse Stopps, bei welchen man über kurze Boardwalks zu den geothermalen Aktivitäten des Parks gelangt. Der Loop befindet sich mehr oder weniger entlang des tausende von Jahren alten Kraters des Yellowstone Vulkanes. Noch immer dringt Magma so nah an die Erdoberfläche, dass sich das Grundwasser erhitzt und so Hunderte von Hot Pools, Geysiren oder Dampfhöhlen entstehen. Wir klappern diese, eine nach dem anderen, ab. Wirklich eindrücklich und auch schwer zu beschreiben, daher lassen wir das und lassen die Bilder sprechen. (Übrigens: was wir nicht in Bildern zeigen können: es stinkt überall nach Schwefel… nach faulen Eiern…)

Damit wir unsere Tage nicht nur im Auto verbringen, haben wir uns entschieden eine Wanderung auf den Mount Washburn zu machen. Das ist einer der höchsten erreichbaren Gipfel des Yellowstone (3115 Meter über Meer). Von der Feuerwache auf dem Gipfel hat man eine 360 Grad Rundumsicht über den Park. Vor uns der Grand Canyon des Parkes, dahinter das Hayden Valley, der Yellowstone Lake und sogar die Teton Range (siehe nächster Bericht) sehen wir in der Ferne. Auf der anderen Seite sehen wir in Richtung Norden, zum Lamar Valley und über die Grenzen des Parkes hinaus. Am Nachmittag besuchen wir dann, den am Morgen von oben gesehenen «Grand Canyon of the Yellowstone». Dieser liegt praktischerweise direkt neben unserem Campground. Der Yellowstone River schlängelt sich eindrücklich durch die Schlucht, die er während Tausenden von Jahren selber geschliffen hat. Eindrückliche Viewpoints und anstrengende Wanderungen in der prallen Sonne füllen den restlichen Tag, bevor wir uns das wohlverdiene Abendessen grillieren😊

Der nördliche Loop führt entlang des Mount Washburn zum gesperrten Lamar Valley. Von da aus weiter in Richtung Mammoth Hot Springs. Auf dem Weg dorthin gibt es wiederum Aussichtspunkte und verschiedene lohnenswerte Stopps. So zum Beispiel bei einem versteinerten Baum, weiteren Schluchten oder auch noch vielen dampfenden Pools oder Geysiren. Auf halbem Weg machen wir uns bereit für einen kurzen Boardwalk, werden aber von einem Bison davon abgehalten. Gemütlich läuft er über die Strasse auf den Boardwalk und versperrt uns den Weg. Dann halt nicht. Wir fahren zu den Mammoth Hot Springs und machen dort eine schöne Wanderung an zwei Biberteichen entlang.

Der vierte und letzte Tag im Yellowstone ist angebrochen und wir möchten gerne nochmals ein paar Tiere sehen. Wir machen uns auf ins Hayden Valley, da dies auf dem Weg in Richtung südlichem Ausgang ist. Ohne grosse Hoffnung stoppen wir da, wo auch andere Leute mit Ferngläsern am Strassenrand stehen. Wir fragen nach was sie denn sehen und können es kaum glauben. Wölfe! Ein ganzes Rudel! Das sogenannte Wapiti-Pack. Wooohoooooo!

Wir beobachten die Wölfe beim Spielen und Fressen und hören sie heulen. Einige Wölfe befinden sich hinter uns und möchten den Fluss überqueren und kommunizieren durch das Heulen mit ihren Familienmitgliedern auf der anderen Seite. Wir beobachten, wie ein Wolf einen Kojoten jagt, wie er im Fluss baden geht und wie sich die Wölfe immer wieder anheulen. Grossartig! Eine Einheimische, die neben uns das ganze beobachtet, macht uns ausserdem noch auf den Slough Creek aufmerksam. einen kleinen Teil des gesperrten Lamar Valleys der zurzeit mit einem Permit befahrbar ist. Da hat sie vor wenigen Tagen auch Wölfe und sogar einen Puma gesehen. Wir sind etwas enttäuscht, dass wir das Permit nicht gelöst haben, denn davon gehört haben wir aber dachten nicht, dass es sich lohnt.

Gegen Mittag ist dann bei den Wölfen immer weniger los und wir werfen unsere Pläne komplett über den Haufen… Wir wollen noch nicht gehen und entscheiden uns nicht gegen Süden, sondern raus aus dem Park ins Dörfchen «West Yellowstone» zu fahren. Da gibt es Internet und so können wir uns ein Permit für den Slough Creek sichern und unsere Schlafsituation besser planen. Mit etwas Glück finden wir ja vielleicht auch noch eine verfügbare Campsite. Mit wenig Hoffnung rufen wir bei der Reservationshotline an und tatsächlich, auf dem Bridge Bay Campground hat es noch Platz für 2 Nächte. Dieser ist direkt südlich des Hayden Valley gelegen, also auch sehr gut für unsere «Tierbeobachtungspläne».

Von nun an stellen wir uns den Wecker noch früher, diesmal soll er uns schon um 5:30 Uhr aus dem Schlaf reissen. Bei völliger Dunkelheit fahren wir los und sind 20 Minuten später im Tal. Auf einem ersten Parkplatz halten wir an und machen uns einen Kaffee. Es hat zwar schon ein paar Leute, sieht aber nicht so aus, als ob sie schon was gesehen haben. Doch plötzlich sehen wir die Wölfe, unweit von uns direkt auf der anderen Seite des Tals. So cool, die Wölfe spielen am Fluss und direkt darüber ein wunderschöner Sonnenaufgang. Es geht aber nicht lange bis sich die Wölfe davon machen, wieder in die Richtung wo wir sie gestern schon gesehen haben. Wir springen in Lenny und fahren Vollgas hinterher. Wir sehen noch, wie die Wölfe einem Wapiti hinterherrennen. Die Jagd beginnt! Leider ist das Tal aber mit dichtem Sage-Bush übersäht und zudem gibt es einige Seitentäler. Viel von der Jagd sehen wir nicht, doch das Wapiti sehen wir einige hundert Meter weiter in Sicherheit hinter einem Hügel verschwinden. Die Wölfe sind wohl noch zu vollgefressen.

Für den Nachmittag haben wir das Permit für den Slough Creek. Der erste Teil des Lamar Valleys, in welchem der Slough Creek ist, ist landschaftlich ganz anders als das Hayden Valley. Viel steiniger und noch hügeliger. Wunderschön, aber auch wirklich schwer Tiere von Steinen zu unterscheiden. Bereits nach den ersten Kurven kommen die ersten Bison und Pronghorn Antilopen in Sicht. Alles andere ist nicht so doof und liegt in der prallen Sonne rum 😊 Wir fahren bis ganz ans Ende, und machen eine Wanderung noch tiefer in ein Seitental rein. Nebst einem Murmeltier und einem einigen Streifenhörnchen sehen wir aber nicht viel. Kein Wunder bei dieser Hitze.

Am nächsten Morgen heisst es gleiches Programm wie gestern. Aufstehen bei Dunkelheit mit anschliessendem Kaffee bei den Wölfen und mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Besser könnten wir uns das gar nicht vorstellen – ein Traum (zumindest Steffis langersehnter Wolf-Traum) geht in Erfüllung. Nach zwei Stunden mit den Wölfen sagen wir Tschüss Wolf und fahren in den Norden zum Slough Creek. Doch obwohl es erst 8 Uhr morgens ist, ist das Tal ziemlich ausgestorben. Einige Bison, Pronghorn Antilopen und ein Kojote… Wir bleiben trotzdem noch etwas und scannen das gesamte Tal, jeden Baum und jeden Stein zweimal mit dem Feldstecher ab. Nichts da. Ausser einer kleinen hyperaktiven Eichhörnchen Familie, die auf dem Baum rumtanzt und für uns posiert. Manuel kann sich kaum sattsehen von den kleinen süssen Nagern. Er zeigt es auch den vorbeifahrenden Autos, doch von denen ist keiner sonderlich interessiert… ist halt kein Bär, Wolf oder Puma. Wir finden es trotzdem super toll 😊

Zurück im Hayden Valley sind die Wölfe nicht mehr da. Gemäss den hunderten (wirklich hunderten!) Leuten die noch am Strassenrand stehen und versuchen etwas zu erblicken, sollen da aber noch zwei Bären sein. Zwei Grizzlys die sich am Ass vollfressen, welches die Wölfe hinterlassen haben. Wir sehen den Sinn und Zweck nicht noch Stunden zu warten, um eventuell vielleicht noch einen Bären auf Distanz zu sehen und begeben uns wieder zurück zum geparkten Lenny. Kaum losgefahren und um die erste Kurve, spottet Steffi den Grizzly. Der sitzt gemütlich hinter einem Baum und beobachtet die Leute. Aus unserer Perspektive sehen wir den Bären im Wald verschwinden, für alle anderen scheint er aber hinter dem Baum versteckt gewesen zu sein. 😊 

Es war unser (geplanter) letzter Tag (der verlängerten Zeit) im Yellowstone. Doch… wir haben uns noch nicht sattgesehen. Auf dem Weg raus zum Südeingang müssen wir eh am Campground vorbei, und so wie wir gehört haben soll es noch Platz haben. Wir versuchen spontan unser Glück und ja, wir bleiben nochmals eine Nacht.

Same procedure as yesterday. Tagwache um 5:30 Uhr und ab zum Hayden Valley. Doch auf dem Weg ins Valley ahnen wir nichts Gutes. Es ist neblig, und der Nebel wird immer dichter. Bis wir kaum noch 10 Meter weit sehen. Somit sind wir heute zwar nicht für einen Sonnenaufgang oder für Wölfe aufgestanden, die mystische Stimmung am Yellowstone River belohnt uns aber allemal. Bis der dichte Nebel nachlässt wird es wohl noch einige Stunden dauern. Wir besuchen noch kurz den West Thumb Geysir, einen den wir verpasst haben (wenn du wissen möchtest, wieso, googel mal West Thumb und menschlicher Fuss).

Wir verabschieden uns vom Yellowstone Nationalpark. Geplant waren 4 Nächte – geblieben sind wir 7. Wir sind begeistert von diesem Park und sind uns sicher: das war nicht das letzte Mal😊

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